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Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mark Franley
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Männer verließen den Kellerraum und eine Stunde später begannen die Abrissarbeiten an der alten Fabrikhalle.
     
    Tom Jänke genoss die Fahrt zum Happurger Stausee. Die Sonne stand inzwischen ziemlich hoch, an fast allen Pflanzen zeigte sich das erste Grün und im Radio spielten sie einen Song, der Lust auf Sommer machte. Nach der Musik folgte ein kurzer Nachrichtenüberblick mit einer Bitte an die Bevölkerung, nach einer verschollenen Rentnerin Ausschau zu halten. Toms Gedanken schweiften zu Mike, der seit drei Monaten wie vom Erdboden verschwunden war. Seit der Nacht, in der Anja Lange den Freitod wählte, hatte niemand etwas von ihm gesehen oder gehört. Es war, als hätte sich der Boden aufgetan und Köster mitsamt seines Wagens verschluckt.
     
    Tom näherte sich einer Polizeistreife, die ihn anwies, einem kleinen Feldweg zu folgen. Er schaltete das Radio aus, fuhr langsam über die unzähligen Schlaglöcher, die der Winter hinterlassen hatte, und hielt schließlich einige Meter vor der relativ steil abfallenden Uferböschung.
    Dort, wo jetzt am frühen Vormittag eigentlich Ruhe und Frieden herrschen sollte, wimmelte es nun vor Menschen. In dem Heck eines offenen Krankenwagens saßen zwei Männer in halb ausgezogenen Taucheranzügen, auf die gerade ein Polizeipsychologe einredete. Ein Stück weiter stand der Einsatzwagen der Polizeitaucher und weitere zehn Meter daneben der Traktor eines Bauern, dessen Seilwinde sich langsam drehte. Dazwischen warteten Kollegen von der KTU auf das, was sie untersuchen sollten.
    Tom fragte einen der Männer, wer die Leitung dieser Aktion hatte, und wollte diesen gerade ansprechen, als das Heck eines Fahrzeuges die Wasseroberfläche durchbrach. Nach und nach versiegte jedes Gespräch und alle Augen waren auf den See gerichtet.
    Als die braune Brühe langsam, aber ohne Erbarmen auch das Nummernschild freigab, spürte Tom, wie sich etwas in ihm zusammenzog. Er hatte Köstners Kennzeichen in den letzten Wochen so oft an andere weitergegeben, dass es keinen Zweifel gab. Der Wagen, den man da gerade aus dem trüben Wasser holte, gehörte seinem Freund.
    Der Bediener der Seilwinde wartete einige Augenblicke, damit das Wasser ablaufen konnte und holte das Fahrzeug anschließend endgültig an Land.
    »Weiß man schon, wer da drin ist?«, fragte Tom immer noch hoffend den Einsatzleiter, während sie den Traktor umrundeten.
    »Nein, das Wasser war zu trüb. Sowohl die beiden Hobbytaucher als auch unsere Männer sahen nur eine Person auf dem Fahrersitz, konnten aber nicht einmal erkennen, ob Mann oder Frau.«
    Bis sie das Fahrzeug erreicht hatten, stülpte sich ein Mann der KTU einen dünnen Handschuh über und öffnete die Fahrertür. Für einen Augenblick dachte Tom, er würde zusammensacken, da er einige Sekunden brauchte, um zu realisieren, dass der Tote nicht Mike war. Der aufgedunsene Kopf des Mannes lag mit der Wange auf dem Lenkrad und seine toten Augen schienen ihn erstaunt anzustarren. Knapp über dem linken Auge zeigte sich ein kreisrundes Einschussloch, dessen Ränder vom Wasser ausgefranst waren.
    Fast schon erleichtert, schaffte es Tom sich abzuwenden. Die Welt um ihn herum schien seltsam weit weg zu rücken. Wie in Trance entfernte er sich einige Meter weg von dem Geschehen, sackte auf die Knie und starrte anschließend einfach nur auf einen kleinen Käfer, der sich seinen Weg durch das junge Gras bahnte. Nun wurde ihm auch klar, warum Mike und Jenni von heute auf morgen verschwunden waren. Sein Freund hatte das Gesetz selbst in die Hand genommen.
    Irgendwann trat der Einsatzleiter neben ihn und sagte: »Vermutlich Selbstmord. Er muss sich selbst erschossen haben und war danach die Böschung hinunter in den See gerollt. Einer meiner Männer hat den Toten wiedererkannt. Herr Menzel wurde erst vor kurzem aus der Haft entlassen. Wie er allerdings zu Köstners Wagen gekommen ist, müssen wir erst noch klären.«
    Tom brauchte einige Sekunden, stand dann auf und log: »Köstner wollte seinen Wagen verkaufen und recht viel mehr, als sich darin umzubringen, konnte man mit der Rostlaube auch nicht mehr machen.« Dann drehte er sich um, ging zurück zu dem Toten und begann mit seinem Job, wobei er einige Spuren schlichtweg ignorierte.
     
     
     
    -ENDE-
     
     
     

Weitere Bücher des Autors:
     
     
    »Heuchler« (Das erste Buch aus der Mike-Köstner-Reihe)
     
    »Skrupellos« wäre ein zu schwaches Wort, um IHN zu beschreiben, und gerade als sich die beiden Kommissare am Ziel
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