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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Myrna E. Murray
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haben sich die Schönen und Reichen in ihrer kleinen Welt versammelt und da ist nun mal kein Platz für einen kleinen … Rebellen. Hier und jetzt bin ich Christa Ashton – eine Lady der High Society, ein augenscheinlich kleiner Fisch im Haifischbecken, auf der Suche nach gesellschaftlicher Begleitung, vor allem zur großen Silvestergala. Aber für einen oder zwei von euch werde ich mehr sein: ein Abenteuer, eine Geliebte, irgendwann später vielleicht sogar ein Playmate. Manchmal ist es wirklich zu schade, dass nichts Längeres oder gar etwas Festes daraus werden wird, aber das kann ich mir nicht leisten. So ist es eben.
     
    Entschlossen klappe ich den C.J.-Koffer zu und schiebe ihn in den großen Kleiderschrank. Den zweiten Koffer werde ich auspacken – einige der Stücke haben etwas gegen Knitterfalten. Nach einer Weile schließe ich den Schrank, kippe ein Fenster, um frische Luft hereinzulassen, schalte den Fernseher aus, stecke den Kabinen- und Decksplan ein, lege ein schweres Schultertuch um und verlasse die Kabine. Ich bin neugierig und eine erste Erkundungstour wird mir helfen, mich mit dem Schiff vertraut zu machen. Wer weiß, vielleicht trifft man ja jetzt schon jemand Interessantes.
     

 
     
    2. Böses Mädchen
     
    Dieses Schiff ist riesig. Überall auf den Gängen begegnet man Menschen, die ihre Kabinen beziehen oder sich ortskundig machen. Ich habe mein freundliches Lächeln angeknipst und grüße höflich. Ganz so, wie sich das gehört. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber ein großer Anteil der Gäste ist doch wesentlich älter. Wenn man so die langen, geschmackvollen Flure entlanggeht und die Leute in die einzelnen Kabinen verschwinden sieht, kann einem noch eine andere merkwürdige Assoziation kommen: Vielleicht bin ich ja gar nicht auf einem Luxusliner, vielleicht bin ich auf einem schwimmenden Mausoleum. Mich schaudert, während ich auf den Fahrstuhl warte, der mich hinab in die Lobby bringt. Ob es hier wohl …?
    Ein Blick auf die gläserne Anzeigentafel zwischen den Türen der Kabinen ergibt nichts, also zücke ich den Schiffsplan. Dort finde ich im Inhaltsverzeichnis das, was ich vermutet hatte. Sie haben tatsächlich ein Mausoleum, na gut, eine Leichenhalle, hier an Bord. Ganz unten im Schiffsrumpf liegt sie, nicht fern von der medizinischen Station. Aber wer will schon neben Toten wohnen? Ich kann die Dame im Reisebüro fast hören: „Ich habe da eine wunderschöne Suite für Sie. Mit allem Komfort ausgestattet und zu einem sagenhaften Schnäppchenpreis. Wo der Haken ist? Sie liegt direkt neben dem Mausoleum, aber das darf Sie nicht weiter stören. Es wird so gut wie nie benutzt …“ Das wäre sicher kein Verkaufsschlager – aber für einen Lacher gut. Vielleicht sollte ich umziehen. Aber wenn ich es mir recht überlege – nein.
     
    Der gläserne Aufzug erreicht meine Etage und die Türen öffnen sich lautlos. Ein älteres Ehepaar steigt aus. Sie spricht mich an.
    „ Entschuldigen Sie bitte, gute Frau. Sind wir hier richtig auf Deck 9?“
    „ Nein, tut mir leid, das ist ganz unten gleich neben dem Mausoleum.“ Ich kann’s einfach nicht lassen, aber für das „gute Frau“ hatte sie das verdient. Zuckersüß lächele ich sie an.
    Sie schaut zurück und wendet sich an ihren Begleiter.
    „ Was hat sie gesagt? Sind wir hier richtig, Herbert?“
    „ Nein, Berta, wir sind hier noch nicht richtig“, gibt er zurück, „wir müssen weiter runter.“ Beide scheinen nicht mehr ganz so gut zu hören, denn sie sprechen sehr laut. Berta dreht sich um und studiert die Anzeigentafel, während Herbert mit einem Fuß im Fahrstuhl und mit einem auf dem Deck steht.
    Er blockiert ohne es zu merken die Lichtschranke, so dass die Türen nicht schließen können.
    „ Aber wir müssen hier doch richtig sein“, beharrt Berta. Unschlüssig versucht sie die Angaben auf ihrem Fahrschein mit denen der Anzeigentafel zu vergleichen. Berta scheint es auch noch mit den Augen zu haben.
    Herbert schüttelt sachte den Kopf. „Wie du meinst, Berta“, murmelt er mehr zu sich selbst.
    „ Hast du was gesagt?“
    „ Nein, Liebling.“
    „ Ach so, dann habe ich wieder ein Rauschen im Ohr.“
    Die beiden sind niedlich. Sie scheinen diese Art Gespräch öfter zu führen. Auch bemerke ich jetzt einen leichten Einschlag in ihrer Aussprache. Englisch scheint nicht ihre Muttersprache zu sein. Ich weiß nicht genau, was den Ausschlag gegeben hat, aber meine fiese Bemerkung tut mir jetzt doch ein
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