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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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eingefahren.«
    »Das geht nur über mich«, sagte Boozam. Er trat an den Steuertisch und stocherte mit dem Zweizack in den DRAGOMAE-Kristallen.
    »Schmuggelgut!« rief die Kaezin mit dem schwarzen Körperfell. »Diesen Kristallen wohnt Unheil und Verhängnis inne.«
    »Still, Cogi!« herrschte Boozam die Kaezin an. Er schien zu überlegen. Schließlich sagte er: »Ich nehme euch alle gefangen. Eure Fliegende Stadt bleibt hier verankert. Ich werde euren Anführer jagen und stellen. Dann erst wird sich euer weiteres Schicksal weisen. Und wehe, ihr habt gelogen und Dori etwas angetan!«
    »Unser Gewissen ist rein«, erklärte Glair. »Wenn du Mythor erst kennengelernt hast, wirst du das erkennen. Wenn du aber nicht guten Willens bist, wird er dich schlagen.«
    Boozam gab daraufhin ein donnerartiges Gelächter von sich, das die Brücke erbeben ließ.
    Mythor war viel zu müde, um den Anblick genießen zu können. Er wußte nicht, was er sich unter dem Goldenen Strom vorgestellt hatte, bestimmt aber kein fließendes Gewässer. Und so war er gar nicht sonderlich überrascht, als er vom Ufer her die Wolken aus golden flimmerndem Staub betrachtete.
    Alle Vorsicht vergessend, wagte er sich auf eine Landzunge hinaus, die weit in die Wogen aus flirrendem Gold hineinragte, und von dort setzte er auf ein fünf Schritt langes, lederartiges Blatt irgendeiner Pflanze über. Das Blatt schaukelte unter seinem Gewicht. Goldstaub umtanzte ihn.
    Er hatte einen guten Überblick über das diesseitige Ufer und konnte gelegentlich sogar das jenseitige Ufer durch die Goldschleier sehen. Es war ein Bild des Friedens, und Ruhe kehrte in Mythor ein.
    Er wollte schlafen, nichts als schlafen. Er hatte das Gefühl, seit Tagen nichts mehr gegessen und nicht mehr geruht zu haben. Sie schienen sich eine Ewigkeit auf der Flucht befunden zu haben, bevor sie das rettende Ufer des Goldenen Stromes erreichten. Hier wollte Mythor nun rasten.
    Sadagar schien es nicht anders zu ergehen. Er hatte sich rücklings auf ein anderes Blatt gelegt und ließ die Rechte herunterbaumeln und vom Goldstaub umspülen.
    Nur die Kaezin störte das Idyll.
    Sie kam aufgeregt herangehetzt und rief:
    »Ich habe einen ausgezeichneten Unterschlupf gefunden. Er kommt einer uneinnehmbaren Festung gleich. Dort könnt ihr euch die Bäuche vollschlagen, euren Durst stillen und eure müden Knochen laben. Ich werde für euch sorgen. Auf, auf!«
    Widerwillig erhoben sich Mythor und Sadagar und folgten der Kaezin über die Landbrücke in eine kleine Bucht. Durch das Gestrüpp sahen sie einen pflanzenumrankten Turmaufbau mit pyramidenförmigem Dach.
    »Das ist ein aufgelassenes Kastell der Aborginos«, erklärte ihnen Dori, während sie sie zu dem Turm führte. »Nun werden nur noch Vorräte und Waffen darin gelagert. Die Aborginos bedienen sich ihrer aber nur in Notfällen. Dort könnt ihr euch eine halbe Ewigkeit verstecken, ohne entdeckt zu werden, wenn euch danach ist.«
    Sie erreichten den Turm und schlugen sich durch dichtes Pflanzenwerk zum Eingang. Als Mythor eintrat, wehte ihm der Duft von Speisen und würzigem Wein entgegen, und sein Magen verkrampfte sich vor Hunger.
    Sadagar stolperte vor ihm die Treppe hinauf, beflügelt von den betörenden Gerüchen. Schließlich gelangten sie ganz oben im Turm an, in einem großen Raum, in dem Mythor aber nur ein großes Lager wahrnahm. Er ließ sich neben Sadagar darauf sinken und streckte die schweren Glieder von sich.
    Dori reichte ihnen Schüsseln mit Speisen und Becher mit Wein. Mythor aß und trank, ohne recht zu wissen, was er zu sich nahm. Er stillte seinen Hunger und trank über den Durst hinaus. Als er gesättigt war, drehte er sich auf den Bauch und ließ es zu, daß Dori seine Nackenmuskeln massierte. Dazu sang sie ein Lied über den Goldenen Strom.
    Sie hatte eine feenhafte Stimme und begnadete Hände. Mythor begann zu schweben, sein Geist glitt in schwindelnde Höhen und badete in prickelnden Kaskaden aus Gold.
    Ihm war ähnlich zumute, wie manchmal bei der Beschäftigung mit den DRAGOMAE-Kristallen. Auch als er sie zu erforschen begonnen hatte und die Erkenntnis gewann, daß es mit jedem Baustein seine eigene Bewandtnis hatte und immer drei zu einem bestimmten Gebiet gehörten, da hatte er auch eine Reise in die Welt der Farben unternommen.
    Denn Gold war die Farbe der drei Kristalle des Wissens und des Verstandes. Silber stand für die Kristalle des Geistes, und die Kristalle der Sinne brachen das Licht zur Farbe von Bronze.
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