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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
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Blick zu.
    Barclay Fisher wand sich wie ein Wurm.
    »Was ist denn?« fragte ich ungeduldig.
    »Sie verstehen Minerva nicht«, erklärte er. »Minerva ist wunderbar. Sie hat Verständnis, sie ist teilnahmsvoll, wirklich die beste Frau der Welt. Das weiß jeder, der sie kennt. Doch für eheliche Untreue würde sie niemals Verständnis aufbringen.«
    »Von Untreue kann doch keine Rede sein«, versetzte ich.
    Er blieb still.
    »Oder?« drängte ich.
    »Da ich mich nicht an alles erinnern kann, was geschehen ist, würden meine Beteuerungen wahrscheinlich wenig überzeugend klingen. Ich nehme an, Sie sind ledig, Mr. Lam?«
    »Stimmt.«
    »Ich dachte es mir.«
    »Was wird Ihre Frau denn tun, wenn Sie von der Geschichte erfährt?«
    »Mich verlassen und das Kind mitnehmen.«
    »Wie alt ist das Kind?« fragte ich.
    »Achtzehn Monate.«
    »Und wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    »Seit gut einem Jahr.«
    »He!« rief ich. »Augenblick! Bringen Sie da Ihre Daten durcheinander, oder sollte ich mich verhört haben?«
    »Nein, nein«, erwiderte er. »Das ist eine lange Geschichte. Das Kind ist nämlich nicht unser Kind. Es ist das Kind von Minervas Stiefschwester. Minerva nahm es auf, um es großzuziehen. Sie ist wirklich wundervoll. Sie scheut keine Mühe, wenn es darum geht, anderen Menschen zu helfen. Der Mann ihrer Stiefschwester starb, bevor das Kind geboren wurde. Kurz nach der Geburt des Kindes erfuhr ihre Stiefschwester, daß sie an einer unheilbaren Krankheit litt. Sie schrieb Minerva einen Brief. Minerva leitete alles in die Wege. Als ihre Stiefschwester starb, flog Minerva nach Arizona und holte das Kind.«
    »Das war vor Ihrer Heirat?«
    »Nein, ungefähr zwei Monate danach.«
    »Schön. Jetzt nehmen wir einmal an, es kommt zum Schlimmsten«, meinte ich. »Nehmen wir an, Minerva klagt auf Scheidung. Wie steht es mit den Eigentumsverhältnissen? Gütergemeinschaft oder Gütertrennung?«
    »Ich — da muß ich erst mit einem Anwalt sprechen. Ich habe das Geld meiner Frau investiert. Das heißt, sie zahlt mir ein Gehalt und eine Gewinnbeteiligung. Das Geld stammt aus der Hinterlassenschaft ihrer Stiefschwester. Minervas Stiefschwester besaß Wertpapiere, unter anderem auch Anteile an einer Ölgesellschaft in Texas. Kurz vor ihrem Tod begannen die Quellen zu tragen. Minerva verkaufte die Aktien. Sie bekam insgesamt dreißigtausend Dollar für alles. Ich war damals finanziell gerade etwas schwach auf den Beinen. Doch seit jener Zeit sind alle meine Anlagen im Wert ständig gestiegen. Mein Geld arbeitet mit gutem Gewinn, und Minervas Einlagen haben jetzt einen Wert von zweihundertfünfzigtausend Dollar.«
    »Nach Abzug der Steuern?«
    »Nein. Die hängen vom Kapitalgewinn ab.«
    »Wieviel Gehalt zahlt Ihnen Ihre Frau?«
    »Das Gehalt hat sich natürlich mit dem wachsenden Wert ihres Vermögens ebenfalls gesteigert. Ich verdiene jetzt zehntausend Dollar im Jahr und bekomme dazu eine zehnprozentige Gewinnbeteiligung.«
    »Wann wird die Beteiligung ausgezahlt?«
    »Das steht noch nicht fest. Es wurde lediglich bestimmt, daß ich zehn Prozent vom Gewinn erhalten sollte, wann immer eben die Gewinne realisiert werden. Im Augenblick stehen sie natürlich nur auf dem Papier.«
    »Ich muß nach San Franzisko fahren«, erklärte ich. »Ich werde mein Bestes tun, um den Erpressern zuvorzukommen, aber ich weiß nicht, wie sich die Dinge entwickeln. Es kann sein, daß ich Geld brauche. Und ich werde auch die Mitarbeit der Polizei benötigen.«
    »Keine Publicity! Nur keine Publicity!« rief er. »Vergessen Sie nicht, daß ich es mir einfach nicht leisten kann, vor der Öffentlichkeit blamiert zu werden. Und Minerva darf niemals von der Sache erfahren.«
    »Das wird Geld kosten«, erwiderte ich, »und ich kann Ihnen nichts garantieren.«
    »Wieviel?« fragte er.
    »Wenn ich die Sache ein für allemal klären soll, damit Sie in Zukunft wieder ruhig schlafen können, müssen Sie einen hübschen Betrag veranschlagen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, daß ich mir die Hilfe gewisser Leute erkaufe.«
    »Das geht in Ordnung, Mr. Lam. Ich — meinen Sie nicht, daß Sie beide fahren sollten? Von Frau zu Frau, Mrs. Cool...«
    Bertha schüttelte energisch den Kopf.
    »Unterschätzen Sie Donald nicht. Er wirkt vielleicht ein bißchen schwächlich, aber er hat Köpfchen und kennt sich aus. Wenn Ihnen jemand aus der Patsche helfen kann, dann nur er. Aber es wird Geld kosten, wie er schon gesagt hat.«
    »Damit habe ich gerechnet«, versetzte
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