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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen
Autoren: Kelley Armstrong
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die Uhr, dann sah er Leah wieder an. »Ist mein Fahrer in der Verfassung, seine Pflichten wieder aufzunehmen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Eher fraglich.«
    »Dann hoffe ich, Sie können fahren und gleichzeitig reden.«

Verflixt, verhext, verkorkst
     
    I ch hatte es mir mit den Ältesten verdorben. Wieder mal. Ich hatte ihre Geduld schon mein ganzes Leben lang auf die Probe gestellt, und jetzt war ich dreiundzwanzig – kein frühreifes Kind und auch kein rebellischer Teenager mehr –, und allmählich gingen ihnen die Entschuldigungen für mich aus.
    »Irgendwas müssen wir im Hinblick auf Savannah unternehmen.« Die Lautstellung des Telefons verlieh Victoria Aldens Stimme einen gar nicht unpassenden weinerlichen Ton.
    »Mhm.« Meine Finger flogen über die Tastatur, während ich die nächste Codezeile eingab.
    »Ich höre jemanden tippen«, sagte Victoria. »Tippst du gerade, Paige?«
    »Terminsache. Neue Funktionen für die Website von Spring-field Legal Services. In zwei Tagen fällig. Und die Uhr läuft. Sieh mal, können wir später drüber reden? Ich komme nächste Woche zum Zirkeltreffen, und –«
    »Nächste Woche?! Ich hab das Gefühl, du nimmst das nicht sonderlich ernst, Paige. Nimm den Hörer ab, hör auf zu arbeiten und rede mit mir. Wo hast du eigentlich diese Manieren her? Von deiner Mutter jedenfalls nicht, Friede ihrer Seele.«
    Ich nahm den Hörer ab, klemmte ihn mir zwischen Schulter und Ohr und versuchte leise zu tippen.
    »Es geht um Savannah«, sagte Victoria.
    Als ob das nicht jedes Mal der Fall war. Das war einer der wenigen Vorteile, die ich von meiner Vormundschaft über die dreizehnjährige Savannah Levine hatte – meine eigenen Eskapaden wirkten harmlos neben ihren.
    »Was hat sie jetzt wieder angestellt?« Ich rief das Verzeichnis der Dateien mit Javascript-Funktionen auf. Ich war mir sicher, dass ich letztes Jahr schon mal eine Funktion für dies hier geschrieben hatte. Und – Himmeldonnerwetter, wenn ich sie jetzt auch noch wiederfinden könnte.
    »Ja, ich habe gestern Abend also mit Grace geredet, und sie hat sich Sorgen gemacht wegen etwas, das Savannah Brittany erzählt hat. Nun hat Grace zugegeben, dass Brittany die Details auch missverstanden haben könnte, was ich durchaus für möglich halte. Dies ist etwas, das den Neophytinnen im Zirkel gar nicht zugänglich sein sollte, also wäre ich wirklich schockiert, wenn Brittany tatsächlich das verstanden hätte, was Savannah angeblich gesagt hat. Es sieht so aus –« Victoria unterbrach sich und sog scharf den Atem ein, als machte es ihr Kummer, weitersprechen zu müssen. »Es sieht so aus, als hätte Brittany Schwierigkeiten mit ein paar Mädchen an ihrer Schule, und Savannah hat angeboten, ihr … ihr beim Zubereiten eines Tranks zu helfen, der diesen Mädchen die Teilnahme am Schulball unmöglich machen würde.«
    »Mhm.« Ah, da war ja die Funktion. Ein halber Tag Schreiberei gespart. »Und dann?«
    »Was soll das heißen, ›und dann‹? Savannah hat Brittany angeboten, ihr beizubringen, wie man diese Mädchen krank macht!«
    »Sie ist dreizehn. In ihrem Alter hätte ich eine Menge Leute gern krank gemacht.«
    »Aber du hast es nicht getan, oder?«
    »Nur weil ich die Formeln nicht gekannt habe. Was wahrscheinlich auch gut so war, sonst wären hier herum ein paar ernsthafte Epidemien ausgebrochen.«
    »Siehst du?«, sagte Victoria. »Das ist genau das, wovon ich rede. Die Einstellung, die du mitbringst –«
    »Ich dachte, wir reden über Savannahs Einstellung.«
    »Da. Genau das. Ich versuche, dir eine ernste Angelegenheit nahe zu bringen, und du tust es mit irgendwelchen Sprüchen ab. Mit so einer lässigen Einstellung wirst du nie Zirkeloberhaupt.«
    Ich unterdrückte das Bedürfnis, sie daran zu erinnern, dass ich seit dem Tod meiner Mutter das Zirkeloberhaupt
war
. Hätte ich es getan, hätte sie mich ihrerseits daran »erinnert«, dass ich dieses Amt nur dem Namen nach innehatte, und die Unterhaltung wäre im Handumdrehen nicht mehr lediglich gereizt, sondern offen unangenehm geworden.
    »Savannah fällt in meine Verantwortung«, sagte ich. »Die Ältesten haben das vollkommen klargestellt.«
    »Mit gutem Grund.«
    »Weil ihre Mutter schwarze Magie praktiziert hat. Oje, oje. Richtig beängstigend. Weißt du was? Das einzige Beängstigende an Savannah ist, wie schnell sie aus ihren Kleidern rauswächst. Sie ist ein Kind – ein ganz gewöhnlicher aufsässiger Teenager –, keine schwarze Hexe. Sie hat Brit erzählt,
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