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Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction]
Autoren: Nathan Dubowitzki
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verbrachten im hauptstädtischen Umland mehr als eine blutige Saison. Sie erreichten stattliche Erfolge, so dass man in unserer Gegend jetzt kaum noch einen Viktor Olegowitsch antrifft, denn er meidet die Menschen, versteckt sich im tiefen Dickicht, und seine bloße Existenz ist, wie Heimatforscher versichern, nunmehr eher Gegenstand der Vorstadtfolklore denn der klassischen Naturkunden«
     
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Was hat denn da die ganze Zeit im Hörer gepiepst?«
    »Mein Akku ist gleich leer. Deshalb piepst es. Hat es Ihnen nicht gefallen?«
    »Der Akku? Ihrer?« »Der vom Telefon.«
    »Ich dachte schon, Sie haben einen Schrittmacher im Herzen oder im Kopf. Also, die Erzählung, na ja. Hat wohl schon ein bisschen Schimmel angesetzt. Melderecht, Gastarbeiter. Das mit dem Melderecht ist doch längst passe. Eine Geschichte aus der alten Zeit. Nichts Aktuelles.«
    »Machen Sie Registrierung draus. Dann ist es wie neu.«
    »Na ja, vielleicht... Wie viel verlangen Sie dafür?«
    »Die Geschichte ist gut. Ich hab sie für mich geschrieben. Als ich noch Student war und Schriftsteller. Und Dichter und Philosoph, vor zwanzig Jahren. Mit dem Schimmel haben Sie also gar nicht so unrecht. Fünfundzwanzigtausend. Und Rockmusiker auch.«
    »Ich weiß, ich weiß. Waren Sie, ja, ja. Nun gibt es andere. Auch damals gab es übrigens andere. Denn ob Sie da waren oder nicht - Sie haben es nicht geschafft. Waren irgendwo unter Ihresgleichen. Aber im großen Maßstab nicht zu sehen. Für fünfundzwanzig nehme ich sie nicht.«
    »Dann Rubel.«
    »Dann nehme ich sie. Wieso geben Sie so leicht nach?«
    »Das ist keine populäre Ware. Eher was für Liebhaber. Sie wissen ja selber, heute geht entweder total Verstiegenes oder Pop. Und davon hab ich jede Menge. An die hundert Stück. Die verscherbele ich Ihnen bis Ende des Jahres alle. Also rechnen Sie es sich aus.«
    »Warum verscherbeln Sie mir die?«
    »Weil sie Ihnen gefallen werden. Wollen Sie es selber veröffentlichen oder brauchen Sie Hilfe?« »Drucken Sie es in Obosrenije.«
    »Kommt Ende des Monats raus. Rezensionen, Kritiken.« »Wie viel?«
    »Von Weißman eine positive, von Weißberg eine negative. Ein bekannter Fußballer wird in einem Interview sagen, dass er es gelesen hat und sich nicht losreißen konnte. Per TV was Positives von einem mittelwichtigen Politiker. Und natürlich Internet. Auf dieser Müllhalde geht alles, viel und billig. Kurz, das Standardpaket. Fünfundzwanzig.«
    »Dollar, hoffe ich.«
    »Schlimmer.«
    »Euro? - Dann nehme ich es nicht.«
    »Überlegen Sie. Weißman, Weißberg, der Fußballer. Drei Millionäre werden Sie loben, und Sie feilschen um ein paar Euro.« »Ich nehme es. Für Dollar.«
    »Tun Sie das. Für Weißman ist das nicht die wichtigste Einkunftsquelle. Der wird's überleben.« »Machen Sie's. Dasselbe Pseudonym.«
    »Wirklich? Wie kann man unter einem nichtdruckfähigen Pseudonym veröffentlichen?«
    »Unter diesem Pseudonym bin ich bereits mehr oder weniger bekannt. Ein Re-Branding, das wären zusätzliche Ausgaben und ein Risiko.«
    »Dann legen Sie noch fünf drauf. Die Obosrenije war beim letzten Mal nur mit Mühe zu überzeugen. Der Chefredakteur ist Frontsoldat und orthodox.«
    »Frontsoldat? Er ist doch noch keine dreißig.«
    »Zweiunddreißig. Kaukasuskrieg. Tapferkeitsorden und all das.«
    »Für den Helden legen wir zehn drauf. Aber dafür, dass er schwul ist, zahlt er neun Strafe. Macht also plus eins, mehr geb ich nicht.«
    »Woher wissen Sie, dass er schwul ist?«
    »Das haben Sie selber gesagt!«
    »Ich?«
    »Gerade eben. Frontsoldat und das.«
    »Orthodox!«
    »Na ja.«
    »Gut, plus eins.«
    »Das Geld bringt Sanja vorbei. Sie haben's ja gern in bar. Mein Fahrer. Ach nein. Der hat ja freigenommen. Hat irgendwas mit dem Bein oder mit der Frau. Dauernd hat er was ... Mal das Bein, mal die Frau. Dann kommt der ... mein Leibwächter. Wie heißt er noch? Ich hab's vergessen, so was ... Na der, er ist eins fünfundneunzig ... Sie kennen ihn. Als Sie mir zum ersten Mal eine Erzählung verkauft haben, waren wir zusammen einen trinken. Erinnern Sie sich, er hat sich damals zwischen uns gestellt. Als Sie schlecht über Puschkin geredet haben. Und ich hab ihn verteidigt. Und Ihnen die Nase gebrochen. Wegen Puschkin.«
    »Ich hab Ihnen Ihre auch gebrochen. An den Leibwächter erinnere ich mich nicht. Na, egal. Soll er's vorbeibringen, morgen bis zwölf.«
    »Sanja!«
    »Was?«
    »Er heißt Sanja. Ist mir wieder eingefallen.
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