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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Myrna E. Murray
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entschlossen schiebt sie ihn ebenso dezent zurück, wie sie ihn bekommen hat.
    „ Es tut mir leid, Lord Woodenbrock, aber ich kann keine Reservierung im Computer finden. Die Suiten sind alle bereits belegt.“
    „ Aber es muss doch noch eine Suite geben. Geld spielt dabei keine Rolle.“
    Ah – die fünf magischen Worte, und er meint sie tatsächlich so. Aufmunternd lächelt er der Dame zu und sie wird zusehends unsicherer. Ein guter Zeitpunkt, um mich kurz in ihre Gedanken einzuklinken. Wieder eine dieser nützlichen Fähigkeiten. Ich kann nicht wirklich Gedanken lesen, empfange eher Bruchstücke, Gefühle und manchmal Wortfetzen – so wie jetzt. Der Dame schießt das Wort Holyrood durch den Kopf – gefolgt von einem schlechten Gewissen. Schnell zücke ich meinen Kabinenplan und suche danach. Ah ja, da haben wir sie – doppelstöckig auf Deck 9 und 10. Diese Suite dürfte wirklich ein bisschen mehr kosten und wahrscheinlich glaubt sie ihm einfach nicht, dass er finanzkräftig genug ist um sie sich leisten zu können.
    Blondi versucht nun eine andere Taktik. Im brüderlichen Tonfall richtet er sich an die Rezeptionistin. „Hören Sie, ich möchte einfach nur ein schönes Silvesterfest mit Freunden von mir feiern. Meine Sekretärin sollte die Suite buchen, aber anscheinend ist entweder ihr oder dem Reisebüro ein Fehler unterlaufen, so dass ich nun zwar Bordkarten habe, allerdings für die falschen Kabinen.“ Er legt zwei Bordkarten auf den Tresen.
    Sie bleibt hart. „Es tut mir leid, Sir, aber ich bin nicht befugt …“
    „ Dann holen Sie doch bitte jemanden her, der befugt ist“, unterbricht er sie liebenswürdig, aber mit einem drohenden Unterton.
    Sie schluckt und greift mit einem „Entschuldigen Sie mich bitte kurz, Sir“ zum Telefon.
    Ich wende mich an den Anzugträger, der etwas abseits steht und die Szenerie unbeteiligt beobachtet.
    „ Verzeihen Sie bitte, Sir.“
    Er dreht sich um und ich schaue in wahnsinnig intensive bernsteinfarbene Augen, die fast golden erscheinen – mit einem Hauch von Grün an den äußeren Rändern der Iris. Für einen Moment bringen sie mich aus der Fassung. Er lächelt mir zu, wenn auch unbeteiligt.
    „ Ja, Miss. Was kann ich für Sie tun?“
    Ich muss mich zusammenreißen, um von der Faszination dieser Augen loszukommen. Ich räuspere mich kurz und fahre dann in einem sehr leisen Ton fort. „Ich kam nicht umhin Ihre Unterhaltung mit anzuhören. Sie haben Probleme mit Ihren Suiten?“
    Er nickt. „Bedauerlicherweise scheint es eine Verwechslung bei der Buchung gegeben zu haben.“
    Ich nicke. „Meint Ihr Freund es wirklich ernst, wenn er sagt, dass Geld keine Rolle für die Suite spielt?“
    Er nickt wieder, ernster dieses Mal.
    „ Gut, dann sagen Sie ihm, er soll die Rezeptionistin nach der Holyrood Suite auf Deck 9 fragen.“
    Skeptisch schaut er mich an. „Wie kommen Sie darauf?“
    Ich zwinkere ihm zu. „Weibliche Intuition.“
    Er sieht mich skeptisch an und ich reiße mich zusammen.
    „ Also schön“, füge ich hinzu. „Als ich vorhin eingecheckt habe, hat eine ihrer Kolleginnen gerade die Stornierung für diese Suite bestätigt. Sie dürfte also frei sein, und wenn eine doppelstöckige Suite der Luxusklasse Ihren Ansprüchen entspricht …“, ich zeige ihm die Suite auf dem Faltplan, „dann könnte diese vielleicht das Richtige für Sie beide sein. Auch wenn ich den Preis für diese leider nicht zur Hand habe.“
    Er wirft kurz einen Blick auf den Plan, dann in mein Gesicht und handelt. Während die Rezeptionistin noch immer hektisch telefoniert, tritt er auf den blonden Hünen zu und erklärt ihm in kurzen Sätzen die Lage. Der Blonde dreht sich um und mustert mich einen Moment.
    Freundlich lächeln Christina und ganz unbeteiligt wirken, ermahne ich mich.
    Er nickt mir kurz zu und dreht sich mit einem gewinnenden Lächeln zurück zum Tresen. Bingo – Punkt für mich. Ich bewege mich ein paar Schritte von den Männern und ziehe mich in die Vorhalle zurück. Das Telefonat ist mittlerweile beendet und am Gesicht der Rezeptionistin sehe ich, dass sie nicht glücklich ist. Es folgt ein weiterer kurzer Wortwechsel, und als nun eine goldene Kreditkarte auf dem Tresen auftaucht scheint man sich schnell einig zu werden. Sie lächelt nun wieder professionell, und nach einigen Minuten wechseln zwei Bordkarten den Besitzer. Man ist zufrieden und verabschiedet sich höflich voneinander. Ich kann die Erleichterung der Rezeptionistin geradezu spüren.
     
    Die
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