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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche
Autoren: Baden & Kenney
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starrte ihn lange an. Lisnek schaute als Erster weg.
    Sie war schon halb aus dem Büro der Bundesstaatsanwaltschaft, als ihr noch etwas einfiel. »Wo steckt eigentlich der andere Junge, den Sie mitgenommen haben? Und wer vertritt ihn?«
    »Paco Sandoval wurde auf freien Fuß gesetzt.«
    »Auf freien Fuß gesetzt? Wieso kommt der raus, und mein Mandant ist immer noch hier?«
    »Weil Paco Sandoval der Sohn von Enrique Sandoval ist, dem argentinischen Botschafter bei den UN. Er genießt diplomatische Immunität.«

8
    Sollen wir anfangen?«
    Punkt 8.01 Uhr standen Jake Rosen, Todd Galvin und ihr Obduktionsassistent, ein kroatischer Einwanderer namens Dragon, zusammen mit Detective Pasquarelli um den Obduktionstisch. Vor ihnen lag die vollständig bekleidete Leiche von Amanda Hogaarth.
    Todd und Jake führten die ersten Routinetests durch: Unter Speziallicht suchten sie nach mikroskopischen Spuren an Amanda Hogaarths Kleidung – erfolglos. Anschließend fotografierten sie die bekleidete Leiche von vorne und hinten. Dann entfernte Jake behutsam die einzelnen Kleidungsstücke und fotografierte sie einzeln, sogar auf links gedreht.
    Selbst ohne ihren Tweedrock und die zweckmäßige Unterwäsche haftete Ms Hogaarth noch immer die Aura stiller Würde an. Jake war sicher, diese Frau hätte nie damit gerechnet, einmal hier zu landen. Auf den anderen sieben Obduktionstischen lagen Trinker und Drogensüchtige und Obdachlose. Alles Menschen, die harte, von Gewalt geprägte Leben geführt hatten, daher war es nicht verwunderlich, dass sie auch ein hartes, gewalttätiges Ende genommen hatten. Amanda Hogaarth dagegen schien ein untadeliges, leises und recht langweiliges Leben geführt zu haben. Und doch wartete auch sie nun auf die Sezierinstrumente des Gerichtsmediziners.
    Dann begann Jake, die Haut des Opfers genau zu untersuchen. Ihr Körper war mit den feinen Fältchen, Sommersprossen und Altersflecken bedeckt, die hellhäutige Menschen plagten, aber es waren keine Verletzungen vorhanden. An ihrem linken Handgelenk bemerkte Jake vier Blutergüsse in gleichmäßigem Abstand voneinander. Er machte Todd und Pasquarelli darauf aufmerksam. »Der Angreifer hat sie hier gepackt und den Arm ruhig gehalten, während er das Blut abnahm.« Jakes Blick wanderte am Arm der Frau aufwärts, bis er den winzigen Einstich fand, den die Nadel des Täters zurückgelassen hatte. Er wies Dragon an, beide Bereiche zu fotografieren, dann drehte er die Hände des Opfers um und inspizierte die Innenflächen. In jedem Handteller waren vier halbmondförmige Abdrücke. Amanda Hogaarth hatte die Fäuste so fest geballt, dass die Fingernägel tief in die Haut gedrungen waren.
    Sachte öffnete Jake ihren Mund. Er ließ Dragon die Abschürfungen fotografieren, die er und Todd am Vorabend in den Mundwinkeln bemerkt hatten. Mit einer Lupe suchte Jake dort nach Faserspuren, fand aber keine, was seine Hypothese erhärtete, dass sie mit einem Nylonstrumpf geknebelt worden war. Manchmal erstickten geknebelte Opfer an ihrem eigenen Erbrochenen, aber das war hier nicht die Todesursache. Amanda Hogaarths Kehle und Luftröhre waren frei.
    Nachdem er die obere Zahnprothese entfernt hatte, untersuchte Jake die Füllungen in den unteren Zähnen. »Solche Plomben gibt es hier nicht. Ich bezweifle, dass ein amerikanischer Zahnarzt sie gemacht hat.«
    Hals und Torso ergaben nichts Ungewöhnliches, aber an den Oberschenkeln, massig und mit einer dicken Schicht Fettgewebe umhüllt, waren zwei deutlich sichtbare Blutergüsse oberhalb der Knie. »Sieht aus, als hätte er sich auf sie gekniet, um sie festzuhalten«, bemerkte Todd.
    »Richtig.« Jake beleuchtete mit einer Lampe Ms Hogaarths Vulvabereich. »Mal sehen, ob es Anzeichen für einen sexuellen Übergriff gibt.«
    »Eindeutig Spuren eines gewaltsamen Eindringens. Risse in der Vagina, aber keine Spermaspuren.«
    »Hat er ein Kondom benutzt?«, fragte Todd.
    »Nein, er hat sie nicht vergewaltigt. Man hat ihr einen harten Gegenstand in die Vagina gestoßen. Sehen Sie sich das an.« Jake trat beiseite, um Todd und dem Detective nicht die Sicht zu versperren.
    Der jüngere Mediziner runzelte die Stirn. »Was …«
    »Sehen Sie die Schamlippen? Das Gewebe ist verbrannt.
    Die Ränder des verbrannten Bereichs deuten auf eine Elektroverbrennung hin. Machen Sie einen Gefrierschnitt«, sagte Jake zu Todd. »Wir müssen das noch mikroskopisch überprüfen.«
    Pasquarelli wich zurück. Dragon murmelte irgendwas vor sich hin. Auch ohne
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