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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche
Autoren: Kuhn Kuhn
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Mannes, diese Aussichtslosigkeit. Wenn meine Tochter Berti mir mit ein wenig Geld unter die Arme gegriffen hätte, wäre noch alles gut geworden, dachte ich. In gewisser Hinsicht steht das Vermögen auch mir zu. Ich bin ihre Mutter. Und wenn Eugen Walter mich damals geheiratet hätte, gehörte es jetzt mir. Nicht, dass ich mit ihm glücklich geworden wäre, das vermutlich nicht. Aber ich wäre Frau Walter gewesen. Vielleicht hätten wir sogar noch weitere Kinder gehabt in dem schönen Haus. Stattdessen lebe ich mit einem Spieler, wir haben mehr Schulden, als wir jemals zurückzahlen können. Wir sind in einer ausweglosen Situation. Und noch etwas: Ich bin alt und werde immer älter. Was, wenn Berti eines Tages gemeint hätte, im Geschäft müsse eine Jüngere her? Ich bin froh über meinen Job, ich brauche ihn, da komme ich aus dem Haus, unter Leute und kann für ein paar Stunden das ganze Elend vergessen. Mit dem, was ich verdiene, halten wir uns einigermaßen über Wasser. Leider habe ich einen großen Fehler gemacht. Ich habe Karl erzählt, dass Berti meine Tochter ist und wie viel Geld sie besitzt. Den Rest hat er sich vermutlich selbst zusammengereimt. Jetzt spekuliert er bereits auf mein Erbe. Ich bin ihm zufällig auf die Schliche gekommen. Er macht überall Schulden, um Geld fürs Kasino zusammenzubringen. Als ich ihn zur Rede gestellt habe, sagte er zu mir, er spüre es, er sei ganz nahe am großen Coup, er wisse es und brauche deshalb unbedingt Kapital. So eine Gelegenheit käme nur einmal. Danach würde er sofort mit dem Spielen aufhören. In diesem Moment ist mir klar geworden, er ist nicht zu retten. Auch mit all dem Geld nicht. Im Gegenteil. Er wird niemals aufhören und ich kann es nicht länger ertragen. Wie oft hat er mir geschworen, dass er nur noch einmal, ein einziges Mal ins Kasino geht. Die Wahrheit schaut anders aus. In der letzten Zeit habe ich immer öfter ein Bild vor mir gesehen. Karl und ich sitzen in einem Boot. Durch ein Leck im Boden kommt Wasser. Und es steigt, ganz gleich wie schnell ich schöpfe, es steigt und steigt. Ich habe mir eingestehen müssen, ich kann meinen Mann nicht retten. Deshalb, habe ich gedacht, muss ich mit ihm untergehen.«
    In diesem Moment streckt Notter den Kopf bei der Tür herein.
    Noldi sagt: »Jetzt nicht, Franz.« Doch der beharrt, es sei dringend. Er deutet auf das Tonbandgerät unter seinem Arm.
    Noldi entschuldigt sich bei Elsbeth und bittet um Geduld.
    Im Bereitschaftsraum drückt Franz kommentarlos auf die Wiedergabetaste, spielt das Band mit dem Verhör ab.
    »Meine Frau«, sagt Wehrlis aufgebrachte Stimme, »hat nichts getan. Das kann ich beweisen. Es war so, als ich Berti an dem Mittag getroffen habe, ist sie sofort auf mich los.
    ›Kommen Sie mich doch besuchen‹, hat sie geflötet. ›Aber gehen Sie durch die Tiefgarage‹, sagte sie, ›da sieht Sie nicht gleich jeder.‹
    Ich habe Angst gehabt, meiner Frau im Geschäft zu schaden, wenn ich Nein sage. Deshalb dachte ich mir, ich schaue einmal vorbei. So bin ich am Nachmittag zu Berti, habe geläutet. Sie hat die Tür aufgemacht, ist im Negligé vor mir gestanden. Als sie mich erkannt hat, hat sie gelacht und gesagt: ›Du hast Glück, deine Frau ist vor zehn Minuten weg.‹ Dann hat sie mich in die Wohnung gezogen. Sie habe nicht viel Zeit, erklärte sie, sie erwarte noch einen weiteren Besuch. Und sie ist sofort zur Sache gekommen. Das war mir zu direkt. Ich habe mich geschämt, mich mit so einem Frauenzimmer einzulassen. Deshalb habe ich den Rückzug angetreten, und zwar ziemlich schnell. Jedenfalls, als ich gegangen bin, war sie noch am Leben. Und wütend. Sie hat mir ein paar Grobheiten nachgerufen. Sicher ist, dass meine Frau sie nicht getötet haben kann.«
    »Aber warum sollte sie ein Geständnis ablegen für etwas, das sie nicht getan hat?«, fragt Notters Stimme vom Band.
    »Das wird sie nicht, sobald sie sich wieder gefangen hat. Sie ist verwirrt. Sie kommt um vor schlechtem Gewissen. Sie hat damals ihr Kind weggegeben. Und als sie es nach vierzig Jahren wiederfindet, ist es tot, bevor sie es in die Arme schließen kann. Sie ist zu Berti gegangen, wollte ihr sagen, dass sie ihre Mutter sei. Doch ihre Tochter hatte keine Zeit, sie wartete auf den Verrückten. Der bringt sie um, schleppt ihre Leiche in den Wald. Sie müssen zugeben, das kann für eine Mutter schon einmal zu viel sein. Lassen Sie mich mit ihr reden. Dann beruhigt sie sich bestimmt.«
    »Das geht leider nicht«, sagt
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