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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio
Autoren: Vanessa Farquharson
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einfacher, selbst gemachter Putz- und Reinigungsmittel zu erläutern, und ich erwog es sogar ernsthaft, aber bei Natron und Essig muss ich immer an die Naturkunde-Experimente in der Grundschule denken, wo irgendwas zu schäumen und zu stinken begann, und so etwas wollte ich meiner edlen Spülmaschine aus rostfreiem Edelstahl nicht antun. Schließlich entschied ich mich, stattdessen eine Marke namens Seventh Generation auszuprobieren.
    Das in Vermont ansässige Unternehmen bietet eine der weitverbreitetsten Öko-Produktlinien an – es ist eine Art kiffender, aber dennoch solventer Cousin von Procter & Gamble. Auf der Firmenwebsite sind neben den Presseveröffentlichungen geschickt Bilder von Müttern mit Babys, Kindern mit Schoßtierchen und Senioren mit Gießkannen in der Hand platziert. Man findet Links zu wissenschaftlichen Erläuterungen der natürlichen Inhaltsstoffe oder auch, was weitaus unterhaltsamer ist, ein Blog namens Der inspirierte Protagonist, der seine Mission folgendermaßen charakterisiert: »Lasst uns die Fesseln der Negativität durchtrennen, die uns hemmen.« Ach ja, diese Leutchen in Vermont …
    Nun, ich probierte das Maschinengeschirrspülmittel einmal aus und versuchte es dann noch einmal mit der doppelten Menge, aber es wurden nur etwa 80 Prozent des Geschirrs sauber, die Löffel am allerwenigsten. Und als ich die Spülmaschinentür öffnete, um eine duftig-frische Wolke herauszulassen, stieg mir ein eher neutraler bis leicht käsiger Geruch in die Nase.
    Ich will meine Phosphate wiederhaben.
    16. MÄRZ , 16. TAG
    Stoffeinkaufstaschen verwenden
    Bei dem Wort »Tragetasche« denke ich unwillkürlich an einen schmutzigen Leinensack, der die Farbe von Tang und vergammelter Creme hat und als starrer Knäuel ganz unten im Wäscheschrank meiner Eltern liegt. Meine Mutter hat ihn bei einem Ärztekongress geschenkt bekommen, und als ich klein war, benutzten wir ihn die wenigen Male, als die ganze Familie ins örtliche Schwimmbad ging und wir etwas brauchten, in das wir danach unsere nassen, chlorstinkenden Badesachen stecken konnten. Die Tasche ist mit dem Logo eines Generikums und einem Akronym bedruckt, das man höchstens kennt, wenn man Radiologie praktiziert hat, und zwar im Jahr 1984 in Orlando, Florida.
    Es gibt wahrlich kein Mode-Accessoire, das verpönter ist als die Leinentragetasche, aber ich brauchte etwas, womit ich meine Lebensmitteleinkäufe transportieren konnte und was mir die vielen Plastiktüten ersparte. Meine Rucksackjahre liegen offiziell hinter mir – genauso wie die Jahre, in denen ich mich von Fertiggerichten ernährte, Essays verfasste und in Jugendherbergen übernachtete –, ein Rucksack kam also nicht infrage, und diese Einkaufstrolleys sind ja ein noch größeres Verbrechen gegen den guten Geschmack. Wenn ich also eine Einkaufstasche in nicht ganz so abscheulichen Farben auftreiben könnte, vielleicht sogar aus einem Material, das nicht so schwer wie Leinen ist, wäre mein Problem gelöst.
    Und schließlich fand ich sie: eine zusammenlegbare Nylontasche in schlichtem Weiß mit einem reizenden Blumenmuster darauf. Sie lässt sich auf Faustgröße zusammenfalten und passt dann leicht in meine Handtasche; geöffnet ist sie etwa so groß wie zwei normale Plastiktüten. Als ich sie kaufte, dachte ich, das könnte die beste Öko-Innovation des Monats sein. Wenn ich sie immer mitnähme, gäbe es sogar bei Spontankäufen – die, um ehrlich zu sein, bei mir fast täglich vorkommen – keine Ausrede mehr für eine Plastiktüte.
    Ich beschloss, die Probe aufs Exempel zu machen.
    Ich zog los, um mir ein paar neue Klamotten zuzulegen, und rechtfertigte das damit, dass ich meine neue Einkaufstasche ausprobieren musste. Als ich an einem meiner Lieblingsgeschäfte vorbeikam – einer Markenfiliale, die auf Jogginghosen und Handtaschen spezialisiert ist –, entdeckte ich im Schaufenster den Hinweis, dass alle grünen Artikel (gemeint war die Farbe) zum halben Preis angeboten wurden. Dadurch wollte man irgendwie Umweltbewusstsein demonstrieren, obwohl Greenpeace anscheinend nicht direkt an den Einnahmen beteiligt war. Jedenfalls ging ich hinein, probierte eine Bluse an, beschloss, sie zu kaufen und lehnte die angebotene Plastiktüte ab. Mit stolzem Lächeln verkündete ich, ich hätte meine eigene Tasche mitgebracht, und wartete darauf, dass der Kassierer dies mit einem anerkennenden Pfiff oder dergleichen quittierte.
    Doch stattdessen zuckte er leicht zurück und legte den Kopf
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