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Mythor - 088 - Kampf um die Burg

Mythor - 088 - Kampf um die Burg

Titel: Mythor - 088 - Kampf um die Burg
Autoren: Terrid Peter
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seinem Leuchten.
    Dann erschien, himmelhoch und himmelweit, in diesem Leuchten ein Gesicht.
    Schmal, hager, die Nase scharfrückig, die Lippen dünn zusammengepreßt, die Augen scharf und stechend - ein Gesicht wie der Schädel eines hungrigen Raubvogels.
    »Zaem!«
    Phyter kannte aus der Chronik, was er nun selbst sehen konnte. Er sah auch das Lichterspiel des Umhangs der Zaem, die Regenbogenfarben, die ihren Rang als Zaubermutter auswiesen.
    Phyter wußte aus der Chronik von Narein, daß es dieselbe Zaem war, die früher Raem geheißen hatte und den Krieg der Ganzak-Amazonen gegen die abtrünnige Zaubermutter von Singara geleitet hatte. Dieselbe Zaem, die mit dem Hexenhammerschlag das Reich von Singara in den Wogen des Meeres hatte versinken lassen.
    Ihr waren die Ganzak-Amazonen lehensuntertänig von alters her. Sie hatte Garbica von Narein das Land zum Lehen gegeben, das von Burg Narein aus beherrscht wurde. Sie hatte auch Soja van Horsik mit einem Lehen belohnt.
    War sie jetzt gekommen, die zauberstarke Frau, um zu strafen?
    »Frauen von Narein, Frauen von Horsik. Schlimmes kündet man mir. In gräßlichem Schwerterstreit entzweien sich die Geschlechter von Horsik und Narein. Statt weise das Land zu verwalten, vergeudet ihr Gut und Blut in sinnlosem Wüten gegeneinander. Wisset, daß ich euch zürne deswegen.«
    Phyter sah, wie den Kriegerinnen die Schwerter entsanken, wie sie die Speere gegen die Mauern lehnten. Niemand auf Ganzak hätte es gewagt, sich einem Gebot der Zaem zu widersetzen. Sie gebot über das Land und seine Einwohner unumschränkt.
    »Höret, was ich zu sagen habe.«
    Das Leuchten wurde stärker. Jeder in weitem Umkreis konnte die Vision sehen - wahrscheinlich ganz Ganzak.
    »Statt wechselseitig kostbares Amazonenblut zu vergießen, solltet ihr euren Schwertmut für wahrhafte Gegner wahren. Ich fordere euch auf, zu rüsten, was eine Waffe zu führen vermag. Denn ich bedarf jedes Waffenarmes, um Krieg zu führen gegen Mächte, die Vanga bedrohen.«
    Phyter glaubte sich verhört zu haben. Vanga, nicht Ganzak drohte Gefahr? Hastig schrieb er auf, was er sehen und hören konnte.
    »Ich gebiete euch, Frauen von Narein und Horsik, fürderhin die Waffen nicht gegeneinander zu erheben. Gibt es Streit zwischen euch, der Blut heischt, dann tragt ihn aus, wenn unsere Aufgabe beendet ist - früher nicht. Ihr werdet eure kampferprobten Truppen meinem Befehl unterstellen, denn ich sammle ein gewaltiges Amazonenheer zum schicksalschweren Streit. Lange wird es nicht mehr währen, bis ich euch rufen muß zum Kampf - für die Erhaltung dessen, was Vanga erschaffen hat.
    Bereitet euch für diesen Tag - und zeigt euch würdig des Waffenruhms eurer Ahnfrauen.«
    Zaems Augen schienen Blitze über das Land zu sprühen - und dann war die Vision verschwunden.
    Nur das Dunkel blieb, der Mond, der sich hinter einer Wolke barg. Auf dem Boden knisterten die Brände, stöhnten die Verletzten.
    Phyter sah, wie sich die Horsikerinnen in Bewegung setzten. Niemand hinderte sie, niemand griff sie an. Narein-Kriegerinnen hoben die verwundeten Gegnerinnen auf flachbauchige Schilde und trugen sie zu ihren unverletzten Gefährtinnen.
    Niemand sprach ein Wort. Schweigend gingen die Streiterinnen auseinander.
    Phyter hatte aufgeschrieben, was Zaem ihren Amazonen zu sagen gehabt hatte. Er wußte, daß niemand es wagen würde, sich gegen die Zaubermutter zu erheben. Der Kampf um Burg Narein war beendet.
*
    »Sie können zufrieden sein«, sagte Swige von Narein. »Wäre Zaem nicht erschienen, hätten wir sie vernichtet.«
    »Gänzlich ausgelöscht hättet ihr die Sippe nicht«, sagte Tertish. »Und das Geschehen der Vergangenheit ist schmählich für beide Sippen. Besser ist es, die Sache zu vertuschen.«
    Swige sah Phyter an, der an dem Mahl teilnehmen durfte - nicht als geduldeter Gast, sondern als ruhmvolle Anerkennung seiner Tat. Und es gefiel Phyter über die Maßen, daß es ausgerechnet Netsuke war, die für sein Wohl zu sorgen hatte.
    »Colbeque wird mir eine Zaubertinte brauen«, sagte Phyter lächelnd. »Wir werden das Geheimnis sicher verstecken in der Chronik - wenn nicht jemand kommt, der das Rätsel zu lösen weiß.«
    Er warf einen Blick auf Mythor, aber der antwortete nicht. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, er war eingeschlafen.
    »Laßt ihn ruhen, er hat sich den Schlummer redlich verdient«, sagte Swige lächelnd. »Wahrhaftig, er ist ein hervorragender Kämpfer.«
    Burras Amazonen lächelten kaum
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