Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Großvater. Ich fürchtete mich davor, ihn zu lieben.
      Burke unterbrach meine Gedanken. »Meinen Sie das ernst?«
      »Coimbra war der erste Mensch, auf den ich in meinem ganzen Leben geschossen habe«, sagte ich. »Ich halte es für fair, Ihnen das ganz offen zu sagen.«
      »Vierhunderttausend Franc im Monat«, sagte er. »Beklei dung und Ausrüstung frei.«
      »Einschließlich Leichenhemd? Wie ich höre, geht es da ziemlich turbulent zu.«
      Mit einem Schlag wurde er ein vollkommen anderer Mensch. Er lachte neben mir im Dunkeln, griff herüber und drückte meinen Arm. »Stacey, ich werde Ihnen alles bei bringen, was Sie wissen müssen. Wir werden uns von einem Ende des Kongo zum anderen eine Schneise schlagen und unversehrt mit den Taschen voll Gold wieder herauskommen.«
      Hinter dem Horizont rollte der Donner wie ferne Trommeln, und es begann in schweren, warmen Tropfen zu regnen. Sie klatschten auf die Wagenplane. Die Luft war elektrisch geladen. Mich packte die Erregung. Ich glaube, es war ganz einfach so, daß ich ihm gleichen wollte. Ich wollte hart, furchtlos, draufgängerisch sein, der Welt in die Augen blicken,
    bis sie den Blick abwandte.
      Mein Gott, war ich damals glücklich – zum erstenmal seit Jahren. Der Lastwagen rumpelte durch die Nacht, und der Staub Afrikas drang mir in die Nase.

    3

    ›Burkes wilde Hunde‹, diesen Namen fand ein Zeitungsreporter nach diesem ersten Vorstoß nach Katanga. Wir verloren eine Menge Männer, aber die anderen hatten noch höhere Verluste, und die Zeitungsmeldungen verhalfen uns zu neuen Rekruten. Eine Zeitlang wurde Burke zu einer Art von legendärer Gestalt, dann vergaß man ihn, aber inzwischen war unser Ruf als Elite einheit gesichert. Es war nicht mehr schwierig, genug Männer aufzutreiben, und Burke konnte sich die besten aussuchen.
      Dann folgten herrliche Tage – die schönste Zeit meines Lebens. Wir lebten in vollen Zügen und trainierten hart. Zum erstenmal in meinem Leben spürte ich meine Kraft, mein Mut wurde auf die Probe gestellt, und ich erkannte, daß ich auch dann noch handlungsfähig war, wenn ich Angst hatte. Bei Licht betrachtet, ist das vermutlich alles, worauf es ankommt.
      Burke war niemals zufrieden. In einer Atempause zwischen zwei Einsätzen bildete er uns sogar im Fallschirmspringen aus und ließ uns aus einer alten de Havilland Rapid über dem Flugplatz von Lumba abspringen. Einen Monat später wurde es ernst, und wir sprangen vor den Nasen einer Streitmacht von Simbas über einer Missionsstation in Kasai ab. Zweihundert Meilen weit kämpften wir uns durch den feindlichen Busch und brachten acht Nonnen in Sicherheit.
      Burke wurde für diesen kleinen Ausflug zum Oberst befördert, und etwa um die Zeit, wo ich mein drittes Jahr in Harvard hätte absolvieren sollen, bekam ich mein Haupt mannspatent. Das Leben war damals herrlich – voller Taten und Leidenschaft, wie es sein soll –, und das Geld floß in Strömen, wie man es uns versprochen hatte. Zwei Jahre später konnten diejenigen von uns, die noch übrig waren, von Glück sagen, wenn sie auch nur das mitnehmen durften, was sie am Leibe trugen.
      Im Gegensatz zur landläufigen Meinung befanden sich die meisten Söldner aus dem gleichen Grund im Kongo, aus dem junge Männer früher zur Fremdenlegion gingen. Schlimm war es nur, was mit einem geschah, wenn man mit der Wirklichkeit konfrontiert wurde. Ich hatte selbst die Überreste von Siedlern zu sehen bekommen, die in einer Sägemühle gevierteilt worden waren. Ich hatte auch Söldner gekannt, die die Gewohnheit hatten, sich ihrer Gefangenen dadurch zu entledigen, daß sie sie in alte Munitionskisten einsperrten und in den Kiwu-See warfen, aber nur dann, wenn sie zu müde waren, um sie als Zielscheiben zu gebrauchen.
      Zwischen diesen beiden Extremen war mit mir ein Wandel vorgegangen, aber Pete Jaeger hatte sich nicht im geringsten geändert. Er stammte aus einem Buschort im nördlichen Trans vaal, wo man immer noch glaubte, daß Kaffern keine Seele haben, und er war einer der wenigen Überlebenden des ursprünglichen Kommandos.
      Seltsamerweise war Pete trotz seiner Herkunft kein Rassen fanatiker. Er hatte sich uns angeschlossen, weil die Gelegen heit, etwas zu unternehmen und Geld zu verdienen, sich vorteilhaft von der Farm zu Hause unterschied, wo sein Vater die Bibel in der einen und den Schambock in der anderen trug, die Peitsche, mit der er Pete ebenso züchtigte wie die armen Kaffern,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher