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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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will.”
    Während Brodie diese Neuigkeit zu verdauen versuchte, fuhr Pete fort. “Außerdem möchte sie, dass wir die alte Treppe herausreißen und stattdessen eine leichtere, geschwungene Konstruktion einbauen.”
    “Sie will die Mahagonitreppe abreißen?” Brodie sah Pete ungläubig an. “Die Frau ist verrückt. Das Ding ist ein Kunstwerk! Verdammt, allein die Schnitzereien …”
    “Ja, ich weiß. Ich habe versucht, es ihr auszureden, aber sie war stur wie ein Maultier. Bis dahin war sie freundlich und zuvorkommend, aber als ich ihr wegen der Treppe zu widersprechen wagte …” Pete fuhr sich in einer eindeutigen Geste mit dem Zeigefinger über die Kehle.
    Brodie schüttelte den Kopf. “Unglaublich. Ich habe gehört, dass Mitzi Sam damit beauftragen will?”
    In dem Moment kam die Sekretärin ins Büro zurück und reichte ihm ein Glas Eistee. “Stimmt. Oh, bevor ich es vergesse, Chef, Hayley hat angerufen. Sie möchte, dass Sie nach der Arbeit einen Liter Milch mitbringen. Der Kühlschrank ist leer, und sie hat nicht die Zeit, noch am Supermarkt anzuhalten.”
    “Milch. Okay.”
    “Sie sagte, Sie sollten unbedingt darauf achten, dass es fettarme Milch ist.”
    Brodie lächelte schief. “Ich stehe anscheinend ganz schön unter ihrem Pantoffel. Aber es ist ja bekannt, wer in meinem Haushalt das Sagen hat.” Er trank ein paar Schlucke aus seinem Glas. “Ach Mitzi … haben Sie über den Westmore-Job schon mit Sam gesprochen?”
    “Nein, noch nicht.”
    “Dann lassen Sie es auch.” Brodie ging ans Fenster und blickte hinaus. Der Hof wirkte wie ein Bienenstock. Gabelstapler transportierten Material hin und her, Kunden begutachteten die Ausstellungsstücke, Lastwagen kamen und fuhren, und in der Abteilung mit den Gartengeräten herrschte Hochbetrieb wegen des Saisonschlussverkaufs. Brodie schlug sich mit dem zusammengerollten Vertrag in die offene Hand. “Ich werde mich selbst darum kümmern.”
    “Viel Glück!”, sagte Pete trocken. “Mit Mrs Westmore werden Sie allerhand zu tun haben.”
    “Sie heißt nicht Westmore”, korrigierte Brodie ihn. “Sie war einmal eine Westmore. Wie sie jetzt heißt, weiß ich allerdings auch nicht.”
    “Es muss doch im Vertrag stehen.” Mitzi nahm ihm die Papiere aus der Hand und blätterte darin, bis sie die gesuchte Stelle fand. “Kendra Westmore!” Sie verzog das Gesicht. “Manche Frauen finden es ja schick, ihren Namen zu behalten. Ich könnte mir das nicht vorstellen. Wenn ich einen Mann liebe, würde ich doch seinen Namen tragen … und Kinder mit seinem Namen großziehen wollen. Allerdings soll sie sich damals mit ihrem Großvater zerstritten haben, weil er mit ihrer Wahl nicht einverstanden war. Vielleicht hat sie den Familiennamen behalten, um den Alten zu besänftigen.” Mitzi wandte sich an Pete. “Bist du ihrem Mann begegnet?”
    “Nein, er war nicht dabei.”
    “Was ist mit Kindern?”, fragte Mitzi. “Hat sie überhaupt welche?”
    “Sie hat eine Tochter”, erklärte Pete. “Ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.”
    “Na”, sagte Mitzi, “dann muss die Kleine ja bildhübsch sein. Kendra Westmore war zwar eine hochnäsige Ziege, aber eine Schönheit.”
    Und das ist sie immer noch, dachte Brodie. Das ist sie wahrlich! Er konnte es kaum erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn er morgen vor ihrer Tür stehen würde.
    “Megan, du hast dein Lunchpaket ja nicht einmal aufgemacht!” Kopfschüttelnd zog Kendra die braune Tüte aus dem Rucksack ihrer Tochter.
    “Das esse ich jetzt, Mom.” Megan beugte sich auf ihrem Stuhl vor und griff nach der Tüte, bevor Kendra sie in den Kühlschrank legen konnte. “Ich bin am Verhungern!”
    “Kein Wunder, wenn du mittags nichts gegessen hast!” Kendra sah ihre Tochter missbilligend an.
    “Heute war Hotdog-Tag. Die Klassenlehrerin hat vergessen, dir zu sagen, dass ich Geld mitbringen sollte.” Megan öffnete die Tüte und nahm ein Käsebrot heraus. “Aber meine neue Freundin hat mir ausgeholfen. Sie wäre heute Morgen fast zu spät gekommen, und in der Eile hat ihr Vater ihr zu viel mitgegeben. So konnte sie meinen Hotdog und meinen Kakao mitbezahlen. Beim nächsten Mal bin ich dann dran, hat sie gesagt.”
    Bei den Worten “neue Freundin” atmete Kendra erleichtert auf. Sie hatte sich Gedanken gemacht, wie Megan in ihrer neuen Klasse aufgenommen werden würde. Wie es schien, brauchte sie sich nicht zu sorgen. Doch bei den Worten “sie wäre fast zu spät gekommen” war sie
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