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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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alarmiert.
    “Ach”, sagte sie beiläufig, “wie heißt denn deine neue Freundin?”
    “Jodi. Sie ist genauso alt wie ich, und sie hat ganz viele schwarze Locken.”
    Mehr brauchte Kendra nicht zu hören. Den Rest wusste sie selbst. Von allen Kindern in der Klasse musste sich Megan ausgerechnet Brodie Spencers Tochter aussuchen! Wenn Jodi ihrem Vater ähnelte, würde Megan durch ihren schlechten Einfluss in alle möglichen Schwierigkeiten geraten.
    Aber das war ja lächerlich! Es war Megans erster Tag in der Schule. Gewiss würde sie noch andere Kinder kennenlernen – Mädchen, die besser zu ihr passten.
    “Ich gebe dir das Geld für sie morgen mit”, sagte Kendra.
    “Mom …”
    “Du weißt, was ich von Schulden halte. Es war nett von dieser Jodi, dir zu helfen, aber du wirst ihr das Geld morgen zurückgeben.” Kendras Ton ließ keinen Widerspruch zu.
    Megan zuckte die Schultern. “Also gut.” Sie biss in ihr Käsebrot. “Aber ich hoffe, ich kränke sie damit nicht”, murmelte sie. “Sie ist nämlich richtig nett. Sie hat mich schon gefragt, ob ich am Samstagnachmittag zum Spielen zu ihr komme.”
    “Du weißt, dass du solche Verabredungen nicht treffen sollst, ohne es vorher mit mir zu besprechen!”
    Kendras Erwiderung war ungewöhnlich scharf. Megan sah sie erstaunt an. “Habe ich doch gar nicht! Aber sie hat einen Bruder und eine Schwester und einen Hund und einen Swimmingpool, und ihr Haus scheint ganz toll zu sein!”
    Kendra setzte sich an den Tisch. “Liebes”, sagte sie vorsichtig, “binde dich nicht zu schnell an eine neue Freundin. Lass dir Zeit, und lern erst alle kennen. Dann kannst du entscheiden, wen du am liebsten magst.”
    “Hat deine Mutter deine Freundinnen für dich ausgesucht”, konterte Megan herausfordernd, “als du in meinem Alter warst?”
    “Ich habe meine Eltern verloren, als ich sechs war. Ich habe dir schon oft gesagt, dass mich mein Großvater aufgezogen hat. Er hat meine Freunde nicht für mich ausgesucht, aber er hat darauf geachtet, dass ich richtig gewählt habe.”
    “Dann lass uns doch Jodi am Wochenende hierher einladen, damit du sehen kannst, ob sie die richtige Wahl ist.”
    Jetzt saß sie, Kendra, in der Falle. Megans Vorschlag klang durchaus vernünftig. Wie konnte sie nur ablehnen, ohne völlig unglaubwürdig zu wirken?
    “Es ist erst Montag”, sagte sie. “Lass uns bis zum Ende der Woche warten. Vielleicht lernst du noch jemanden kennen, den du am Samstag viel lieber einladen würdest.”
    “Na gut.” Megan griff nach der Flasche mit dem Orangensaft. “Warten wir bis Freitag.”
    Kendra seufzte erleichtert auf, doch die Freude war nur von kurzer Dauer.
    “Aber ich kann dir jetzt schon sagen”, stellte Megan trotzig fest, “dass ich niemanden kennenlernen werde, den ich lieber mag als Jodi Spencer!”
    Das Telefon klingelte, bevor Kendra zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Sie schob ihren Stuhl zurück und griff nach dem Apparat. “Westmore”, meldete sie sich.
    “Guten Tag, Mrs Westmore. Hier ist Mitzi von
Lakeview Construction
. Jemand wird morgen Vormittag zu Ihnen hinauskommen, um mit Ihnen über die neue Küche zu sprechen. Ist Ihnen halb neun zu früh?”
    “Nein, halb neun ist mir recht. Vielen Dank.” Kendra hängte auf. “Fertig mit dem Essen?”, fragte sie Megan.
    “Ja, ich bin satt.”
    “Dann lass uns die Fahrräder herausholen und zur Schule radeln. Ich möchte sicher sein, dass du die Strecke gut kennst. Morgen früh werde ich dich nicht zur Schule fahren können. Ich muss hierbleiben, um mit einem Arbeiter von der Baufirma zu sprechen.”
    “Vollfett!” Der Minirock wehte ihr um die sonnengebräunten Schenkel, als Hayley Spencer vom Kühlschrank herumfuhr. Sie verdrehte die Augen und knallte die Milchflasche auf den Tisch. “Ich versuche abzunehmen, und der Mann kauft mir Vollmilch!”
    Sie setzte sich seufzend auf ihren Stuhl und schüttete Cornflakes in eine Schüssel. “Ich habe der blöden Mitzi doch ausdrücklich gesagt, dass ich fettarme Milch will!”, rief sie Brodie nach, der sich zur Tür gewandt hatte. “Warum feuerst du die Frau nicht und stellst jemanden ein, der wenigstens eine einfache Nachricht übermitteln kann?”
    Brodie blieb an der Tür stehen und drehte sich mit schuldbewusstem Lächeln um. “Mitzi hat es erwähnt … und du weißt ganz genau, dass sie keineswegs blöde ist. Sie sieht nur manchmal so aus. Es ist meine Schuld. Ich muss gestern mit meinen Gedanken woanders gewesen sein.”
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