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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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brechen.
    “Kaum zu glauben”, fügte er hinzu, “dass nur drei Monate zwischen ihnen liegen.”
    Brodie konnte nicht wissen, dass er ihr mit dieser beiläufigen Bemerkung ein schlechtes Gewissen machte. Noch nie hatte sie sich wegen ihres kleinen Betrugs so schäbig gefühlt. Wie sie es auch begründete, es blieb ein Betrug, und Megan musste mit einer Lüge leben. Das Netz der Unwahrheit breitete sich täglich weiter aus. Wenn sie, Kendra, nur nicht ein solcher Feigling wäre! Wenn sie ihm nur die Wahrheit sagen könnte.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass Brodie weiter zu ihr sprach. Sie riss sich zusammen. “Es tut mir leid.” Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und spürte dabei, wie ihr der Schweiß auf der Stirn stand. “Ich habe nicht …”
    “Kendra!”, rief Hayley von der Tür her. “Könntest du in die Küche kommen und mir zeigen, wie du damals die Servietten gefaltet hast?” Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand der Teenager wieder.
    Kendra blickte Brodie verzweifelt an. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, bei ihm zu bleiben, ein anderer Teil war bereit zur Flucht, bevor sie Dinge sagte, die sie später bereuen würde.
    Brodie nahm ihr die Entscheidung ab. “Geh schon”, sagte er mit einer abrupten Geste. “Ich werde hier drinnen aufräumen.”
    Nach kurzem Zögern nahm Kendra ihre Handtasche, rutschte vom Barhocker hinunter und machte sich auf den Weg in die Küche. Während sie Hayley und Zoe mit den Servietten half, versuchte sie, sich in Partystimmung zu bringen, doch das Gespräch mit Brodie ging ihr nicht aus dem Sinn. Natürlich hatte sie gewusst, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, und auch schon vorher war von einer ‘Beziehung’ die Rede gewesen. Doch er hatte nie angedeutet, dass es ihm um eine Heirat ging.
    “Vielen Dank, Kendra.” Hayleys Stimme riss sie aus ihren Gedanken. “Jetzt sieht der Tisch richtig schön aus. Ich habe gerade Jack und seinen Freund kommen hören. Lass uns alle zum Essen rufen. Es ist Zeit für die Party!”
    Für den Rest des Abends war Kendra keinen Moment mehr mit Brodie allein, und sie wusste nicht, ob er es bewusst so einrichtete oder ob es sich zufällig so ergab.
    Kurz nach zehn verließ sie die Party. Brodie brachte sie zum Wagen, aber er machte keinen Versuch, das Gespräch wieder aufzunehmen. Er war höflich, aber kühl, als wäre sie eine Fremde. Noch bevor sie die Calder Street halb hinter sich gebracht hatte, standen ihr die Tränen in den Augen.
    Zu Hause fand sie keine Ruhe. Sie versuchte zu lesen, versuchte fernzusehen, aber sie konnte sich auf nichts konzentrieren. Es gelang ihr beim besten Willen nicht, Brodie aus ihren Gedanken zu verbannen. Am Ende beschloss sie, sich ein heißes Bad einzulassen und danach schlafen zu gehen.
    Als sie dann im Bett lag, konnte sie nicht einschlafen. Rastlos wälzte sie sich hin und her, und auch ihre Gedanken wollten nicht zur Ruhe kommen. Sie ging hinunter in die Küche, trank ein Glas Milch und versuchte es erneut. Doch es hatte keinen Zweck. Ihre Gedanken drehten sich weiter im Kreis.
    Um Mitternacht gab sie es auf. So konnte es nicht weitergehen. Brodie hatte sich ihr offenbart. Nun hatte er ein Recht, zu erfahren, wie es in ihr aussah. Sie musste ihm ihr Geheimnis verraten, sosehr sie sich auch vor den Konsequenzen fürchtete.
    Er hielt sie für eine Prinzessin und hatte immer nur die Prinzessin in ihr gesehen. Was würde er von ihr halten, wenn er erfuhr, dass sie die ganze Zeit mit einer Lüge gelebt hatte? Würde er sie immer noch heiraten wollen, wenn er herausfand, dass sie noch nicht einmal wusste, wer Megans Vater war?
    Wenn er sich von ihr abwandte, würde es ihr das Herz brechen. Aber was hatte sie schon zu verlieren? Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass es wehtat … aber unglücklicher als jetzt konnte sie unmöglich werden.

11. KAPITEL
    Kendra lenkte den Wagen in Brodies Einfahrt und brachte ihn so leise wie möglich zum Stehen. Von vorn war im ganzen Haus kein Licht zu sehen. Doch wenn Brodie noch wach war, würde er sich im Wohnzimmer aufhalten. Das war nach hinten gelegen.
    Sie stieg aus und schloss leise die Tür. Als sie noch zögernd am Wagen stand, hörte sie leises Plätschern. Jemand schwamm im Pool. Ob es Brodie war? Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie befeuchtete sich die plötzlich trockenen Lippen mit der Zunge und tastete sich den dunklen Weg an der Seite des Hauses entlang.
    Als sie um die Ecke bog, sah sie im gespenstischen Licht der
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