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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mark Franley
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Studentenbude sehnte.
    »Na, der etwas ältere Typ, der gleich neben dem Ausgang saß ...«, Ute stockte, hob dann die Hand und zeigte auf einen modisch angezogenen Mann, der in einiger Entfernung an einer Hauswand lehnte und auf etwas zu warten schien, »... den da drüben meine ich.«
    »Keine Ahnung, den habe ich hier noch nie gesehen«, schwindelte Anja, da sie keine Lust auf weitere Fragen hatte und stellte in einem Tonfall, den sie sofort selbst bereute, fest: »Meinst du, du findest einen Freund, wenn du nur genügend durchprobierst? Lässt du dich eigentlich auch einmal auf einen Menschen ein, oder muss es die große Liebe auf den ersten Blick sein?«
    Ute, die gerade etwas sagen wollte, hielt inne, sah an Anjas durchaus ansehnlichen Körper herunter und zischte mit nassen Augen: »Was weißt du denn schon?« Anschließend drehte sie sich um und stürmte davon.
    »Auch das noch!«, fluchte Anja und startete den halbherzigen Versuch, ihrer Freundin hinterherzulaufen. Nach 100 Metern und zwei Abweisungen gab sie auf und machte sich auf den Weg zu Erlangens Busbahnhof. Sie würde die Sache später mit einem Telefonat aus der Welt schaffen, so schnell wie Ute einschnappte, taute sie in aller Regel auch wieder auf.
     
    »Bin ich so schrecklich, dass man mich verleugnen muss?« Anja, die sich gerade die Kopfhörer ihres iPads ins Ohr stecken wollte, zuckte zusammen. Offenbar war sie so mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie überhaupt nicht mitbekommen hatte, wie Florian ihr gefolgt war. Dunkle Erinnerungsfetzen des gestrigen Abends tauchten in ihr auf ... die Musikkneipe, tolle Stimmung und viel zu viel Alkohol. Kurz vor der Sperrstunde hatte Florian sie draußen bei einer Zigarette angesprochen. Soweit sie sich noch erinnern konnte, war er gerade erst von Berlin nach Erlangen gezogen, um hier seinen Facharzt zu machen. Er war ihr sympathisch und sah noch dazu gut aus, aber bei Männerbekanntschaften schaltete Anja automatisch drei Gänge zurück. Dank seiner unaufdringlichen Art gestand sie ihm trotzdem ein letztes gemeinsames Bier zu, dann war jeder alleine nachhause gegangen.
    »Und, bin ich so schrecklich?«, holte er sie aus ihren Gedanken.
    Es war und blieb ein bescheidener Tag. Eigentlich wollte sie die Frage verneinen, doch stattdessen antwortete sie wieder viel zu barsch: »Wir kennen uns seit gestern und du fängst jetzt schon an mich zu verfolgen. Glaubst du, ich riskiere die Eifersucht meiner Freundin für einen Mann, den ich noch gar nicht richtig kenne?«
    Sein Lächeln erstarrte, dann trat er einen kleinen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände: »Ist ja gut, ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob wir einmal zusammen einen Kaffee trinken gehen.«
    Bei den meisten Typen hätte diese Reaktion wahrscheinlich einfach nur cool gewirkt, bei ihm wirkte es wie echte Enttäuschung. Genau im selben Augenblick hielt Anjas Bus und öffnete die Türen, was sie nun wiederum dazu zwang, eine Entscheidung zu treffen. Anja hatte schon dazu angesetzt einzusteigen, als sie sich noch einmal zu ihm wandte und wesentlich milder sagte: »Es tut mir leid, war nicht so gemeint. Lass uns ein anderes Mal darüber reden.« Dann stieg sie ein und ließ sich bei der Abfahrt sogar zu einem kurzen Winken hinreißen. Trotz der schmutzigen Busscheibe glaubte sie dieses unterschwellige Lächeln wiederzuerkennen, das ihr schon am Vorabend so gut an ihm gefallen hatte, und ohne dass sie es wollte, musste sie ebenfalls lächeln.

5
    Es war kurz vor 10 Uhr und Pathologe Dr. Gruber pendelte gerade einmal wieder zwischen Kaffeemaschine und seinem Büro, als er an der nicht ganz geschlossenen Schiebetür des Untersuchungsraumes vorbeikam und stutzte. Solange die bereits für die Obduktion vorbereitete Leiche nicht untersucht worden war, hatte dort drin niemand etwas zu suchen und doch war die tote Frau nicht alleine. Ein Mann stand mit dem Rücken zur Tür vor dem Edelstahltisch und soweit es Dr. Gruber beurteilen konnte, atmete dieser Mann ziemlich heftig.
    Dr. Gruber betrat leise den Raum, fragte dann aber mit lauter Stimme: »Was machen Sie hier?« Eigentlich hatte er erwartet, dass der Mann zusammenzuckte oder sich in irgendeiner anderen Form ertappt fühlte, doch nichts davon geschah. Als wäre es selbstverständlich und ohne sich vorher umzudrehen, zog dieser das weiße Laken wieder über den Kopf der Toten und blieb einfach noch zwei, drei Sekunden so stehen.
    Dr. Gruber machte eigentlich nichts so schnell
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