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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen
Autoren: Jack Higgins
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er auf diese Weise die Blutung stillen. Burke drückte ihm seinen Revolverlauf zwischen die Augen.
      »Fünftausend Dollar.«
      Selbst jetzt zögerte Coimbra noch. Ich warf rasch ein: »In
    dem Walnußschrank neben der Tür ist ein Safe.«
      Burke zog den Hahn seines Revolvers mit hörbarem Klicken zurück.
      Da sagte Coimbra hastig: »Der Schlüssel liegt in der Zigarrenkiste hier.«
      »Nehmen Sie ihn«, befahl mir Burke. »Holen Sie, was Sie finden.«
      In der Geldkassette, die ich auf den Schreibtisch stellte, befanden sich ganz bestimmt wesentlich mehr als fünftausend Dollar. Wieviel es war, erfuhr ich nie. Burke nahm alles heraus und ließ die ordentlich gebündelten Banknoten in den geräumigen Taschen seiner Buschjacke verschwinden.
      »Für einen raschen Profit muß man bereit sein, ein Risiko einzugehen – haben Sie das nicht selbst gesagt, Coimbra?«
      Aber Coimbra war das inzwischen gleichgültig. Er brach ohnmächtig zusammen. Herrara lehnte immer noch mit ausgestreckten Händen an der Wand. Burke drehte sich um und schlug ihm fast wie nebenbei die Faust ins Genick. Herrara ging stöhnend zu Boden.
      Der kleine Revolver wurde wieder in dem Hut befestigt, dann setzte er ihn auf. Er drehte sich zu mir um.
      »Die erste Regel im Busch«, sagte er, »langsam gehen, nicht rennen. Denken Sie dran, wenn wir jetzt hinausgehen.«
      Wir verließen das Haus durch die Seitentür, die üblicher
    weise für solche Kunden offengelassen wurde, die direkt zu den Mädchen wollten, ohne in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Gleich um die Ecke hinter dem Cafe parkte ein FordLastwagen, und ein Afrikaner döste am Steuer. Burke ließ mich hinten einsteigen, dann wechselte er ein paar Worte mit dem Fahrer und folgte mir.
      Als der Wagen sich m Bewegung setzte, fragte ich: »Und wohin jetzt?«
      »In Caruba gibt's einen alten Militärflugplatz. Kennen Sie ihn?«
      »Ich bin erst seit zwei Wochen in der Stadt. Diesen Job im ›Licht von Lissabon‹ habe ich nicht gerade als Lebensaufgabe betrachtet. Ich wollte mir damit nur eine Fahrkarte nach Kapstadt verdienen.«
      »Aus besonderen Gründen?«
      »Nun, man muß ja schließlich im Leben ein Ziel haben.«
      Damit fand er sich ab. Er nickte ernsthaft. »Das war ein guter Schuß vorhin. Wo haben Sie das gelernt?«
      Als ich es ihm erklärte, schien er überrascht zu sein. Wie gut ich ihm wirklich erschien, war mir damals noch nicht klar, denn erst viel später lernte ich, daß ich mich instinktiv wie ein Profi verhalten hatte: Mit der ersten Kugel schießt man immer auf die Revolverhand, weil bekannt ist, daß selbst ein Sterbender noch einmal abdrücken kann.
      Wir fuhren durch die Außenbezirke aus der Stadt hinaus. Hier gab es keine Straßenbeleuchtung mehr, und alles lag in tiefer Dunkelheit. Nach einer Weile fragte er mich nach meinem Paß.
      Ich griff instinktiv nach meiner Brieftasche und nickte. »Das ist ungefähr alles, was ich habe.«
      Da sagte er, als sei ihm gerade erst der Gedanke gekommen: »Mein Name ist übrigens Burke – Sean Burke.«
      »Stacey Wyatt.« Ich zögerte. »Hat Coimbra Sie vorhin nicht Major genannt?«
      »Stimmt, ich war zwanzig Jahre bei der britischen Armee, Fallschirmjäger. Bis letztes Jahr. Die Regierung von Katanga hat mir gerade ein Offizierspatent erteilt.«
      »Im Kongo?« fragte ich.
      »Ich stelle eine Sondereinheit zur Aufrechterhaltung der Ordnung zusammen. Coimbra sollte mir ein paar Männer besorgen. Der Schweinehund hat's nicht einmal versucht. Jetzt habe ich eine alte DC-10 draußen auf dem Flugplatz stehen und niemanden, den ich mitnehmen kann.«
      »Nur mich.«
      Die beiden Worte rutschten mir gedankenlos heraus, und selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte sie nicht mehr zurück nehmen können. Erstens hätte es mir mein Stolz nicht erlaubt, und zweitens war da noch etwas anderes. Aus irgendeinem Grund war mir wichtig, was er über mich dachte. Ich glaube, einem Psychologen wäre es nicht sonderlich schwergefallen, unser Verhältnis zu analysieren. Ich hatte als Heranwachsender zu früh meinen Vater verloren und mit ihm alle Angehörigen väterlicherseits. Nun rannte ich vor mir selbst davon und versuchte, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse der letzten Monate auszulöschen, die mir meine Mutter geraubt hatten und mir auf der ganzen Welt nur einen einzigen Menschen gelassen hatten, dem ich wirklich etwas bedeutete – meinen
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