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Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17

Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17

Titel: Nähte im Fleisch - Horror Factory ; 17
Autoren: Bastei Lübbe
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Krankenschwester gelang es gerade noch, ihm eine Nierenschale unters Kinn zu halten und das Erbrochene aufzufangen.
    »Du liebe Zeit!«, meinte der Arzt. »Was haben Sie denn auf Ihrer Halloween-Feier für Giftzeug geschluckt?« An die Schwester gewandt, fügte er hinzu: »Davon brauchen wir eine Laborprobe.«
    »Phob–, Phob–, … Angst«, stammelte Kai.
    »Keine Bange«, sagte die Schwester tröstend. »Sie werden wieder ganz gesund.« Sie legte ihm eine Blutdruckmanschette an. Dann steckte sie ihm irgendetwas ins Ohr und zog es wieder heraus. »Temperatur 38,1.« Die Manschette pumpte sich auf und presste Kais Oberarm schmerzhaft zusammen. Schließlich erschlaffte sie wieder. »Blutdruck 130/210, Puls 121«, verkündete die Schwester. »Und der Patient hyperventiliert.«
    Der Arzt nickte. »Ich mache eine Injektion. Bitte ziehen Sie mir 0,5 Milligramm Lorazepam auf.« Er setzte hinzu: »Aber zunächst benötige ich Röhrchen für ein Blutbild.«
    Kurz darauf spürte Kai, wie sein Ärmel hochgerollt und ein Stauschlauch um seinen Oberarm festgezurrt wurde. Der Arzt klopfte eine Vene hervor und desinfizierte die Haut. Dann spürte Kai die Nadel, die in seine Vene eindrang. Der Arzt füllte mehrere Plastikröhrchen mit Kais Blut. Anschließend lockerte der Arzt den Stauschlauch und drückte langsam die Injektion in Kais Blutbahn. Zum Schluss verband er den Arm.
    Als Kai sich endlich aus dem Augenwinkel hinzuschauen traute, sah er die um den Unterarm gewickelte Mullbinde, unter der ein kleiner Plastikverschluss hervorlugte.
    Der Arzt bemerkte den panischen Blick. »Das ist eine Venenverweilkanüle«, erläuterte er beruhigend. »Damit wir Ihnen bei Bedarf ohne weitere Einstiche Infusionen und Medikamente zuführen können.«
    Plötzlich erklang ein durchdringender Ton. Der Arzt zog seinen Pieper hervor und sah auf das Display. Er erhob sich. »Ich bin gleich wieder da. Bitte legen Sie schon mal eine Patientenakte an«, sagte er zur Schwester und verschwand.
    Die Schwester fragte: »Haben Sie eine Versichertenkarte?«
    Kai nickte. »In der Jacke … im … Portemonnaie.« Was auch immer der Weißkittel ihm gespritzt hatte, es wirkte rasch. Kai fühlte sich bereits besser.
    Die Schwester reichte ihm die Geldbörse. Es gelang ihm, die Karte herauszufingern und ihr auszuhändigen.
    »Ich geh damit nur eben nach vorn. Bin gleich wieder bei Ihnen!«, sagte die Schwester zu Kai. Einen Moment später zog sie die Schiebetür hinter sich zu, und Kai blieb allein im Untersuchungsraum zurück.
    Er pumpte die Lungen auf und ließ die Luft stoßweise wieder entweichen. Dann stemmte er den Oberkörper mit den Armen empor, schwenkte die Beine und setzte sich auf die Kante der Untersuchungsliege.
    Die Injektion wirkte nicht nur rasch, sondern förmlich wie auf Flügeln. Kai fühlte weder Herzrasen noch Übelkeit. Zwar waren die Angstsymptome nicht völlig unterdrückt. Sie waren stark gedämpft spürbar, als ein allgemeines Unwohlsein in der klinischen Umgebung. Allerdings machte das Medikament ihn etwas müde und benommen. Aber damit konnte er fertig werden.
    Er erhob sich auf die Füße, tappte zur Tür und zog sie vorsichtig auf. Der Gang war nicht leer, aber weder vom Arzt noch von der Schwester war etwas zu sehen. Niemand beachtete ihn, als er hinausschlüpfte.
    Kai fand es schwierig, aus dem kleinen Labyrinth hinauszufinden, als das ihm die Gänge der Notaufnahme mit den abzweigenden Untersuchungsräumen vorkamen. Einmal blickte er in eines der Abteile, dessen Gleittür offen stand, und wurde Zeuge einer hektischen Reanimation mit Hilfe von Stromstößen aus einem Defibrillator.
    Zum Glück wurde er kaum beachtet, nachdem er die vor Kunstblut starrende Jacke ebenso losgeworden war wie die stärksten Angstsymptome. Aber am Ende fand er sich an seinem Ausgangspunkt wieder und stand erneut in dem Gang mit dem Raum, wo er verarztet worden war.
    Er erblickte die Schwester, der er seine Patientenkarte gegeben hatte. Sie trug eine Mappe in der Hand – vermutlich seine frisch angelegte Krankenakte – und schritt direkt auf ihn zu. Kais Herz setzte einen Schlag lang aus. Doch die Schwester bog in das Abteil ab, aus dem Kai entwischt war, ohne ihn zu bemerken.
    Kai machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in einen angrenzenden Gang. Ab jetzt würden sie nach ihm suchen. Er musste den Notaufnahmebereich dringend verlassen. Ohne lange Überlegung sprach er eine Krankenschwester an, die Latexhandschuhe übergestreift hatte und eine
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