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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche
Autoren: Kuhn Kuhn
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habe. Meine Großmutter sagt, sie ist tot, aber sie schaut dabei immer weg. Deshalb denke ich, dass das nicht stimmt. Vielleicht bist du irgendwo und irgendwann kommst du. Dann male ich dir ein großes (mit scharfem S) Bild, weil ich dann weiß, was du gerne hast.«
    »Fertig«, sagt Noldi, nachdem Pauli zu Ende geschrieben hat und ihn erwartungsvoll ansieht.
    »Keine Unterschrift?«, fragt der Junge.
    »Nein, keine«, bestätigt sein Vater.
    Er nimmt das Blatt, liest es aufmerksam durch und sagt dann: »Kein einziger Rechtschreibfehler. Du bist wirklich gut, Pauli.«
    »Komischer Text«, bemerkt der Sohn.
    Noldi zuckt nur mit den Achseln, zerdrückt das Papier ein wenig zwischen den Händen, glättet es wieder und steckt es in eine Klarsichtmappe.
    Er gibt es vor dem Schlafengehen auch seiner Frau zu lesen.
    »Glaubst du, sie fällt darauf herein?«, fragt Meret.
    »Hoffentlich«, sagt Noldi. »Es war dein Vorschlag, sie so lange zu bearbeiten, bis sie einknickt. Vielleicht wird sie doch weich, wenn man an ihre mütterlichen Gefühle appelliert.«
    »Vielleicht hat sie keine«, hält Meret dagegen.
    »Dann habe ich Pech gehabt.«
    »Und wenn sie weich wird, was machst du dann?«
    »Keine Ahnung«, gibt Noldi zu, »aber mir fällt nichts Besseres ein.«

    Am nächsten Tag bestellt er Elsbeth Wehrli auf den Polizeiposten Turbenthal, möglichst weit weg von seinem Chef, denkt er. Sie will zuerst nicht kommen, lässt sich aber überreden, als sie hört, es gehe nur um ihre Unterschrift auf einem Protokoll.
    Als sie ihm dann gegenübersitzt, legt er den Bericht vor sie hin. Sie liest alles aufmerksam durch, unterschreibt und gibt ihm die zwei Blätter wieder zurück.
    »Kann ich eine Kopie davon haben?«, fragt sie in ihrer ruhigen, freundlichen Art.
    Noldi sagt: »Selbstverständlich«, und mit der Kopie reicht er ihr auch den Text, den Pauli am Abend vorher geschrieben hat.
    »Übrigens«, sagt er, »das habe ich unter Bertis Sachen gefunden. Ich denke mir, vielleicht interessiert es Sie.«
    Elsbeth liest die paar Zeilen ohne eine Miene zu verziehen, dann legt sie das Blatt zurück auf den Tisch und fragt: »Kann ich jetzt gehen?«
    Noldi ist geschlagen. »Ja«, sagt er und sie geht.
    Ilse Biber ruft an, sagt, sie wolle eine Aussage machen.
    »Gern«, antwortet Noldi zuvorkommend. Er kann sich schon denken, was jetzt kommt.
    Ein wenig atemlos sagt die Frau: »Das Alibi, das ich Herrn Rüdisühli gegeben habe, ist falsch. Ich war am Nachmittag des 10.11. nicht mit ihm zusammen.«
    »Aha«, sagt Noldi ohne großes Feingefühl, »er hat also wirklich mit Ihnen Schluss gemacht. Als seine Frau davon sprach, habe ich es nicht recht geglaubt. Und was Ihr Alibi für ihn betrifft, Rüdisühli hat von Anfang an darauf bestanden, dass es nicht stimmt. Er ist viel zu schlau, um sich von Ihnen erpressen zu lassen.«
    Er spürt ihre Wut durchs Telefon, doch als sie ihn unverblümt einen Flegel nennt, ist er doch überrascht.
    »Sie wissen, Frau Biber«, sagt er, sobald er sich erholt hat, »dass ich Sie wegen Falschaussage, Behinderung polizeilicher Ermittlungen und Beamtenbeleidigung belangen könnte. Da käme einiges zusammen.«
    Er schmeißt den Telefonhörer auf die Station. Er hat genug von diesem Weib. Außerdem geht ihn die Sache nichts mehr an. Er betet es sich jeden Tag von Neuem vor. Aber der Fall lässt ihn nicht los. Endlich hat er ein handfestes Motiv, viel zu gut, um nicht ein wenig in der Angelegenheit herumzustochern. Vielleicht fällt die Wahrheit doch heraus wie der berühmte Groschen aus dem Sparschwein, wenn man es lange genug schüttelt. Dem Chef darf er damit allerdings nicht kommen. Die Ausflüge während seiner Dienstzeit lässt er ebenfalls besser sein. Aber er kann in seiner Freizeit versuchen, das Alibi der beiden Wehrlis genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Bei Elsbeth kommt dabei nichts Neues heraus. Sie hat ihm bereits den Kassenzettel vom Supermarkt geliefert. Der ist echt und die Zeit stimmt, auch wenn ihm das nicht weiterhilft. Elsbeth hat zugegeben, dass sie bei Berti war. Noldi überlegt, wie lange es dauert, bis man jemanden mit einer Spritze erledigt. Sicher nicht lang. Da kann sie nachher noch leicht eingekauft haben.
    Schwieriger ist es mit ihrem Mann. Karl Wehrli hat angegeben, bei einem Kunden in Deutschland gewesen zu sein und dieser Kunde hat seine Angaben telefonisch bestätigt. Jetzt schaut sich Noldi auf der Straßenkarte an, wo genau die Adresse liegt. Er stellt fest, dass dieses Gut
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