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Naokos Laecheln

Naokos Laecheln

Titel: Naokos Laecheln
Autoren: Haruki Murakami
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»Es ist wunderschön und zärtlich.« Sie spielte noch ein paar Akkorde daraus, dann trank sie einen Schluck Wein. »Mal sehen, wie viele Stücke ich hinkriege, bevor ich restlos betrunken bin. Bis jetzt ist unsere Totenfeier wirklich nicht traurig, sondern sogar ganz schön, oder?«
    Nun spielte sie Norwegian Wood, Yesterday, Michelle und Something. Here Comes the Sun sang sie. Nach Fool on the Hill legte ich sieben Streichhölzer aus.
    »Sieben Songs«, sagte Reiko, trank von ihrem Wein und rauchte. »Die verstehen was von Melancholie und Güte.«
    Mit »die« meinte sie natürlich John Lennon, Paul McCartney und George Harrison.
    Nach dieser kurzen Atempause drückte sie ihre Zigarette aus und spielte weiter: Penny Lane, Blackbird, Julia, When I’m 64, Nowhere Man, And I love her und Hey Jude.
    »Wie viele haben wir jetzt?«
    »Vierzehn.«
    Reiko seufzte. »Könnten Sie nicht vielleicht auch etwas spielen?«
    »Aber ich bin sehr schlecht.«
    »Macht nichts.«
    Also holte ich meine Gitarre und stümperte Up on the Roof, während Reiko sich entspannte, rauchte und trank. Am Ende applaudierte sie mir.
    Als nächstes spielte sie ein Gitarrenarrangement von Pavane pour une infante défunte nach Ravel und eine wunderschöne, klare Version von Debussys Claire de Lune.
    »Diese beiden habe ich nach Naokos Tod einstudiert. Am Schluß ging ihr musikalischer Geschmack nicht mehr über sentimentale Stücke hinaus.«
    Dazu schienen ein paar Titel von Bacharach zu passen: Close to You, Raindrops Keep Falling on My Head, Walk on By Wedding Bell Blues.
    »Zwanzig«, sagte ich.
    »Ich bin eine menschliche Musikbox«, rief sie fröhlich. »Meine Lehrer am Konservatorium wären sehr erstaunt, wenn sie mich so sehen könnten.«
    Sie schlürfte ihren Wein, paffte eine nach der anderen und spielte. Bossa Novas, Rodgers und Hart, Gershwin, Bob Dylan, Ray Charles, Carole King, Beach Boys, Stevie Wonder, den Sukiyaki Song, Blue Velvet, Green Fields. Mitunter schloß sie die Augen, nickte im Takt und summte eine Melodie mit.
    Als der Wein alle war, tranken wir Whiskey. Den Wein im Garten goß ich über die Steinlaterne und füllte das Glas mit Whiskey auf.
    »Wie viele haben wir jetzt?«
    »Achtundvierzig.«
    Neunundvierzig wurde Eleanor Rigby und fünfzig noch mal Norwegian Wood. Danach schüttelte sie ihre Hände aus und nahm einen Schluck Whiskey. »Ich glaube, das ist genug«, sagte sie.
    »Ich auch. Tolle Leistung.«
    »Und jetzt, Herr Watanabe, vergessen Sie diese erbärmliche Trauerfeier in Kōbe.« Reiko sah mir in die Augen. »Und erinnern sich nur noch an unsere schöne. Ja?«
    Ich nickte.
    »Und nun eine Zugabe«, sagte sie und spielte als einundfünfzigstes Stück ihre Lieblingsfuge von Bach.
    »Sagen Sie mal, Herr Watanabe, was halten Sie davon, mit mir zu schlafen?« flüsterte sie, als sie zu Ende gespielt hatte.
    »Seltsam«, sagte ich. »Gerade habe ich das gleiche gedacht.«
    Im dunklen Zimmer hinter den geschlossenen Vorhängen umarmten Reiko und ich uns, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Ich zog ihr Bluse, Hose und Unterwäsche aus.
    »Mein Leben ist zwar immer recht merkwürdig gewesen, aber noch nie hat mir ein neunzehn Jahre jüngerer Mann das Höschen ausgezogen.«
    »Möchtest du dich lieber selbst ausziehen?«
    »Aber nein, mach du das. Aber sei nicht allzu enttäuscht über meine Falten.«
    »Ich mag deine Falten.«
    »Ich muß gleich weinen«, flüsterte sie.
    Ich küßte sie überall und fuhr ihren Falten mit der Zunge nach. Dann liebkoste ich ihre Brüste, die wie die eines jungen Mädchens waren, knabberte an ihren Brustwarzen und ließ einen Finger in ihre warme, feuchte Vagina gleiten.
    »Irrtum, Watanabe«, sagte Reiko mir ins Ohr. »Das ist eine Falte.«
    »Sogar in einem solchen Moment kannst du es nicht lassen, mich auf den Arm zu nehmen«, sagte ich, fast ein wenig bestürzt.
    »Entschuldige, es ist nur die Angst. Es ist schon so lange her. Ich fühle mich wie eine Siebenzehnjährige, die einen Jungen auf seinem Zimmer besucht hat und plötzlich nackt ist.«
    »Und ich habe das Gefühl, eine Siebzehnjährige zu schänden.«
    Den Finger in ihrer »Falte«, küßte ich ihren Hals bis zum Ohr hinauf und massierte mit der anderen Hand ihre Brustwarze. Als ihr Atem heftiger wurde und ihre Kehle zu zittern begann, spreizte ich ihre schlanken Beine und drang langsam in sie ein.
    »Du paßt aber auf, daß ich nicht schwanger werde, ja?« flüsterte Reiko. »Es wäre mir so peinlich, in
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