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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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Wahrscheinlich bei Kendra Westmore.
    Er trat zur Seite, um Jodi und ihren Bruder vorbeistürmen zu lassen. Jodi trug pinkfarbene Jeans und eine bunte Bluse, Jack ein verblichenes graues T-Shirt und ausgebeulte Shorts. Der Junge hatte sein schwarzes Haar in der Mitte gescheitelt und sich mit parfümiertem Gel an den Kopf geklebt. Brodie hatte schon eine bissige Bemerkung auf den Lippen, aber er schluckte sie noch rechtzeitig hinunter. Er wusste, wie sehr Jack seine nicht zu bändigenden Locken hasste. In dem Alter war es ihm genauso ergangen – bis er begriffen hatte, dass die Mädchen sein Haar unwiderstehlich fanden. Bei der Erinnerung daran zuckten seine Mundwinkel.
    “Guten Morgen, Kinder”, sagte er.
    “Guten Morgen, Dad.” Jodi schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    “Morgen”, grüßte Jack unwirsch. Er hatte sich bereits auf seinen Stuhl geflegelt und griff nach den Schokoflocken.
    Jodi musterte Brodie prüfend. “Wieso bist du so herausgeputzt? “Gehst du heute nicht in die Firma?”
    “Er geht zu den Westmores.” Hayleys leuchtend blaue Augen funkelten, während sie Brodies smaragdfarbenes Polohemd und die sorgfältig gebügelte Leinenhose betrachtete.
    “Tust du mir einen Gefallen, wenn du dorthin fährst, Dad?”, fragte Jodi.
    Brodie blickte auf seine Uhr. “Ich muss mich jetzt ziemlich beeilen.”
    “Wir haben eine Neue in der Klasse. Das habe ich gestern ganz vergessen zu erzählen. Sie heißt Megan Westmore. Sie hat keine Geschwister, und deshalb habe ich sie für Samstagnachmittag zu uns eingeladen. Sie wollte erst ihre Mutter fragen, aber das kannst du ja machen, wenn du dort bist.”
    Hayley runzelte die Stirn. “Jodi, du weißt doch, dass der Samstagnachmittag für die Familie reserviert ist.”
    “Wenn du sie schon eingeladen hast”, erklärte Brodie, “muss es wohl dabei bleiben.”
    Hayley hob die schmalen Schultern. “Na ja, wenn du meinst …”
    Obwohl sie eingelenkt hatte, spürte Brodie ihre Missbilligung. Wieder sah er auf die Uhr. Es wurde höchste Zeit! Er trat an den Tisch, beugte sich zu Hayley hinab und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze. “Keine Sorge, ihre Mutter wird sie wahrscheinlich gar nicht kommen lassen.”
    Als er ging, ertappte er sich dabei, wie er sich prüfend umblickte. Das hatte er schon lange nicht mehr getan. Die große Küche wirkte hell und freundlich … und ein wenig abgenutzt. So hatte es ihm immer gefallen, aber zweifellos brauchte das Haus ein wenig mehr Pflege.
    Anfangs hatte er eine Haushälterin einstellen wollen, doch Hayley hatte nichts davon wissen wollen. Er hatte nachgegeben und seine Entscheidung nie bereut. Doch während er seinen Wagen anließ, fragte er sich, wie das Haus wohl auf die hochnäsige Mrs Westmore wirken würde. Sie würde manches daran auszusetzen haben. Die Küche musste dringend renoviert werden, wie eigentlich der gesamte Rest des bescheidenen zweistöckigen Hauses.
    Ob die Kinder inzwischen alt genug waren, um mit Veränderungen in ihrer Umgebung fertigzuwerden? Sie hatten so viel durchmachen müssen. Vielleicht sollte er nach dem Westmore-Projekt auch zu Hause ein paar Änderungen einführen. Schritt für Schritt. Die Neuerungen sollten sie nicht überfordern.
    Ja, beschloss er im Stillen, während er in die Straße nach Rosemount einbog, ein Schritt nach dem anderen.
    Kendra holte gerade Megans Fahrrad aus dem Schuppen, als das Kind aus der Küchentür gelaufen kam.
    “Hast du alles?”, fragte Kendra.
    “Ja.”
    “Und du kennst den Weg? An der ersten Kreuzung …”
    “Mom, das haben wir doch gestern erst geübt!” Ungeduldig griff Megan nach ihrem Fahrrad. “Vielen Dank.” Sie sprang auf das Mountainbike und flitzte los. “Bye, Mom! Bis heute Nachmittag!”
    “Auf Wiedersehen, Liebes! Pass gut …”
    Doch Megan war bereits um die Hausecke verschwunden.
    Kendra wandte sich um und ließ den Blick über die prachtvolle weiße Villa schweifen, die seit mehr als sechzig Jahren auf diesem Hügel stand.
    Eine leichte Brise vom See strich ihr durchs Haar, und die Morgensonne wärmte ihr angenehm den Rücken. Vergnügt lächelnd ging Kendra zur Küchentür. Sie war froh darüber, zu Hause zu sein. Als ihr Großvater sie vor acht Jahren verstoßen hatte, war ihr Herz in Lakeview geblieben. Nun war sie zurück und würde diesen Ort nie wieder verlassen, was auch geschehen mochte.
    Sie ging durch die Küche, den Flur entlang und hielt einen Moment in der Eingangshalle inne. Das Sonnenlicht
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