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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende
Autoren: Sandra Brown
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Füßen.
    »Ihre Fruchtblase ist geplatzt.«
    Ronnie drehte ruckartig den Kopf herum und funkelte Tiel finster an. »Was?«
    »Ihre Fruchtblase ist geplatzt.« Sie wiederholte ihre Erklärung mit sehr viel mehr Gefasstheit, als sie fühlte. Tatsächlich raste ihr Herz vor Furcht. Dies konnte womöglich der Funke sein, der eine Kurzschlussreaktion bei ihm auslöste und ihn veranlasste, die Dinge zu einem schnellen Abschluss zu bringen, indem er sämtliche Geiseln erschoss und sich dann mit dem Problem seiner Freundin befasste.
    »Das ist richtig, junger Mann.« Unerschrocken setzte sich die ältere Frau auf und sprach ihn mit all der Kühnheit an, die sie zuvor bei ihrem Ehemann bewiesen hatte, als sie ihm wegen seines ungeschickten Herumhantierens mit der Videokamera die Leviten gelesen hatte. »Ihr Baby kommt.«
    »Ronnie? Ronnie?« Sabra klemmte sich den Rock ihres Sommerkleids zwischen die Schenkel, als ob sie auf diese Weise den Lauf der Natur aufhalten könnte. Mit gebeugten Knien ließ sie sich langsam auf den Fußboden sinken, bis sie auf den Fersen saß. »Was sollen wir denn jetzt bloß tun?«
    Das Mädchen hatte offensichtlich Angst. Weder sie noch Ronnie schienen Erfahrung mit bewaffneten Überfällen zu haben. Oder mit Entbindungen, was das betraf. Tiel schöpfte Mut aus dem Verhalten der alten Dame und setzte sich ebenfalls auf. »Ich schlage vor -«
    »Sie halten den Mund!«, brüllte Ronnie. »Ihr alle haltet ganz einfach die Klappe!«
    Er zielte weiterhin mit seiner Pistole auf Tiel und die anderen, während er sich neben Sabra kniete. »Haben die Recht? Bedeutet das, dass das Baby kommt?«
    »Ich glaube schon.« Sie nickte unter Tränen. »Es tut mir Leid.«
    »Ist schon okay. Wie viel Zeit... wie lange dauert es noch, bis es geboren wird?«
    »Ich weiß nicht. Das ist ganz unterschiedlich, glaube ich.«
    »Tut es weh?«
    Wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen und kullerten über ihre Wangen hinunter. »Es tut schon seit ein paar Stunden weh.«
    »Ein paar Stunden!«, rief er alarmiert.
    »Aber nur ein bisschen. Nicht sehr.«
    »Wann genau haben die Schmerzen angefangen? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Wenn sie Wehen hat -«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Klappe halten!«, kreischte er Tiel an.
    »Wenn Ihre Freundin schon seit einer ganzen Weile Wehen hat«, wiederholte Tiel unbeirrt, während sie ihm unverwandt in die Augen blickte, »sollten Sie besser ärztliche Hilfe holen. Und zwar sofort.«
    »Nein«, sagte Sabra hastig. »Hör nicht auf sie, Ronnie.« Sie klammerte sich an seinen Ärmel. »Mit mir ist alles okay. Ich bin -«
    Schmerz zuckte durch ihren Körper. Ihr Gesicht verzerrte sich. Sie rang keuchend nach Luft.
    »O Gott. Scheiße.« Ronnie musterte besorgt Sabras Gesicht und kaute ratlos auf seiner Unterlippe. Seine Hand mit der Pistole zitterte.
    In dem Moment sprang einer der Mexikaner - der kleinere der beiden - unvermittelt auf die Füße und stürzte auf das Paar zu.
    »Nein!«, schrie Tiel.
    Der Cowboy streckte blitzschnell die Hand aus und versuchte, den Mexikaner am Bein festzuhalten, griff aber daneben.
    Ronnie feuerte die Pistole ab.
    Die Kugel zertrümmerte mit einem ohrenbetäubenden Knall die Glastür der Kühlvitrine und durchbohrte einen Milchcontainer aus Plastik. Auf alles, was sich im unmittelbaren Umkreis befand, prasselte ein Hagel aus Glassplittern und Milchtropfen herab.
    Der Mexikaner hielt abrupt inne. Bevor er völlig zum Stehen kam, ließ die Trägheit seinen Körper leicht vor und zurück schwanken, als ob seine Stiefel plötzlich auf dem Fußboden festgeklebt wären.
    »Zurück, oder ich erschieße Sie!« Ronnies Gesicht war hochrot vor Erregung. Diesmal war keine gemeinsame Sprache notwendig, um die Botschaft rüberzubringen. Der Freund des Mannes sprach leise und eindringlich auf Spanisch auf ihn ein, und der Mexikaner wich langsam rückwärts, bis er an seinem Ausgangspunkt angekommen war, und setzte sich dann wieder auf den Fußboden.
    Tiel funkelte ihn wütend an. »Sie Idiot! Das hätte Sie den Kopf kosten können! Sparen Sie sich Ihr Machogehabe gefälligst für ein andermal auf, okay? Ich möchte deswegen nicht getötet werden.«
    Obwohl er kein Englisch verstand, entging ihm doch nicht der Sinn ihrer Worte. Zutiefst in seinem männlichen Stolz gekränkt und wütend darüber, dass er von einer Frau abgekanzelt worden war, warf er ihr einen finsteren Blick aus dunklen Augen zu, aber das kümmerte sie nicht.
    Tiel wandte
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