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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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gedient hatten, und verweigerte ihnen die fruchtbaren Landstriche Beleriands, nach denen es sie gelüstete. Er vertrieb dieses bösartige Volk und bestimmte ihm Hithlum zum Wohnsitz. Obwohl die Ostlinge Morgoth hassten, dienten sie ihm aus Furcht weiterhin, und Hass gegen alle Elbenvölker erfüllte sie. Sie verachteten die Letzten des Hauses Hador (zum größten Teil Alte, Frauen und Kinder), unterdrückten das Volk, zwangen die Frauen zur Heirat, eigneten sich Land und Besitz an und versklavten die Kinder. Orks tauchten auf, durchstreiften nach Belieben das Land, verfolgten die heimatlosen Elben bis in ihre Schlupfwinkel in den Bergen und schleppten viele Gefangene in die Bergwerke von Angband, wo sie als Knechte Morgoths Sklavenarbeit leisten mussten.
    Deshalb führte Annael sein kleines Volk in die Höhlen von Androth, wo es, stets auf der Hut, ein mühseliges Leben führte, bis Tuor sechzehn Jahre alt und kräftig genug geworden war, um die Axt und den Bogen der Grau-Elben zu führen. Die Berichte von den Leiden seines Volkes entfachten die Glut seines Herzens, und er wollte hinausziehen und an den Orks und Ostlingen Rache nehmen, doch Annael verbot es ihm.
    »An einem Ort, weit von hier, so wähne ich, wird sich dein Weg erfüllen, Tuor, Sohn Huors«, sagte er. »Dieses Land wird nicht eher vom Schatten Morgoths befreit sein, bis die Thangorodrim geschleift sind. Deshalb haben wir uns entschlossen, es endlich zu verlassen und in den Süden zu wandern. Und du wirst mit uns kommen.«
    »Aber wie sollen wir den Netzen unserer Feinde entgehen?«, fragte Tuor. »Wenn wir uns alle zusammen auf den Weg machen, werden sie es gewiss bemerken.«
    »Wir werden das Land nicht ohne Schutz durchqueren«, erwiderte Annael, »und wenn wir Glück haben, werden wir den geheimen Pfad erreichen, den wir Annon-in-Gelydh nennen, Pforte der Noldor, denn dieses kunstreiche Volk hat sie vor langer Zeit in den Tagen Turgons errichtet.«
    Als er diesen Namen hörte, befiel Tuor eine unerklärliche Erregung, und er bestürmte Annael mit Fragen nach Turgon.
    »Er ist ein Sohn Fingolfins«, antwortete Annael, »und seit Fingon in der Schlacht fiel, gilt er als der Hohe König der Noldor. Er lebt noch immer, der gefürchtetste der Feinde Morgoths, denn er entkam nach dem Unheil der Nirnaeth, als Húrin aus Dor-lómin und Huor, dein Vater, hinter ihm die Pässe von Sirion hielten.«
    »Dann will ich mich aufmachen und ihn suchen«, sagte Tuor, »denn er wird mir um meines Vaters willen helfen.«
    »Das kannst du nicht«, sagte Annael, »denn seine Festung ist vor den Augen der Elben und Menschen verborgen, und wir wissen nicht, wo sie steht. Vielleicht kennen einige der Noldor den Weg dorthin, aber sie werden ihn niemandem verraten. Doch wenn du mit ihnen sprechen willst, so komme mit mir, wie es mein Wunsch ist, denn in den fernen Häfen des Südens triffst du vielleicht Wanderer aus dem Verborgenen Königreich.«
    So geschah es also, dass die Elben die Höhlen von Androth verließen und Tuor mit ihnen ging. Doch die Feinde hattenihre Behausungen beobachtet und ihren Aufbruch alsbald bemerkt. Sie hatten sich noch nicht weit von den Bergen entfernt, als sie in der Ebene von einem großen Heer der Orks und Ostlinge angegriffen wurden, in die schützende Nacht fliehen mussten und so in alle Winde verstreut wurden.
    Doch Tuors Herz entflammte in Kampfeslust, und obgleich er noch ein Knabe war, entfloh er nicht, sondern wehrte sich mit seiner Axt wie einst sein Vater. Lange behauptete er seinen Platz und erschlug zahlreiche Angreifer, aber schließlich wurde er überwältigt, gefangen genommen und vor Lorgan den Ostling geführt. Dieser wurde als Anführer der Ostlinge angesehen, und er erhob den Anspruch, als Lehnsmann Morgoths über ganz Dor-lómin zu herrschen. Er machte Tuor zu seinem Sklaven. Hart und bitter war nun sein Leben, denn Lorgan fand Gefallen daran, ihn besonders grausam zu behandeln, weil Tuor aus dem Geschlecht der früheren Herrscher stammte und Lorgan sich nach Kräften bemühte, den Stolz des Hauses Hador zu brechen. Aber Tuor bewahrte seine Weisheit und ertrug Pein und Hohn mit großer Geduld. So wurde sein Los mit der Zeit ein wenig leichter, und zumindest starb er nicht den Hungertod wie viele der unglücklichen Sklaven Lorgans. Denn er war kräftig und geschickt, und solange Lorgans Lasttiere jung und fleißig waren, erhielten sie reichlich Nahrung.
    Aber nach dreijähriger Sklaverei witterte Tuor endlich eine Gelegenheit
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