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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch
Autoren: Edgar Wallace
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Verlobungsring am Finger trüge. Sie riß den Ring ab und warf ihn mir hin. Sie sagte, daß sie sich’s vielleicht anders überlegen würde, darüber sei sie sich noch nicht im klaren - und das war der Augenblick, wo sie dann behauptete, daß ein Mann genauso wie der andere für sie sei.«
    »Sam hat den Ring in seiner Tasche«, bestätigte Mr. Water.
    »Sie ist noch sehr jung.« Andrew sprach besänftigend. »Solche Dinge passieren Frauen oft. Sie zweifeln an ihrem eignen Urteilsvermögen. Das ist ganz natürlich. Mir hat sie immer nur das Beste über dich gesagt. Sie langweilt mich schon damit, so oft spricht sie von dir. Es heißt immer ›Sam hier‹ und ›Sam dort‹ von morgens bis abends, aber sie ist sehr stolz und zieht es vor, ihre Gefühle zu verbergen.«
    »Ich wünschte nur, sie hätte die Gefühle, die sie mir heute zeigte, auch verborgen«, sagte Sam, nicht völlig überzeugt - und doch, da er ein Mann und jung war, fiel es ihm nicht allzuschwer, dieser Erzählung vom geheimen Lob, das ihm gespendet worden war, zu glauben.
    Er blickte seinen Vater an. Das Lächeln war von Mr. Waters Lippen gewichen. Er war mürrisch und verwirrt.
    »Und wir hätten einen Ehekontrakt aufsetzen müssen, Andrew. Weshalb diese entsetzliche Eile? Lassen wir doch den jungen Leuten lieber ein paar Monate Zeit zum Überlegen …«
    Er konnte nicht nachhaltiger darauf dringen, denn Andrew Elmer war gewissermaßen sein Kompagnon bei seinen ganzen Immobiliengeschäften. Er hatte ungeahnte Beziehungen und war in jeder Hinsicht nicht der Mann, dem man in den Weg treten durfte.
    »Es kommt mir gar nicht wie eine Hochzeit vor, Andrew. Keine Feierlichkeit, nichts. Alles ein bißchen gemein und hinterlistig. Es wird keinem von uns zum Segen gereichen.«
    Mr. Elmer zog die Zügel wieder an.
    »Wenn du und Sam nicht heute abend um neun bei mir im Birkenhof seid, werde ich wohl annehmen können, daß Ihr euer Wort nicht haltet«, sagte er düster und schlug mit der Peitsche über den Rücken des alten Gauls.
    Jedenfalls ist es mir geglückt, dachte er mit einer gewissen Befriedigung, nicht über Oktobers sehr heikle finanzielle Lage sprechen zu müssen.
    An einer Biegung fuhr ein langgestreckter Sportwagen langsam an ihm vorbei. Er sah einen Augenblick das schmale Gesicht des Mannes am Steuer. Ein Engländer, dachte er sich, als ihm das Monokel auffiel. Der Wagen trug eine kanadische Nummer. Fremde sind in Littleberg selten. Er wandte den Kopf, um dem Auto nachzublicken, und sah, wie es vor dem Hotel ›Berghaus‹ hielt. Ein paar Minuten später erblickte er zwei Männer, ebenfalls Fremde, einen großen, starken mit kurzem rotem Bart und einen dicken, kleineren, dessen Gesicht breiter war als lang. Die Breite wurde noch betont durch die geraden schwarzen Brauen und den Schnurrbart. Sie schritten Seite an Seite daher, der Kopf des kleineren Mannes reichte seinem Begleiter kaum zur Schulter. Sie warfen Mr. Elmer einen schnellen Blick von seitwärts zu und marschierten ohne Gruß vorbei.
    »Littleberg macht sich«, sagte Mr. Elmer.
    Er war lebhaft an Grundbesitz in Littleberg interessiert und hatte allen Grund, selbst über diesen geringen Beweis der zunehmenden Beliebtheit der Stadt erfreut zu sein.
    Die beiden Männer schritten weiter, ohne ein Wort zu wechseln, und kehrten im ›Berghaus‹ mit soldatischem Gleichschritt ein. Ein großer, schlanker Mann unterhielt sich gerade mit dem Geschäftsführer. Er war Engländer, seine Sprache verriet ihn. Er sah gut aus, wenn auch seine Haare geschniegelt waren, und der Ausdruck etwas Gereiztes hatte.
    ». .. die Wege sind ja unter jeder Kritik. Gibt es keine Fernstraße nach Ogdensburg?«
    Die beiden Männer verlangsamten kaum ihre Schritte, aber sie vernahmen diese Worte, als sie zur Treppe hinübergingen. Ein untersetzter Mann mit strohblondem Haar, der in einem der vielen in der Halle herumstehenden Stühle gedöst hatte, öffnete ein Auge, als sie an ihm vorbeischritten, richtete sich auf, zündete seine ausgegangene Zigarre wieder an und ging hinter ihnen die Treppe hinauf. Anscheinend kannte er ihr Zimmer, denn er klopfte an der Tür Nr. 7, worauf eine Stimme ihm zubellte, einzutreten.
    »Morgen.« Er nickte den beiden freundlich zu. Seine Selbstsicherheit war dermaßen ausgebildet, daß er es sich fast hätte schenken können, den silbernen Sheriffstern vorzuzeigen. »Hab’ gehört, ihr wärt in der Stadt. Bleibt ihr lange?«
    ›Rotbart‹ trank das Glas Wasser aus, das er eben an
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