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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
Autoren: Michael Farris Smith
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nicht sie, sondern nur den Pick-up und Leute, die aus dem Café kamen. Evan legte Cohens Arm um seine Schulter und hob ihn hoch. Cohen hielt sich die Seite mit einer Hand und stolperte voran, gestützt von Evan. Er schob Cohen auf den Beifahrersitz, und Mariposa zog ihn herein. Evan warf die Tür zu, rannte um den Wagen und setzte sich hinters Steuer. Die Leute im Café und auf dem Gehsteig kannten kein Halten mehr und rannten auf sie zu. Einige wurden von dem versteckten Schützen niedergestreckt, aber die Menschenmenge drängte rücksichtslos nach vorn. Alle wollten den Pick-up.
    Evan legte den Gang ein, als die Menschen gegen die Karosserie schlugen. Wilde, verzerrte, regennasse Gesichter, knochige Hände, weit aufgerissene Münder, laut brüllend. Er gab Gas, und einige wurden beiseitegeschleudert. Andere hängten sich an die Türgriffe und an die Heckklappe, und einem gelang es sogar, ein Bein über die Ladefläche zu werfen, und er wurde mitgezogen, als der Wagen durch die überflutete Straße schoss.
    »Evan!«, schrie Mariposa, die gesehen hatte, dass der Mann versuchte, über den Rand auf die Ladefläche zu klettern, während die anderen sich an der Heckklappe festhielten. Am Ende des Platzes bremste Evan stark ab, und der Mann flog kopfüber von der Pritsche. Einige Köpfe verschwanden, aber vier Hände klammerten sich weiter an die Heckklappe. Als die anderen sahen, dass Evan wendete, rannten sie durch das aufspritzende Wasser über den Platz, in der Hoffnung, sie noch einholen zu können. Evan machte eine Kehre und dann noch eine zur anderen Seite. Jetzt waren die Hände verschwunden, und die Männer rollten durch den Matsch. Mariposa rief, das reicht jetzt, halt nicht mehr an. Nicht anhalten, Evan, fahr immer weiter, halt nicht an.
    Er fuhr geradeaus, und sie ließen den Platz mit den panischen Menschen und dem heimtückischen Schützen hinter sich. Brisco hatte sich auf dem Fußboden zusammengerollt, und obwohl sie alle Verfolger losgeworden waren, schaute Mariposa immer wieder hektisch um sich, um nachzusehen, ob nicht doch noch irgendwo einer hing. Cohen war zusammengebrochen und lehnte an der Tür, die Wange gegen das Fenster gedrückt. Sie fuhren weiter, entfernten sich von dem Ort, und schließlich war nur noch der Regen da, dabei hätten sie jetzt so viel mehr gebraucht.
    Cohen presste die Hände gegen die Seite und fiel nach vorn. Mariposa zerrte an seiner Jacke und sagte: »Wo ist es? Wo ist es?«
    »Verdammte Scheiße«, sagte er. Er konnte kaum atmen und nahm die Hände weg. Sie hob Brisco vom Boden hoch und setzte ihn neben Evan, damit sie Cohen beim Ausziehen der Jacke helfen konnte. Der Einschuss befand sich direkt über dem Magen. Er zog das Hemd hoch, und sie sahen, wie das Blut in einem steten Strom aus der geldstückgroßen Wunde quoll.
    »O Jesus«, sagte Mariposa und schaute sich Hilfe suchend um, aber da war niemand, der ihr beistehen konnte.
    »Was ist?«, fragte Evan und bremste ab.
    »Du darfst jetzt nicht halten!«, schrie sie ihn an.
    »Verdammt«, sagte Cohen.
    »Was ist?«, schrie Evan.
    »Was soll schon sein«, schrie sie zurück. »Sein Magen. Gib mir irgendwas.«
    »Was denn?«
    »Fahr«, sagte Cohen. Er beugte sich vor und übergab sich ein wenig auf den Fußboden. Er presste seine Hände auf die Wunde, und seine Finger, Handrücken, sein Bauch und alles verfärbten sich rot. Mariposa zog ihre Jacke aus und dann ihr Hemd. Sie knäuelte es zusammen, half ihm, sich zurückzulehnen, und drückte das Hemd auf die Wunde.
    »Was zum Teufel ist los?«, rief Evan.
    »Fahr«, wiederholte Cohen. »Und halt nicht an.«
    »Wohin denn? Ich weiß doch gar nicht, wohin.«
    »Jesus, Jesus«, murmelte Mariposa.
    »Sagt mir doch was«, verlangte Evan.
    »Fahr einfach, so weit du kannst«, sagte Mariposa und drückte das Hemd auf die Wunde.
    »Scheiße, wohin?«, sagte Evan. Und Brisco wiederholte die Frage seines Bruders und schlang einen Arm um Mariposa und legte die Hand auf Cohens Bein. Evan fuhr, so schnell er konnte, aber das war nicht viel angesichts der Stärke des Regens, des Windes und der überfluteten Straße.
    »O Gott«, sagte Cohen, und Schweißperlen sammelten sich oberhalb seiner Lippen.
    Mariposa gab ihm einen Klaps auf die Wange und sagte: »Komm schon, komm schon!« Sie drückte das Hemd auf die Wunde. Ihre Hände waren blutrot. Cohens Kopf fiel zurück, er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie bat ihn, sich aufzusetzen, schau mich an, nimm meine Hand, denk an den
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