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Nachhaltig genießen - Rezeptbuch fuer unsere Zukunft

Nachhaltig genießen - Rezeptbuch fuer unsere Zukunft

Titel: Nachhaltig genießen - Rezeptbuch fuer unsere Zukunft
Autoren: Karl von Koerber , Hubert Hoehler
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hauptsächlich um Vitamine und Stoffwechsel, um Verarbeitungstechnologien in der Lebensmittelindustrie, um Düngemitteloptimierung und um Krankheitsentstehung usw. Aber beispielsweise Umweltfragen, soziale bzw. ethische Aspekte bei der Lebensmittelerzeugung, biologische Landwirtschaft oder ganzheitliche Ansätze der Ernährung wurden nicht behandelt. Stellen Sie sich das mal vor: Da komme ich als junger Mensch voller Fragen und Ideen an die Uni und hatte erste Vorstellungen darüber, wo und warum es vielleicht klemmt auf der Welt – und bekomme keine befriedigenden Antworten …
    TRIAS: Das war bestimmt ziemlich schwierig. Gab es denn gar keine Mitstreiter?
    KvK: Doch, im zweiten Semester lernte ich Thomas Männle kennen, unsere Verbundenheit und das An-einem-Strang-Ziehen dauern inzwischen schon fast vier Jahrzehnte … Nach und nach kamen weitere gleichgesinnte Studierende hinzu. Mit diesen gründeten wir den Arbeitskreis »Alternative Ernährung«. Das war der entscheidende Punkt, um mit unseren Fragen und Interessen weiterzukommen.
    TRIAS: Was genau war die Aufgabe dieses Arbeitskreises?
    KvK: Wir haben dort die Inhalte erarbeitet, die wir an der Uni vermissten – er war also eine Art Selbsthilfegruppe. Wenn ich daran zurückdenke, gerate ich richtig ins Schwärmen … Wir beschäftigten uns mit unterschiedlichsten alternativen Formen der Ernährung, von Vegetarismus bis zur Ernährung nach der chinesischen Medizin. Wir luden auch Expertinnen oder Experten ein und diskutierten über deren Ansätze.
    TRIAS: Das klingt ziemlich theoretisch …
    KvK: Nein, die Theorie war die eine Seite, aber wir kochten auch immer entsprechend den jeweiligen Empfehlungen. Bio-Läden gab es damals noch nicht, man musste pfiffig sein, um die nötigen Zutaten zu bekommen. So riefen wir die erste Food-Coop Gießens ins Leben und kauften direkt bei Bio-Bauern oder Bio-Firmen ein. In meinem Studentenzimmer un-term Bett lagerte zum Beispiel ein Sack Getreide, bei Thomas Nüsse und Nussmus. Und nach dem gegenseitigen Informieren und Diskutieren verspeisten wir genüsslich die selbst zubereiteten Gerichte. Können Sie sich eine schönere Verbindung von Denken und Tun vorstellen?
    TRIAS: Das hört sich toll an! Und gingen Sie denn auch nach außen in die Praxis?
    KvK: Ja, wir besuchten beispielsweise Kliniken, Firmen oder Höfe im ökologischen Bereich. Am meisten ans Herz wuchs uns die Vollwerternährung nach Prof. Dr. Werner Kollath, die aktuell von Dr. Bruker vertreten wurde. Thomas Männle und ich machten zusammen ein Praktikum bei ihm, in der Küche und in der Ernährungsberatung.
    TRIAS: Das klingt so, als wäre die Uni bei Ihrem Werdegang weniger wichtig?
    KvK: Das hätte so kommen können, wenn nicht in dieser Zeit Herr Dr. Claus Leitzmann als wissenschaftlicher Mitarbeiteran die Uni Gießen gekommen wäre. Sein Fach hieß »Ernährung in Entwicklungsländern«.
    TRIAS: Aha, die soziale Gerechtigkeit kommt wieder ins Spiel …
    KvK: Genau. Herrn Leitzmann lernte ich näher kennen, als ich an einer von ihm geleiteten Stoffwechselstudie als Versuchsperson teilnahm. Dort berichtete ich über die frischen Erlebnisse meines Praktikums – und Herr Leitzmann interessierte sich für diese ganzheitlichen Ansätze. Unsere Diskussionen mündeten in einem Besuch mit Thomas Männle bei Dr. Bruker in Lahnstein zum Gedankenaustausch.
    TRIAS: Mit Herrn Männle und Herrn Leitzmann haben Sie ja auch ein Buch zum Thema »Vollwert-Ernährung« geschrieben, richtig?
    KvK: Ja. Im weiteren Verlauf ergaben sich zunächst unsere Diplomarbeiten, die Herr Leitzmann betreute. Nach deren Abschluss wollten wir sie in überarbeiteter Form veröffentlichen – und er war bereit, dieses Buch als Autor mitzutragen. Wir wollten Brückenbauer sein zwischen den naturheilkundlichen Ansätzen und der etablierten Ernährungswissenschaft.
    TRIAS: Ihr Buch im Haug-Verlag erschien inzwischen in elf Auflagen. Sie gehören damit zu den Pionieren der Vollwert-Ernährung …
    KvK: Na ja, ich denke schon, es ist über die drei Jahrzehnte ein Standardwerk geworden, zumal wir auch die Ansprüche nach Umwelt- und Sozialverträglichkeit einbezogen. Aber es stieß auch nicht überall auf Anerkennung. Aus dem Bereich der Ernährungswissenschaft kamen Ermahnungen: »Bleiben Sie doch bei der Ernährung und verbreiten Sie keine Ideologie und Weltanschauung!« Ganz anders war es bei Studierenden, Ernährungsberaterinnen, Ärzten, Lehrerinnen oder Kursleitern.
    TRIAS: Was wurde denn
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