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Nachtkrieger: Ewige Begierde

Nachtkrieger: Ewige Begierde

Titel: Nachtkrieger: Ewige Begierde
Autoren: Lisa Hendrix
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fast einen ganzen Tag vergeudet habe. Wir machen hier in der Nähe Rast. Dort werdet ihr bis morgen früh in Sicherheit sein. Ich begleite euch bis Maltby. Und dann reist ihr allein weiter.«
    »Dafür sind wir Euch dankbar, Mylord«, sagte der Junge und schien sichtlich erleichtert.
    »Sehr dankbar.« Das Mädchen hatte Mühe, die Selbstgefälligkeit aus ihrem Lächeln herauszuhalten. »Ihr werdet es nicht bereuen, Mylord.«
    »Mmm.« Steinarr ritt einen Schritt schneller, bevor sie ihn so weit brachte, dass
sie
es bereuen würde.
    Einer seiner bevorzugten Lagerplätze – eine nicht sehr tiefe Höhle in der Wand eines felsigen Hügels – lag ganz in der Nähe. Dorthin führte er die beiden, früh genug, bevor es dunkel wurde. Er begann, den Hengst abzusatteln, und wie er den beiden Pilgern zugutehalten musste, machten auch sie sich sogleich an die Arbeit, ohne dass es einer besonderen Aufforderung bedurft hätte. Sobald die Stute angebunden war, eilte der Junge zu Steinarrs Packpferd, um ihm seine Last abzunehmen, während das Mädchen sich daranmachte, Brennholz zu suchen. Als sie mit ihrer spärlichen Ausbeute an Zweigen auf dem Arm zurückkehrte, grasten die drei Pferde friedlich in der Nähe, und Steinarr war damit beschäftigt, trockene Baumrinde und Laub zu Zunder zu zerkleinern, um ein Feuer zu machen.
    »Hier haben wohl auch andere erst kürzlich ihr Nachtlager aufgeschlagen, Mylord. Es liegt kaum noch Holz auf dem Boden.«
    »Keine anderen. Ich. Vergangenen Monat. Dort hinten liegt ein umgestürzter Baum, etwa einen Bogenschuss weit entfernt. Da findest du genug Holz.« Er wies mit dem Kopf in Richtung Osten, zog sein Scramasax aus dem Gürtel und reichte das Messer mit dem Griff voran dem Jungen. »Hier. Du wirst etwas Schwereres brauchen als das Spielzeug, das du an der Hüfte trägst. Vier bis fünf Arme voll Holz für jeden von euch dürften reichen, um die Wölfe während der Nacht fernzuhalten. Seht zu, dass ihr fertig werdet und vor Sonnenuntergang zurück seid.«
    Steinarr sah ihnen hinterher, um sich zu vergewissern, dass sie in die richtige Richtung liefen. Dann holte er seinen Feuerstein und Feuerschläger heraus und machte sich an die Arbeit. Bald darauf züngelte vor dem Eingang der Höhle eine winzige offene Flamme. Er gab genügend kleine Zweige darauf, damit sie zum Feuer wurde und der Brand sich hielt, bis die beiden Pilger großes Brennholz brachten. Dann holte er seinen Köcher. Während über ihm die Bienen träge summten, zog er mehrere gut gewachsene Schilfrohre hervor, die er getrocknet hatte, um Pfeile daraus zu fertigen. Er wählte das beste Rohr aus und machte sich daran, es mit der Feile, die er für diesen Zweck besaß, fein zu schleifen. Währenddessen kamen das Mädchen und sein Cousin mehrmals zurück und schichteten Armladungen von Brennholz auf. Steinarr widmete sich weiter seiner Aufgabe, das Schilfrohr zu schleifen, bis der Schaft seinen Anforderungen entsprach. Anschließend kerbte er ihn hinten ein, spitzte ihn vorne an und hielt die Spitze vorsichtig über das Feuer. Rauchgehärtetes Rohr war natürlich nicht mit Eisen zu vergleichen, doch er musste sich damit begnügen, bis er sich Eisenspitzen kaufen konnte – das war nun einmal die Strafe dafür, dass er einem Engländer zu Hilfe gekommen war.
    Als ihm auffiel, dass er die anderen, personifizierten Strafen eine ganze Weile weder gesehen noch Holz hacken gehört hatte, sah er sich suchend um. Obwohl es an einem Sommerabend wie diesem lange hell blieb, musste er sich beizeiten auf den Weg machen, um sicherzugehen, dass er bei Sonnenuntergang weit genug von den beiden entfernt war. Außerdem musste er unbedingt dafür sorgen, dass die beiden Pilger – oder Liebenden oder was auch immer – sich in der Nähe des schützenden Feuers befanden, bevor er sich zurückzog. Leise vor sich hin fluchend, steckte er den neuen Pfeil in seinen Köcher, ohne ihn befiedert zu haben, und stand auf. Kaum war er zehn Meter weit gegangen, hörte er, dass die beiden ihm lachend und schwatzend entgegenkamen.
    »Wofür habt ihr so lange gebraucht?«, fragte er, als sie näher kamen.
    »Es dauert doch noch eine Weile, bis die Sonne untergeht, Mylord.« Vorsichtig zeigte das Mädchen ihm ein Stück Baumrinde, die voller Brombeeren war. »Robin musste auf mich warten, damit ich ein paar davon sammeln konnte.«
    Steinarr hatte vollkommen vergessen, dass es in dieser Gegend Brombeeren gab. Als er das letzte Mal hier gewesen war, waren
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