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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mark Franley
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mit Verstorbenen zu tun gehabt und nicht wirklich Schwierigkeiten damit, doch das hier war etwas anderes. Allem Anschein nach war die Frau etwa 20 Jahre alt und damit etwas jünger als sie selbst. Hinzu kam noch, dass sie keinem natürlichen Tod oder einem Unfall erlegen war, sondern offensichtlich ermordet wurde.
    »Geht es?«, holte Florian sie aus ihren Gedanken. »Du siehst etwas blass aus.«
    Anja rief sich zur Ordnung und versuchte ihre professionelle Seite in den Vordergrund zu schieben. Nach einem tiefen Atemzug sah sie erst Florian, dann die Leiche an und sagte: »Alles klar, lass uns loslegen ... Alter der Frau, was denkst du? Ich würde sie auf etwa 20 schätzen.« Florian stimmte ihr zu und Anja vermerkte es. Von nun an waren beide auf ihre Arbeit konzentriert und blendeten sogar aus, was die anderen beiden Gruppen miteinander redeten. Wie abgesprochen zogen sie sich die bereitliegenden Handschuhe über und prüften abwechselnd, in welchem Zustand sich die Gliedmaßen befanden. »Keine Totenstarre mehr«, Florian deutete auf die grünlich verfärbte Haut über dem eingefallenen Bauch der Asiatin, »und wenn ich mich richtig erinnere, müsste diese Verfärbung nach etwa 6 Tagen auftreten.« Anja stimmte zu und ergänzte: »Könnte stimmen, länger aber nicht, oder siehst du irgendwo Auftreibungen, die auf Fäulnisgase hindeuten?« Florian verneinte, worauf Anja als ungefähren Zeitpunkt des Todes das Datum von vor 6 Tagen eintrug.
    Nun arbeiteten sie sich Zentimeter für Zentimeter an dem toten Körper entlang. Tatsächlich gab es außer den Abdrücken und Hautabschürfungen, die von der Fesselung hervorgerufen wurden, keinerlei Anzeichen für eine äußere Verletzung. Nachdem alle drei Gruppen ihre erste Begutachtung abgeschlossen hatten, wobei Ute sich mehr auf René konzentrierte und Anja sich fragte, wie ihre Freundin angesichts der Umstände noch immer an Sex denken konnte, verkündete Dr. Gruber: »Sehr schön! Ich werde mir jetzt die bisherigen Befunde ansehen und Sie können schon einmal mit dem nächsten Schritt beginnen.« Ohne jede Vorwarnung zeigte sein Finger auf René Köpler: »Was ist der nächste Schritt?«
    Nun passierte etwas, was Anja niemals von diesem eingebildeten Typen erwartet hätte – er lief rot an und stammelte: »Wir öffnen den Leichnam?«
    »Ist das eine Frage oder eine Feststellung?«
    »Wir begutachten alle Körperöffnungen«, mischte sich Ute ein, erntete dafür aber nur einen bösen Blick des Doktors, der nun wieder René im Blick hatte, aber zu allen Anwesenden sagte: »Beginnen Sie nacheinander beim Kopf, merken Sie sich, was Sie feststellen und dann sprechen wir darüber.« Dann nahm er, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, die Klemmbretter und setzte sich etwas abseits an einen kleinen Schreibtisch.
     
    »Wer fängt an?«, fragte Ute in den Raum und da sich sonst niemand rührte, fasste sich einer der Studenten ein Herz und trat vor den Kopf der Toten, kam aber nicht dazu, mit der Begutachtung zu beginnen. Dr. Gruber hatte sich auf seinem Drehstuhl wieder der Gruppe zugewandt, hielt einen der Berichte hoch und fragte an Ute gewandt: »Frau Peters?«
    Ute zuckte etwas zusammen, fragte aber fast schon genervt: »Ja?«
    Das Gesicht des Doktors hatte einen undefinierbaren Ausdruck angenommen, als er fragte: »Wie um Himmels Willen kommen Sie jetzt schon darauf, dass Tod durch Gewalteinwirkung auszuschließen ist?« Ohne auf eine Antwort zu warten, entschied er, immer noch keine Emotion zeigend: »Ich würde vorschlagen, Sie beginnen mit dem nächsten Schritt.«
    Etwas verunsichert trat der andere Student wieder einen Schritt zurück und überließ der sichtlich verärgerten Ute den Platz. Diese warf noch einen kurzen Blick zu Dr. Gruber, griff in den Mund der Toten und zog den Kiefer beherzt auseinander. Erst dachten alle, Ute wäre erstarrt, doch nach wenigen Sekunden stammelte diese: »Ach, du Scheiße.« Dann zog sie die Untersuchungslampe über den Mund und wurde blass. Nachdem bereits der dritte Student gefragt hatte, was denn los sei, blickte sie in die Runde und sagte unbetont: »Die halbe Zunge fehlt ... und es sieht aus, als wäre diese abgebissen worden.« Ungeachtet der Ansage, dass sie nacheinander untersuchen sollten, traten nun alle an den Tisch, um es mit eigenen Augen zu sehen.
    »Aber wie?«, fragte Anja schockiert und erschrak, als Dr. Gruber direkt hinter ihrem Rücken antwortete: »Meiner Meinung nach hat sie sich die Zunge selbst abgebissen und
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