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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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Spencer-Flegel ist!”
    Sie hob das Kinn und blickte unverwandt in die blaugrünen Augen. “Könntest du vielleicht deine alte Klapperkiste aus dem Weg schaffen, Brodie? Ich habe es eilig.”
    Es war gerade neun, aber bereits sehr heiß an diesem Septembermorgen. Kendra spürte, wie ihr der Schweiß über den Rücken rann.
    “Du willst also den Familienbesitz verscherbeln und dich dann wieder aus dem Staub machen”, sagte Brodie spöttisch. “Ich habe gehört, du bist vor einiger Zeit unter die Haube gekommen. Ist dein Mann auch hier in Lakeview?”
    Sein Blick fiel auf ihre Hände, mit denen sie krampfhaft das Lenkrad umklammerte. An der linken Hand glänzte ein goldener Ring. Er wirkte wenig überzeugend. Vielleicht hätte sie vor der Heimkehr noch etwas Geld in einen Verlobungsring investieren sollen, um ihre Geschichte glaubwürdig erscheinen zu lassen.
    Dabei konnte es ihr völlig gleichgültig sein, was dieser Mann von ihr dachte. “Würdest du dich bitte in Bewegung setzen!”, forderte sie ihn kühl auf. “Wie gesagt, ich bin beschäftigt.”
    “Wozu die Eile? Wie wär’s mit einem Kaffee? Um der alten Zeiten …”
    Kendra legte den Rückwärtsgang ein und setzte den Wagen nach einem kurzen prüfenden Blick in den Rückspiegel zurück. Als sie Brodies erschrockenes “He!” hörte, huschte ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht. Dann riss sie das Steuer herum und fuhr haarscharf an seinem Pick-up vorbei auf die Straße hinaus. Ohne noch einmal zurückzublicken, brauste sie davon.
    Die unerwartete Begegnung hinterließ einen unschönen Nachgeschmack. Es war jetzt mehr als acht Jahre her, dass sie die kleine Stadt Lakeview in British Columbia verlassen hatte. In der ganzen Zeit hatte sie nicht einen einzigen Gedanken an Brodie Spencer verschwendet. Warum auch? Er hatte ihr nie wirklich etwas bedeutet. Sein Vater, Danny Spencer, hatte als Gärtner bei ihrer Familie gearbeitet, und da Brodie seinem Vater gelegentlich dabei geholfen hatte, hatte sie ihn ab und zu auf dem Grundstück gesehen. Gewiss, sie hatte den wilden Burschen aus der Ferne ein wenig bewundert, aber davon abgesehen hatten sich ihre Wege kaum jemals gekreuzt. Ich hätte nichts dagegen, beschloss sie grimmig, wenn es auch jetzt dabei bleiben würde.
    Die
Lakeview Construction Company,
bestehend aus Büros, Materiallagern und Maschinenpark, erstreckte sich über ein großes Areal am östlichen Ortsrand von Lakeview. Brodie fuhr von der Schule direkt dorthin.
    Er parkte seinen Wagen auf dem Hof und sprang die hölzernen Stufen zum Hintereingang empor. Als er den Flur entlangschritt, hörte er Stimmen aus dem Büro. Mitzi war leicht an dem immer etwas atemlos wirkenden Tonfall zu erkennen. Als Brodie sich der offenen Tür näherte, sagte Pete gerade: “… und sie hat den Vertrag am Freitag unterzeichnet. Es ist ein riesiger Auftrag, Mitzi.”
    “Ich werde Sam Fleet damit beauftragen.”
    “Ja, Sam ist genau der Richtige … Oh, hallo, Boss.” Pete, der in der Firma für die Kostenvoranschläge zuständig war, nickte Brodie freundlich zu.
    Ihr gefärbtes blondes Haar, das sie hochgesteckt hatte, wippte, als Mitzi sich eilig erhob. Schnell zog sie ihr kurzes weißes Strickkleid zurecht. “Ich hole Ihnen Kaffee, Chef.”
    “Lieber Eistee, Mitzi. Vielen Dank.”
    Während die Sekretärin auf ihren hochhackigen Sandaletten zur kleinen Teeküche auf der anderen Seite des Flurs stöckelte, griff Brodie nach einem Blatt Papier auf ihrem Schreibtisch. “Was haben Sie eben gesagt, Pete … über einen großen Auftrag?”
    “Sie hatten ihn gerade in der Hand. Es geht um Rosemount, das Westmore-Anwesen. Es ist ein enormer Besitz am Westufer des Sees, hoch auf einem Hügel. Fantastischer Blick von dort.”
    “Ich kenne es.” Brodie dachte daran, dass Pete erst seit sechs Monaten in der Stadt war und nicht viel über ihre Vergangenheit wusste. “Der alte Besitzer ist kürzlich gestorben. Edward Westmore. Er hat sein Vermögen vor langer Zeit an der Börse gemacht. Sein Sohn Kenneth und seine Schwiegertochter Sandra sind vor ungefähr zwanzig Jahren ums Leben gekommen. Deren Tochter, die Enkelin des alten Westmore, hat den Besitz jetzt geerbt. Sie hat sich also in unsere Obhut begeben.”
    “Besiegelt und unterschrieben. Sie will die Küche modernisiert haben.”
    “Will sie selbst einziehen … oder verkaufen?”
    “Sie will einziehen. Sie wünscht eine professionelle Küchenausstattung, weil sie Rosemount als Pension führen
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