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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde
Autoren: Lisa Hendrix
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Bitte, Mylord, lasst uns mit Euch reiten. Wir werden Euch nicht zur Last fallen.«
    »Das habt ihr bereits getan«, sagte Steinarr ohne Umschweife. Er sah sich um, um sich zu orientieren, und streckte abermals den Arm aus. »Dort ist die Straße. Na los!« Dann drehte er sich um und ritt weiter.
    Hinter sich hörte er den Jungen sagen: »Wenn wir uns beeilen, dann können wir …«
    »Auf keinen Fall!«, fuhr sie ihn an. »Auf
keinen
Fall! Wir reiten hinter ihm her. Los!«
    Dickköpfiges Biest.
Steinarr trieb seine Pferde ein wenig an, wobei er jedoch überlegte, ob er es zulassen sollte, dass diese hartnäckigen Pilger ihn einholten. Den alten Mann zu begraben, hatte ihn den gesamten Vormittag gekostet, und nun vergeudete er auch noch den Nachmittag mit dem Versuch, die beiden loszuwerden. Inzwischen war es zu spät, um sie zurückzuschicken. Noch bevor sie den Wald verlassen hätten, würde die Dunkelheit hereinbrechen, und dann wären sie den Wölfen und Schlimmerem ausgeliefert.
    Das Problem war nur, dass es gleichermaßen zu spät war, um sie mitzunehmen. Wenn er sie weiter begleitete, wäre er derjenige, der in Bedrängnis geriet, wenn er sich in einen Löwen verwandelte, ohne sich zuvor weit genug von dort, wo Menschen lebten, entfernt zu haben. Eine Kuh oder ein Schaf – oder schlimmer noch, ein Mensch – könnte halb zerrissen aufgefunden werden, und verängstigte und zornige Bauern würden dann den Wald durchkämmen. Bewaffnet mit Fallen, Stricken und Speeren, würden sie ihre Hunde auf das Ungeheuer hetzen, das dafür verantwortlich war. Dann wäre er wieder einmal gezwungen weiterzuziehen und würde wahrscheinlich in Schottland landen, um sich dort die Eier abzufrieren.
    »Schottland!«, murmelte er vor sich hin, und sein Hengst drehte die Ohren, als lausche er seinen Worten. Im Lauf von vierhundert Jahren hatte er Schottland und die Schotten zu hassen gelernt, hasste sie mehr noch als England und die Engländer. In Schottland schien jeder einen Hund von der Größe eines Pferdes zu besitzen, und das Wetter dort war ebenso schlimm wie die Hunde. »Das habe ich nun davon, dass ich einem dieser dämlichen Engländer helfen wollte. Wieder einmal nichts als Ärger. Wie immer!«
    In dem Moment musste das Mädchen über etwas lachen, das sein Cousin gesagt hatte, ganz so, als wolle es Steinarr daran erinnern, dass es auch den Geächteten zum Opfer gefallen wäre, wenn sie es zwischen dem Adlerfarn entdeckt hätten. Das wäre wirklich schade gewesen, dachte er und sah sich kurz zu ihr um. Recht ansehnlich, die Kleine, jung und hübsch, mit vollen roten Lippen und honigblonden Flechten, die unter ihrem kurzen leinenen Schleier hervorlugten. Sie trug ein schlichtes Gewand aus dunkelbrauner Wolle, geschnürt auf diese Art, in der englische Frauen derzeit ihre Rundungen betonten, um den Männern das Leben schwerzumachen. Sie fing seinen Blick auf und beugte sich hinüber zu ihrem schlaksigen Cousin, um ihm etwas zuzuflüstern, woraufhin der Bursche grinste.
    »Cousin!«, schnaubte Steinarr leise vor sich hin. »Wohl eher ihr Liebhaber. Ich wette, den beiden ist ein wütender Vater auf den Fersen. Deshalb weigern sie sich umzukehren.« Doch irgendwie schien dieser Junge überhaupt nicht kühn genug, um ein so aufgewecktes junges Ding ins Bett zu locken. Aber wer weiß, vielleicht war sie ja diejenige gewesen, die ihn gelockt hatte … wenngleich Steinarr vollkommen schleierhaft war, warum. Aus dem Augenwinkel sah er den Jungen abschätzend an. Nichts als Knie und Ellbogen. Pickliges Gesicht. Schrammen am Kinn, die auch das Bärtchen nicht verbergen konnte. Was für ein Bübchen! Vorausgesetzt der Kerl hatte nicht den Hammer des Frey in der Hose, hatte er wohl nicht viel zu bieten.
    Aber in welchem Verhältnis die beiden auch immer zueinander standen, Steinarr war es lieber, nicht mit ansehen zu müssen, wie sich am nächsten Morgen die Krähen über ihre Körper hermachten, nachdem der Löwe sie getötet hatte. Dementsprechend gab es nur eine Möglichkeit. Er ritt in einem Halkreis um die Stute herum, bis er neben ihr stand.
    »Steinarr«, sagte er. Die beiden blinzelten ihn verständnislos an, und er wiederholte: »Ich heiße Steinarr.«
    »Oh.« Das Mädchen fand zuerst die Sprache wieder. Wie hätte es auch anders sein können? »Soll das bedeuten, Ihr …?«
    »Das soll bedeuten, mir ist ganz und gar nicht danach, zwei Unschuldige im Wald den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen, obwohl ich wegen dieser beiden
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