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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch
Autoren: Edgar Wallace
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darstellten. Er hatte viel Humor und die Gabe der Schlagfertigkeit. Das erzählte er ihr ausführlich. Seine Konversation war angefüllt mit: »Da hab’ ich gesagt …«, und jede seiner Erzählungen endete mit der Versicherung: »Ich dachte, sie würden alle vor Lachen sterben.«
    Einmal fragte sie ihn, ob jemals jemand unter diesen glücklichen Umständen tatsächlich gestorben wäre, und er war sprachlos.
    »Tja … Ich will sagen … Sie sind natürlich nicht gestorben … Was ich sagen wollte, war … Na, du weißt ja.«
    An diesem Abend ging er tief in Zweifel versunken nach Hause.
    Einmal, als die beiden in einer heißen Juninacht allein auf der Veranda saßen, wurde er gefühlvoll und versuchte sie zu küssen. Es war ja sein gutes Recht, wie er nachher erklärte. Es gab keinen unziemlichen Kampf oder Widerstand - sie hielt ihn sich einfach mit ihrer kräftigen Hand vom Leibe und bat ihn, kein Narr zu sein.
    Für die Hochzeit war kein Datum festgesetzt. Die Erklärung Andrew Elmers, daß Oktober auf Grund einer Klausel im Testament ihrer Mutter vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag verheiratet sein müßte, erstaunte alle, außer Oktober. Als sie davon acht Tage vor ihrem Geburtstag Mitteilung erhielt, sagte sie nichts als: »Oh?«
    Sam besprach sich mit seinem Vater und reservierte ein teures Appartement in einem romantisch gelegenen Hotel am Ufer des Oswegatchieflusses.
    So standen die Dinge, als Mr. Elmer seine Unterredung mit dem Rechtsanwalt Joe Pfiefer hatte und entdeckte, daß seine schlimmsten Befürchtungen berechtigt waren.
    Das alte graue Pferd zottelte, wie es ihm behagte, heimwärts; der Einspänner schwankte hin und her, und Mr. Elmer schwankte mit. Seine verschmitzten Augen beobachteten die Straße. Der alte Water stand vor Waters Warenhaus. Mit seiner haarigen Hand strich er immer wieder durch den Haarwulst auf seinem Kopf. Seine achteckigen Gläser waren zur Nasenspitze heruntergerutscht, und aus seinem vorstehenden Kinn konnte man auf Kampfbereitschaft schließen. Mit seiner freien Hand gestikulierte er, um seine Bemerkungen zu unterstreichen. Sein Zuhörer war Sam, der sehr ernst aussah und jedesmal, wenn die herumfuchtelnde Hand seines Vaters sich senkte, zustimmend mit dem Kopf nickte.
    Mr. Elmer schnaufte. Er schnaufte immer heftig und schnell, wenn er verstört war und lenkte sein müdes Roß zum Bürgersteig hinüber.
    »… ich sagte gerade Sam, daß es eigentlich niemandem wie ein Hochzeitstag vorkommt. Es ist, als erinnere man sich in der Wildnis so um Sonnenuntergang, daß den ganzen Tag Sonntag gewesen ist. Es kommt mir aber nicht wie ein Sonntag vor - und es kommt mir auch nicht wie Sams Hochzeitstag vor.«
    Sam schüttelte den Kopf. Das einzige an dem Tag, was ihn an seinen Hochzeitstag gemahnte, war die Tatsache, daß er sich unbehaglich, nervös und unglücklich fühlte.
    »Es müßte - doch anders sein«, sagte Mr. Water senior und schaute den Mann im Einspänner an. »Es müßte eine gewisse Aufregung sein und - jedenfalls anders. Ich bin gar nicht überzeugt …«
    Er schüttelte den Kopf. Sam schüttelte auch den Kopf.
    »Ich begreife wirklich nicht, was gegen den Tag einzuwenden ist«, fing Elmer an.
    »Es ist so eine Ahnung, ein Gefühl hier!« Der alte Water pochte an seine Brust. »Du mußt ein Einsehen haben, Andrew. Du mußt dich an meine Stelle versetzen. Sam ist mein einziger Junge - ich kann es mir nicht leisten, sein junges Leben zu zerstören. Darum handelt es sich, und was Oktober anbelangt - es ist doch auch ihr Hochzeitstag, und dennoch, vor kaum einer Stunde kam sie hier die Straße entlang, eine Zigarette im Mund, und alle Leute starrten sie an. Der alte Doktor Vinner und Miss Selby und die Leute aus der Stadt, die drüben im ›Berghaus‹ wohnen. Und - was hat sie dir denn eigentlich gesagt, Sam?«
    Sam trat aus dem Hintergrund vor und gab Auskunft.
    »Sie hat gesagt: ›Mann ist Mann‹ - heute morgen hat sie das gesagt. Und daß sie mich nicht liebe. Sie hat gesagt, sie würde genauso gerne einen Strolch heiraten wie mich - ihr käme es nicht darauf an. Sie sagte, ein Mädchen müsse immer irgendwo anfangen, und vielleicht würde ich für den Anfang reichen -«
    Mr. Elmer atmete tief und pfeifend ein.
    »Ich wünschte, sie hätte den Kerl gesehen, mit dem ich gesprochen habe. Da hätte sie ihre Ansicht aber gründlich geändert«, fügte Sam hinzu. »Ich habe ihr gesagt, daß das nicht die Worte wären, die ich gern hörte von dem Mädchen, das meinen
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