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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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Unterwasserlampen zwei Personen im Wasser. Jack und sein Freund. Als sie an den Beckenrand trat, glitten die beiden gerade unter Wasser über den Grund des Pools.
    Kendra wartete, bis sie wieder auftauchten, und dann rief sie leise: “Jack!”
    Der Junge strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und sah erstaunt zu ihr auf. “Hallo, Mrs Westmore, stimmt etwas nicht?”
    “Es ist alles in Ordnung”, beruhigte sie ihn. “Aber ich möchte mit deinem Dad sprechen. Weißt du, ob er noch auf ist?”
    “Er ist nicht hier.”
    Kendra war zwischen Erleichterung und Enttäuschung hin- und hergerissen. Die Enttäuschung überwog schließlich. Es hatte sie allen Mut gekostet, hierherzukommen. Sie bezweifelte, dass sie es noch einmal schaffen würde.
    Aber wo konnte Brodie um diese Zeit hingegangen sein? Plötzlich stand ihr das quälende Bild vor Augen, wie Marilyn Monroes Zwillingsschwester ihn mit offenen Armen empfing.
    Jack sah grinsend zu ihr herauf. “Der Krach war ihm zu viel. Nachdem Sie gegangen waren, ist er auch gleich verschwunden. Er ist im anderen Haus.”
    “Dem … anderen Haus?”
    “Ja, Großvaters altes Haus. In der Savannah Street.”
    Seine Zuflucht! Kendra erinnerte sich, wie Jodi ihn damit aufgezogen hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein.
    “Nummer neunzehn”, fuhr Jack fort. “Im Vorgarten steht ein großer Ahornbaum. Sie können es nicht verfehlen.”
    Trotz Jacks Beschreibung war Kendra schon an dem Haus vorbeigefahren, bevor sie ihren Fehler bemerkte. Sie parkte den Wagen am Rinnstein und ging ein Stück die Straße zurück.
    Brodies Pick-up stand in der Einfahrt. Dahinter, nur schwach von einer Straßenlaterne erhellt, stand ein kleiner, heruntergekommener Bungalow mit einer angebauten Garage. Das Haus schien verlassen, doch unter der Garagentür drang schwaches Licht hervor. Kendras Puls raste. “Du schaffst es”, flüsterte sie sich entschlossen zu. “Du musst es schaffen.”
    Vor der Garagentür blieb sie stehen und holte tief Luft. In der Nachbarschaft schrie eine Katze, und in der Ferne war das Dröhnen eines Lastzuges auf der Durchgangsstraße zu hören. Aus dem Inneren der Garage drang nicht ein einziger Laut.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Dann ballte sie sie noch einmal zu Fäusten. Bevor sie dem schier überwältigenden Drang zu fliehen nachgeben konnte, klopfte sie gegen die Garagentür.
    Das blecherne Geräusch dröhnte in ihren Ohren, und als sie drinnen Schritte näher kommen hörte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Langsam begann sich die Tür quietschend zu heben. Kendra sah zwei Füße in schwarzen Turnschuhen. Dann kamen abgewetzte Jeans in ihr Blickfeld … ein breiter Ledergürtel mit einer mächtigen Schnalle … ein schwarzes T-Shirt, das sich um einen muskulösen Brustkorb spannte …
    “Was, zum Teufel, machst du denn hier?”
    … und die Überraschung in Brodies wundervollen blauen Augen.
    Kendra schluckte. “Ich … muss mit dir reden.”
    Er sah sich um. “Bist du allein?”
    Sie nickte.
    Er streckte den Arm aus und zog sie herein. Ratternd schloss sich die Tür hinter ihr. Wie in einem Kokon waren sie plötzlich in der kleinen Garage eingeschlossen. Außer ihnen befand sich darin nur noch eine glänzende schwarze Harley-Davidson.
    Verblüfft sah Kendra die Maschine an. “Dein Motorrad!” Bilder der Vergangenheit brachen über sie herein. “Du hast es behalten?”
    Er zuckte achtlos die Schultern. “Ja, ich habe es behalten. Ab und zu arbeite ich daran, damit es in gutem Zustand ist, wenn ich es verkaufe. Es wird langsam Zeit. Irgendwie habe ich es bisher nie geschafft, aber jetzt werde ich mich wohl bald davon trennen.”
    Das glaube ich erst, wenn ich es sehe, dachte Kendra. Wem versuchte er etwas vorzumachen? Dieses Motorrad war die Liebe seines Lebens gewesen. Sich von ihm zu trennen würde heißen, dass er sich das Herz aus der Brust riss.
    “Wann bist du das letzte Mal damit gefahren?”, fragte sie.
    “Ich habe es abgestellt, als ich die Verantwortung für die Kinder übernommen habe. Es ist ein Teil meiner Vergangenheit. Außerdem brauchte ich ein Fahrzeug mit Platz für vier Personen. Sicher musste es vor allem sein, nach allem, was gerade geschehen war. Dieses Motorrad war zu nichts mehr nütze.”
    Wahrscheinlich merkte er nicht einmal, wie liebevoll sein Blick über den glänzenden Tank glitt, über die blitzenden Scheinwerfer, das glatte schwarze Leder des Sattels …
    Er räusperte sich und wandte
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