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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein süßes, modernes Mädchen. Und du bist eine ungeheuer talentierte Liebhaberin.«
    »Laß das!« sagte Margit heiser. »Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen.«
    »Auch das ist ein frommer, unerfüllbarer Wunsch. Warum eigentlich auch? Bereust du es?«
    »Ja.«
    »Und warum hast du es getan?«
    »Ich … ich weiß nicht …« Sie wand sich aus seinen Armen und trat ans Fenster. »Laß uns beide diese Nacht vergessen. Es hat sie nie gegeben.«
    »Im Gegenteil! Ich werde diese Nacht zur unvergeßlichsten machen, die du je erlebt hast oder noch erleben wirst.« Margit fuhr herum. Fred Pommer stand dicht vor ihr, seine schönen blauen Augen flimmerten. Nun kannte sie diesen Blick und hob abwehrend beide Hände.
    »Fred … laß das …«, stammelte sie. »Ich bitte dich, ich flehe dich an … laß das! Ich liebe dich nicht …«
    Er griff zu, riß sie an sich und löste mit der anderen Hand die Träger ihres Badeanzuges.
    »Natürlich liebst du mich nicht«, sagte er ironisch. »Das Fräulein Tochter eines Baurats darf so etwas nicht. Aber was ist schon dein Verstand? Dein Körper liebt mich, und er wird mich immer lieben, weil er nicht anders kann. Er ist zur Liebe geschaffen, und so sehr du dich dagegen wehrst, du wirst ihm immer unterliegen. Er ist stärker als du. Du wirst der Sklave deines hungrigen Körper sein, solange du lebst. Ich habe den Vulkan geweckt und ich werde mir so oft, wie es mir gefällt, an dieser Flamme die Hände wärmen. Und du wirst mich verfluchen und bespucken, mir das Gesicht zerkratzen, mich mit den Fäusten behämmern und doch immer die Geliebte sein, die in der eigenen Glut verbrennt und mich im Haß in die Arme reißt.«
    Er streifte den Badeanzug von ihren Schultern. Da biß sie zu, grub die Zähne in seinen Handrücken, trat um sich und rammte den Kopf gegen seinen Magen.
    Fred Pommer lachte dumpf. Mit einem Schwung warf er Margit auf das Sofa und drückte sie mit seinem Gewicht nieder.
    »Na also«, sagte er gurrend und riß an den Haaren ihren Kopf zu sich herum. »Und nun, Vulkan, brich aus …!«
    Als sein Wagen zwischen den Kiefernstämmen verschwand, zerriß Margit Bernhardt die erste Seite ihres ersten Tagebuches und warf sie in das Feuer des Küchenherdes.
    Das letzte Wort, das in den Flammen sich auflöste, war das Wort Erinnerung.
    *
    Das Haus des Baurats Hubert Bernhardt lag breit und lang an der Elbchaussee, ein moderner, flacher Bungalowbau mit viel Glas, Bruchsteinen und inmitten eines großen Gartens. Am Tor des Vorgartens hing in Bronze das Namensschild B ERNHARDT . Blühende Büsche rahmten den Plattenweg zum überdachten Eingang ein. Ein herrliches, umzäuntes, von der lauten Umwelt abgeschirmtes bürgerliches Paradies eines wohlhabenden Mannes, das nur dann einen fremden schillernden Glanz erhielt, wenn Baurat Bernhardt eine seiner Gesellschaften gab. Er konnte sich das ab und zu leisten, und an diesen sehr seltenen Abenden trafen sich die oberen Hundert der Hansestadt in dem schönen Bungalow. Es war immer ein Beweis, zu diesen Hundert zu zählen, wenn man von Bernhardt eine Einladung erhielt. Wer schon einmal durch den vom Hausherrn mit Liebe gepflegten Garten gegangen war, beim Sommerfest etwa im weißen Smoking, der hatte keine geschäftlichen Sorgen mehr, zumindest sah man sie ihm nicht an. Die lässig hingeworfene Bemerkung: »Bei Bernhardts war es gestern wieder fabelhaft!« genügte als Ausweis absoluter Solvenz.
    Hubert Bernhardt selbst war dem Äußeren nach genau der Mann, mit dem sich die Vorstellung eines Staatsbeamten alter Schule verband. Groß, mit weißen Haaren, mit einem scharf geschnittenen Gesicht und buschigen Augenbrauen, immer korrekt in Anzügen gedeckter Farben gekleidet mit ebenso einfarbigen Schlipsen. Im Gespräch höflich, aber von einer deutlich spürbaren freundlichen Distanz, besaß er außer Geld und Ansehen noch etwas, was ihn zum beneidetsten Mann in Hamburg machte: seine Frau Lisa.
    Lisa Bernhardt war mit fünfundvierzig Jahren eine Frau, die selbst versierte Frauenkenner ins Stottern brachte. Sie war eine geborene Comtessa Vallorca und hatte ein ansehnliches Vermögen mitgebracht. Die Comteß Vallorca gehörte zu einem spanischen Adel, der schon zu Kolumbus' Zeiten in den Historienbüchern erwähnt wird. Die Mutter – so flüsterte man – sollte eine französische Tänzerin gewesen sein. Beides vereinigte Lisa Bernhardt in sich: Den Adel Spaniens und das Temperament ihrer französischen Mutter. Baurat Bernhardt
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