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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister
Autoren: Kelley Armstrong
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zögerte. Ich würde meine Tochter töten. Meine Tochter!
    Nein, ich konnte es nicht tun. Ich konnte es nicht riskieren.
    Was, wenn
    »Schließ die Augen und sprich weiter. Es ist in Ordnung so.«
    Ich biss die Zähne zusammen und zwang meine Augen, sich zu schließen.
    Dann begann ich von vorn. Ich konnte die Nixe keuchen hören. Die Stimme meiner Tochter keuchen hören. Meine Tochter, die mühsam nach Atem rang, die starb. Ich grub die Nägel fest in die Handflächen und sprach weiter, während jede Faser in mir sich spannte und auf den letzten Atemzug wartete.
    Savannah brach über mir zusammen. Sie hatte aufgehört zu atmen. Ich drehte sie auf den Rücken, senkte den Mund auf ihren hinunter.
    Dann sah ich, wie der geisterhafte Schimmer rings um sie her zu pulsieren begann. Die Nixe. Zunächst musste ich sie dingfest machen. Nein! Zuerst musste ich meine Tochter retten.
    Ich hielt wie erstarrt inne, während aus Savannahs Körper eine gelbliche Aura hervorquoll.
    Halt die Nixe auf, und du rettest Savannah.
    Ich riss den Blick von meiner Tochter los und kämpfte mich auf die Beine. Meine Lippen bewegten sich, ohne dass ich nachzudenken brauchte, in einer weiteren unbekannten Beschwörungsformel, und das Schwert erschien.
    Mit zitternden Händen zwang ich meine Finger, sich um das Heft zu schließen.
    Dann trat ich zurück, sah ein letztes Mal auf Savannah hinunter, holte aus und ließ das Schwert auf die Nixe hinuntersausen.
    Ich sah es auftreffen. Sah es in sie hineinfahren. Sah, wie sie den Kopf zu einem Aufheulen der Wut nach hinten warf.
    Schritte kamen die Treppenstufen hinuntergestürmt. Ich sah auf und bemerkte Lucas, der in den Keller gerannt kam. Ich öffnete den Mund, um ihm etwas zuzurufen. Dann wurde alles um mich dunkel.

    51
    S avannah!«
    Ich riss den Kopf hoch und sah die mittlere Parze an ihrem Spinnrad stehen.
    »Wo ist ?«, begann ich, während ich bereits auf sie zustürzte.
    Sie hob eine Hand, und ich blieb so unvermittelt stehen, als wäre ich gegen eine Wand gerannt. Mit einer Handbewegung schrieb sie einen Ring aus Licht vor mir in die Luft. Darin sah ich Savannah, die sich aufsetzte und sich den Kopf rieb; Lucas und Paige kauerten neben ihr auf dem Boden. Die Parze machte eine weitere Handbewegung, und das Bild verschwand.
    »Geht es ihr gut?«, sagte ich.
    »Mit ihr ist alles in Ordnung.«
    »Und die Nixe? Hat es funktioniert? Habe ich sie erwischt?«
    »Ja, das hast du. Sie ist wieder da, wo sie hingehört.«
    Ein paar Sekunden lang stand ich einfach da und versuchte das Ganze in mich aufzunehmen. Als es mir schließlich gelang, fiel mir der Preis wieder ein, den ich für meinen Sieg bezahlt hatte.
    »Ich bin jetzt ein Engel, stimmt’s?«, flüsterte ich.
    Sie nickte.
    »Und ihr könnt das nicht rückgängig machen, oder?«
    Ein langsames, trauriges Kopfschütteln.

    Ich versuchte das Entsetzen und den Kummer abzuschütteln, die sich in meiner Magengrube ausbreiteten, richtete mich auf und sah ihr ins Gesicht. »Ich habe euch einen Gefallen geschuldet, aber ich bin weit drüber hinausgegangen. Ich habe alles aufgegeben, was ich in dieser Welt hatte, um ihn euch zurückzuzahlen. Ihr habt gesagt, ich würde diese Dimension verlassen müssen, dass ich nicht bei Kristof bleiben kann, aber ich verstehe nicht «
    »Du wirst es verstehen«, sagte sie leise. »Für dich wird jetzt alles anders werden, Eve. Ein Engel kann nicht hierbleiben. Das ist keine willkürliche Vorschrift. Es ist eine Notwendigkeit. Du bist jetzt ein Engel, also musst du in ihrer Welt leben.«
    »Dann werde ich es auch tun«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah Kristof dort stehen. Ich tat einen Schritt in seine Richtung und prallte gegen eine Barriere. Ich fuhr wieder zu der Parze herum.
    »Das war’s dann also? Ich kann nicht mal in seine Nähe?
    Herrgott noch mal, das habe ich nicht verdient! Ich habe im Leben vielleicht ein paar fürchterliche Dinge getan, aber das habe ich nicht verdient.«
    »Dies ist keine Bestrafung, Eve.«
    »Na, es fühlt sich aber so an wie eine.«
    Kristof räusperte sich. »Ihr sagt, sie kann nicht hierbleiben.
    Das ist okay. Ich gehe mit ihr.«
    Die ältere Parze erschien. »So, tust du das? Für dich gibt es dort keinen Platz, Kristof, genauso wenig, wie es für sie noch einen Platz hier gibt.«
    Er verschränkte die Arme. »Sie hat ihr Opfer gebracht, jetzt bringe ich meins.«

    »Sehr nobel von dir, aber die Antwort ist nein. Wir brauchen dich hier.«
    »Wozu? Um
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