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Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction]
Autoren: Nathan Dubowitzki
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Er hat dich Blödmann dafür bezahlt. Er ist der Dichter, und du bist sein Handlanger, wie Michelangelos Schüler. Und ich«, entgegnete Jegor dem Ingenieur Sworykin. Der Ingenieur wurde unscharf.
    »Er ist reich und berühmt. Und ich bin arm und anonym. Und ein Onanist. Und obendrein schwul und drogensüchtig. Und ein Liberaler. Ich gehöre doch zu allen Risikogruppen. Ich hab garantiert Aids und Säuferwahn und sämtliche Manien aus dem Psycholehrbuch. Gebt mir meine Freiheit zurück. Ich möchte auch reich und berühmt sein, denn ich bin ein Genie«, jammerte Agolzow.
    »Erstens bist du überhaupt nicht arm. Der bekloppte Sergeitsch zahlt dir tausend Taler pro Zeile. Und uns genauso viel. Von welchem Verlag, von welcher Zeitschrift würdest du so viel kriegen? Du versäufst und verkiffst bloß alles. Und verschenkst es an deine Knaben. Zweitens, Berühmtheit - das ist leerer Schall. Du als Genie bist doch erhaben über so gewöhnliche Belanglosigkeiten. Drittens schuldest du Sergeitschs Nichte noch ein Drehbuch, der vom Filminstitut. Du hast versprochen, es selber zu schreiben oder mit Brysgowitsch was auszumachen.«
    »Ich hab's doch schon geschickt...«
    »Das ist Mist«, unterbrach ihn Jegor.
    »Woher wollen die wissen, ob das Mist ist oder nicht? Für deinen Sergeitsch ist alles eins, ob du dem Chlebnikow vorlegst oder den Dichtersmann Pantalykin. Und für sein Mäuschen genauso.«
    »Stimmt, sie verstehen wirklich wenig davon«, lenkte Jegor geduldig ein. »Aber sie haben Berater, gebildeter Abschaum, wie uns beide. Also bitte keinen Mist.«
    »Mach mich berühmt, Jegor. Bitte!« Agolzow nahm einen Schluck. »Du kriegst die Hälfte vom Honorar. Ich werde populär wie Kirill, der Scheißer, Serebrjanikow, wie Sewerjanin in grauer Vorzeit. Ich will in die Freiheit. Schon lange denke ich, ein Dingsda-Sklave, an die Flucht ...«
    »Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Sartre. Du bist frei, ich, wir alle sind frei. Jeder hat das Recht, mit wem auch immer Verträge zu schließen und zu welchen Bedingungen auch immer. Hat er aber einen Vertrag geschlossen, muss er ihn einhalten.« Jegor schlug nun einen strengeren Ton an. »Also - bis zum Zweiundzwanzigsten bekomme ich von dir noch mindestens zehn Gedichte und das Drehbuch für die Nichte. Lieferst du nicht, gehe ich jetzt gleich mit dir raus auf den Hof und erschieße dich hinter der Mülltonne. Lieferst du, kannst du gehen, die Preise kennst du.«
    »Nepotismus«, schluchzte Agolzow.
    »Was?«
    »Das Protegieren von Nichten sowie Neffen heißt Nepotismus. Ich will hundert Dollar.«
    »Gib mir die Gedichte, die du mir vorgetragen hast, dann kriegst du mehr.«
    Agolzow legte zerknüllte Blätter auf den Tisch und nahm das Geld. Trank und ging, nach allen Seiten hustend. Und auf seinem Gesicht zeichnete sich der Gedanke ab, ob er sich nicht sanft und schmerzlos mit irgendetwas nicht Bitterem und nicht Scharfem umbringen sollte. Damit ihn niemand mehr nervte.
    Angewidert verließ Jegor den Tisch, an dem das Genie gesessen hatte, und tauchte in die Tiefe des Restaurants, in die Nähe der Bar, und bat den Kellner, wenn eine Frau hereinkäme, die aussehe wie der Schauspieler Maschkow, solle er sie zu ihm bringen.
     

4
    Nikita Marijewna kam ebenfalls nicht zu spät und war Maschkow tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten.
    »Laden Sie mich ein, Junge?« Sie war um die vierzig.
    »Tue ich.«
    Ein(e) Kellner(in) kam herbei, ein gleichgeschlechtliches Wesen in Hosen und darüberhängendem Hemd, den Unisex-Namen Sascha auf einem Schild an der undefinierbaren Brust. Die Stimme klang weder männlich noch weiblich, als es rasch und teilnahmsvoll von Appetit und Spezialitäten sprach.
    »Ich hätte gern etwas Leichtes. Was können Sie mir empfehlen?« Nikita Marijewna, die sich nur durch eine gewisse Leibesfülle von Maschkow unterschied, nahm nach allen von der Wissenschaft, der traditionellen Überlieferung und untraditionellen Gaunern propagierten Methoden ab, und zwar qualvoll und fanatisch, wurde aber bei alldem immer dicker.
    »Etwas Leichtes haben wir nicht. Früher hatten wir Euter, aber heute wollen die Gäste kein Euter. Das einzig Ausgefallene auf der Speisekarte ist Kalbsschwanz. Na ja, und Abalone, das ist aber auch nichts für jeden. Ich könnte Ihnen Abalone-Anticuchos mit peruanischer Jalapeno empfehlen, aber dazu gehören eigentlich Cebollitas, doch die sind heute ausgegangen, und ohne Cebollitas sind Abalone nicht das Wahre. Ansonsten das Übliche, wie
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