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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen
Autoren: A. A. Fair
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Fisher.
    Bertha sah mich an und nickte strahlend.
    »Ich stelle die Quittung aus, Donald. Mach du inzwischen deine Buchung für San Franzisko.«
     

2
     
    Mein Freund bei der Verkehrspolizei von San Franzisko versprach mir, die gewünschten Informationen bis zu meiner Ankunft herauszusuchen.
    Als ich ihn später vom Flughafen aus anrief, erfuhr ich, daß Lois Marlow einen Führerschein besaß, siebenundzwanzig Jahre alt war und in den Wisteria Apartments wohnte.
    Das Mietshaus war typisch für San Franzisko: ein vierstöckiges Gebäude mit schmaler Fassade. Die Haustür war abgeschlossen. Neben den Klingelknöpfen hingen Namenschilder. Auch eine Sprechanlage war vorhanden.
    Ich stellte fest, daß Lois Marlow in Nummer 229 wohnte, und drückte auf den Knopf.
    Wenig später summte der elektrische Türöffner.
    Lois war offenbar sehr demokratisch eingestellt. Sie fragte nicht nach dem Namen. Man klingelte, und es wurde einem aufgetan.
    Eine Fünfzehn-Watt-Birne beleuchtete spärlich das Innere des Aufzugs, der vor kurzem erst renoviert worden sein mußte. Mit dem roten Plüschteppich und den Goldleisten an den Wänden wirkte er direkt pompös. Ich drückte auf den Knopf für den zweiten Stock. Die Tür schloß sich langsam, und der Aufzug ratterte in die Höhe.
    Im zweiten Stock stieg ich aus und sah mich nach Nummer 229 um. Als ich die Tür gefunden hatte, drückte ich auf den Perlmuttknopf.
    Die Frau, die mir öffnete, war eine Augenweide, und sie wußte es. Sie hatte honigblondes Haar und zarte leicht gebräunte Haut. Aus großen grauen Augen strahlte sie mich an.
    »Kennen wir uns?« erkundigte sie sich mit einem Lächeln, das zwei Grübchen in ihre Wangen zauberte.
    »Jetzt ja«, erwiderte ich.
    »Ich fürchte, Sie haben sich in der Tür geirrt, wahrscheinlich sogar in der Hausnummer. Und ganz offensichtlich haben Sie sich falsche Vorstellungen gemacht«, erklärte sie. Doch sie ließ die Tür offen, und die Grübchen in ihren Wangen waren immer noch da.
    »Kann ich hereinkommen und Ihnen erklären, worum es sich handelt?« fragte ich.
    »Nein«, versetzte sie, immer noch lächelnd.
    »Schön«, meinte ich friedfertig, »dann werde ich es eben hier zwischen Tür und Angel erklären. Mein Name ist Donald Lam. Ich bin ein Freund von Mr. Fisher. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Barclay Fisher?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Erinnern Sie sich zufällig an die Tagung der Bootsfabrikanten? Außenbordmotoren...«
    »Oh — Moment mal!« rief sie. »Wie hieß Ihr Freund noch?«
    »Fisher. Barclay Fisher.«
    Ein Aufblitzen der Erinnerung spiegelte sich in ihren Augen. »Was ist mit Barclay Fisher?«
    »Kennen Sie einen Mann namens George Cadott?« fragte ich dagegen.
    »Ach du lieber Himmel«, rief sie. Sie trat zur Seite und hielt die Tür auf. »Kommen Sie herein. Wie war Ihr Name?«
    »Lam.«
    »Und Ihr Vorname?«
    »Donald.«
    »Schön, kommen Sie herein, Donald. Nehmen Sie Platz, und sprechen Sie sich aus. Worum geht es?«
    Es war eine hübsche kleine Wohnung. Mein Blick fiel auf das Sofa im Wohnzimmer. Dort hatte wohl Barclay Fisher damals die Nacht zugebracht. Eine halboffene Tür führte ins Schlafzimmer, und durch eine Schwingtür gelangte man in die kleine Küche. Die Wohnung war behaglich eingerichtet, vielleicht eine Spur überladen. Ein Hauch von Parfüm hing in der Luft.
    Lois Marlow ließ sich in einem Sessel nieder und zeigte ihre wohlgeformten Beine.
    »Hat George Dummheiten gemacht?« fragte sie.
    »Er ist auf dem besten Weg dazu.«
    »Ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Das beste wäre wahrscheinlich Chloroform.«
    »Barclay Fisher ist verheiratet«, bemerkte ich unvermittelt.
    »Nicht so hastig«, bat sie. »Zunächst wollen wir doch mal eines klären: War Barclay Fisher der Rothaarige, der dauernd mit den Fingern knackt?«
    »Das war er«, bestätigte ich.
    Sie lachte kehlig und angenehm.
    »Es hat den armen Kerl ganz schön mitgenommen, den Herzensbrecher zu spielen. Paßte gar nicht zu ihm.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, meinte ich. »Was geschah an dem Abend?«
    »Er goß den Sekt hinunter wie ein Verdurstender, und das nach der Bowle. Das Gemisch vertrug er nicht.«
    »Und was geschah dann?«
    »Er verschwand im Badezimmer.«
    »Und dann?«
    »Müssen Sie alle Einzelheiten wissen?«
    »Ja.«
    »Er übergab sich.«
    »Und dann?«
    »Dann packte ich ihn aufs Sofa.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Warum fragen Sie?«
    »George Cadott hat ihm einen Brief
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