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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals
Autoren: Grace Green
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es keinen Mann in meinem Leben, und unter meinen Freunden war niemand, mit dem ich hätte schlafen wollen. Tatsache ist aber, als ich am Morgen bei dem Konzert ankam, war ich noch Jungfrau … und als ich nach Hause fuhr, nicht mehr. Du siehst also, Brodie, ich bin keine Prinzessin. Eine Prinzessin hätte sich nie so benommen wie ich. Ich habe mich jemandem hingegeben, dem ich vermutlich nie zuvor begegnet war.” Die Tränen schnürten ihr die Kehle zu, doch sie wusste, dass sie es zu Ende bringen musste. “Und da ist noch etwas …”
    Brodie stieß sich von der Werkbank ab, an die er sich gelehnt hatte, und ging auf die Stufen zu.
    Ungläubig sah Kendra ihm nach. Natürlich hatte sie damit rechnen müssen, dass er sich von ihr abwandte. Sie hatte sich oft genug klargemacht, dass er nichts mehr mit ihr würde zu tun haben wollen, wenn er herausfand, was sie getan hatte. Doch tief in ihrem Herzen war ein Funken Hoffnung geblieben, dass er sich toleranter zeigen würde. Sie hatte sich geirrt. Dabei hatte sie ihm noch nicht einmal von der Schwangerschaft erzählt.
    Aber offenbar wollte er nichts mehr hören. Er hatte genug von ihr. Mit einem mühsam unterdrückten Schluchzen wandte sie sich ab und stolperte mit tränenverschleierten Augen zur Garagentür.
    “Kendra.” Die Zärtlichkeit in seine Stimme ließ sie erstarren. “Wo willst du hin?”
    Langsam drehte sie sich zu ihm um und sah, dass er ihr die Hand entgegenstreckte.
    “Komm!”, sagte er einfach.
    Sie konnte sich nicht rühren. Da kam er zu ihr und nahm sie bei der Hand. Ihre war kalt und zitterte. Seine war stark und warm.
    “Komm herein”, sagte er. “Ich muss dir etwas zeigen.”
    Ihr etwas zeigen? Was konnte das sein?
    Verwirrt ließ sie sich von ihm die Stufen hinauf ins Haus führen. Am Ende eines schmalen Flurs sah Kendra einen winzigen Wohnraum, doch Brodie blieb vor einer verschlossenen Tür stehen. “Hier drinnen”, sagte er leise. Er öffnete die Tür und schaltete das Licht ein.
    “Das war früher mein Zimmer”, erklärte er. “Es ist unverändert. Es sieht so aus wie an dem Tag vor sechs Jahren, als ich es verließ.”
    Mit weichen Knien folgte Kendra ihm hinein und sah sich um. Es war ein kleines, spärlich möbliertes Zimmer. Ein Bett, ein Regal, ein selbst gebauter Schreibtisch … An der einen Wand hing eine gerahmte Pinnwand, an der anderen vier große Poster. Poster der Black Bats. Brodie scheint also auch für die Band geschwärmt zu haben, schoss es ihr durch den Kopf.
    Er führte sie vor die Pinnwand. Sie spürte, dass er sie eindringlich musterte, während sie den Blick über die angehefteten Gegenstände gleiten ließ. Ein Kartenabriss vom Konzert der Black Bats im Merivale Park. Ein rosa-weiß kariertes Haarband. Und ein Foto.
    Ihr Blick schweifte zurück zur Eintrittskarte, doch sie war wie betäubt. Brodie war also auch bei diesem Konzert gewesen. Sie trat näher an die Wand heran. Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte das karierte Band. Es war aus feinstem Samt, von der Sonne leicht verblichen. Genauso eins hatte sie am Tag des Konzerts getragen. Wie in Trance wandte sie sich dem letzten Stück an der Pinnwand zu. Es war ein glänzendes Polaroidfoto von Brodie und ihr. Ihr kam es vor wie eine Halluzination. Die Kehle war ihr so zugeschnürt, dass sie kaum atmen konnte.
    Das Bild zeigte sie an einen Lieferwagen gelehnt, und Brodie hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Er beugte sich zu ihr nieder, und auf seinem Gesicht war dieses unwiderstehliche Lächeln, mit dem er ihr Herz gestohlen hatte. Sie blickte voller Bewunderung zu ihm auf.
    “Du kannst dich nicht erinnern?” Brodies Stimme war wie eine Liebkosung, und Kendra erschauerte. “Du erinnerst dich nicht an diese Nacht? Unsere Nacht im Park?”
    Sie spürte seine Fingerspitzen unter dem Kinn. Mit sanftem Druck zwang er sie, zu ihm aufzusehen. Obwohl sie vor Tränen fast blind war, erkannte sie doch, dass auch seine Augen feucht glänzten.
    “Du … du warst das?”, flüsterte sie. Sie wagte, es kaum zu glauben. “Du warst es wirklich?”
    “Oh ja”, erwiderte er rau und zog sie in seine Arme. “Und wie ich das war. Aber wir hatten nicht Sex miteinander, wir haben uns geliebt. In dieser Nacht hast du geschworen, dass du für immer Brodie Spencers Mädchen sein würdest. Bist du noch immer mein Mädchen?”
    “Oh Brodie!” Kendra war wie benommen vor Glück. Konnte es wirklich wahr sein? War es möglich, dass sich ihre schlimmsten
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