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Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn

Titel: Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
Autoren: Linda Howard
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und mir ein Sixpack mitbringen? Das Geld gebe ich dir dann.«
    Bis jetzt hast du’s noch jedes Mal vergessen, dachte sie verdrossen, und allmählich hatte sie das satt. Er verdiente mehr als sie in seinem Loser-Job, trotzdem schnorrte er sie ständig um Bier an. Nur noch dieses eine Mal , nahm sich
Jenner fest vor, nachdem sie »Okay« gesagt und aufgelegt hatte. Wenn er diesmal wieder nicht zahlte, hatte sie ihm das letzte Mal Bier besorgt.
    Gerade hatte sie die Spätschicht in der Harvest Meat Packing Company hinter sich gebracht. Sie war völlig erledigt und ihre Fußsohlen pochten, nachdem sie acht Stunden auf Beton gestanden und Fleisch verpackt hatte. Dylan arbeitete in seiner Werkstatt in der Frühschicht, und das bedeutete, dass er seit etwa acht Stunden frei und es trotzdem nicht für nötig gehalten hatte, sich sein Bier selbst zu besorgen. Stattdessen hatte er vor ihrem Fernseher gelegen und ihr Essen verdrückt.
    Anfangs hatte sie geglaubt, ein fester Freund sei ein Gewinn, aber Jenner konnte es nicht ausstehen, wenn sich jemand allzu dämlich anstellte, selbst wenn sie selbst dieser Jemand war. Falls Dylan sich nicht auf wundersame Weise besserte, würde sie ihn in Kürze unter »Fehlgriff« abhaken. Sie würde ihm noch diese eine Chance einräumen - nicht weil sie glaubte, dass er sie nutzen würde, sondern weil sie irgendwie diesen letzten kleinen Beweis brauchte, um den entscheidenden Schritt zu tun. Dass sie an Menschen festhielt, die sie eigentlich in die Wüste schicken sollte, war ein Charakterfehler, aber sie kannte sich gut genug, um zu akzeptieren, dass sie ihm diese letzte Chance lassen musste, weil sie andernfalls von Unsicherheit zerfressen würde.
    Endlich war sie bei ihrem verbeulten blauen Dodge angekommen, schloss ihn auf und zerrte am Türgriff - die Fahrertür klemmte wie üblich. Nachdem die Tür ihren Bemühungen erst störrisch widerstanden hatte, flog sie urplötzlich mit einem rostigen Quietschen auf und ließ Jenner zurücktaumeln. Mit mühsam unterdrücktem Zorn stieg sie ein, knallte die Tür wieder zu und schob den Schlüssel ins
Zündschloss. Der Motor sprang sofort an. Ihr Dodge, der in der Modellpalette die Typenbezeichnung »Blaue Gans« erhalten hatte, sah vielleicht nicht besonders gut aus, aber er war zuverlässig, und das allein zählte. Damit hatte sie wenigstens etwas , worauf sie sich verlassen konnte, selbst wenn es nur ein verbeulter, rostiger Wagen war.
    Der nächste Supermarkt lag ein paar Blocks abseits von ihrem Heimweg, aber immerhin so nah bei ihrer Wohnung, dass Dylan problemlos selbst hätte hinfahren können. Der 7-Eleven war hell erleuchtet und der Parkplatz auch zu dieser späten Stunde gerammelt voll. Jenner zwängte den Dodge in eine Parklücke, die enger war als eine zu klein gekaufte Strumpfhose, aber egal - wen störte schon eine weitere Beule, wenn das Auto praktisch nur aus Beulen bestand?
    Sie warf sich mit der Schulter gegen die Tür, die, selbstverständlich, sofort aufging und gegen den Wagen nebenan knallte. Sie verzog das Gesicht, quetschte sich durch den Spalt und rieb mit dem Finger über die Macke in dem anderen Wagen, als könnte sie das Blech damit ausbeulen. Nicht dass der Besitzer die Delle bemerken würde - schließlich sah sein Wagen fast so übel aus wie ihre Blaue Gans.
    Ein Gemisch aus Abgasen, Benzin und Asphaltdämpfen schlug ihr ins Gesicht. Der typische Sommergeruch, und eigentlich mochte sie den Geruch von Benzin. Genau wie den von Kerosin. Merkwürdig, aber nichts, worüber sie sich ernsthaft Gedanken gemacht hätte.
    Die Sohlen ihrer Turnschuhe blieben beinahe auf dem weichen Asphalt haften, während sie zum Eingang trottete. Sobald sie durch die Tür trat, wurde sie von der thermostatgesteuerten Kälte im Laden überspült. Am liebsten wäre sie eine Weile stehen geblieben und hätte in der kühlen
Luft gebadet. Die Region um Chicago brodelte unter einer Hitzewelle, die Jenners Widerstandsfähigkeit auszukochen schien. Verflucht, sie war so müde. Sie sehnte sich nach ihrer Wohnung, wo sie endlich die Schuhe von den schmerzenden Füßen streifen, sich aus den verschwitzten Jeans und dem Hemd schälen und sich aufs Bett fallen lassen konnte, um ihren fast nackten Körper vom Deckenventilator kühlen zu lassen. Stattdessen stand sie hier und kaufte Bier für Dylan. Wer also war der größere Loser? Dylan oder sie?
    Sie warf einen Blick auf die unerwartet lange Schlange vor der Kasse, dann fiel in einem Aha-Erlebnis der
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