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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken
Autoren: Giesa Werner K.
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geschmückt, um die Lumenia damit zu ehren. Lachend und winkend standen sie da und sahen der Schwimmenden Stadt entgegen, und nichts an ihnen erinnerte Mythor in diesen Augenblicken daran, daß diese hübschen jungen Mädchen in all ihrem Blütenschmuck einmal als Hexen Kämpfe austragen würden.
    Wieder einmal ein Bild des Friedens und der Schönheit, dachte er. Welche Gefahr wird sich diesmal hinter dem Bild verbergen?
    Plötzlich tauchte der Siebenläufer neben Mythor und Scida auf.
    „He, wo sind die anderen, Odam?“ fragte er den Gorganer. „Wir müssen wachsam sein. Es geschieht.“
*
    „Was geschieht?“ fragte Mythor, sofort mißtrauisch werdend.
    „Die Hermexe“, sagte der Siebenläufer schrill.
    „Sprich leise“, zischte Scida/Fronja ihn an. „Es braucht nicht die ganze Welt zu wissen, daß du laut reden kannst!“
    „Ich habe sie gesehen“, fuhr der Siebenläufer fort. „Eine Gestalt in einer furchteinflößenden Maske! Wie ein Dämon sah sie aus. Sie nahm die Hermexe und hüllte sie in ein großes Tuch. Dann fuhr sie mit einem der Körbe nach unten. Ich verfolgte von einem höheren Blatt aus, wie sie ein Lumenia-Blatt aus der Lagune löste und damit fahren will.“
    „Zum Vulkan?“
    „Ja“, sagte Lankohr aufgeregt. „Sie fährt von der anderen Seite der Lumenia aus ab.“
    „Dann los. Wir müssen hinterher. Wir müssen wissen, was es mit dieser Hermexe auf sich hat. Nach unten!“
    Sie machten sich auf den Weg in die Tiefe, zur untersten Blattschicht. Es gab viele Blätter und Ableger, mit denen man die Lumenia verlassen konnte. Die drei sprangen auf ein größeres Blatt. Wortlos griffen Prinz Odam und der Siebenläufer nach den Ruderstängen, um das Blatt in Bewegung zu setzten. Fronja stand schweigend da und sah zu.
    Als sie ihre Lagune verließen, glitt gerade das andere Blatt mit der Dämonengestalt um die Schwimmende Stadt herum und nahm Kurs auf den Vulkan.
    In diesem Augenblick flammte das fremde Licht auf.
*
    Erstaunte Ausrufe begleiteten das Licht. Mythor und Lankohr sahen zum Himmel empor.
    Ein prachtvoller Regenbogen spannte sich jäh auf und war heller als das Licht der Sonne.
    Doch die Schönheit des Anblicks zerrann jäh, als Nebel einfiel. Die weißen Schwaden verdichteten sich, trieben über die See heran und hüllten den Vulkan ein. Obgleich es nicht kalt wurde, fror Mythor. Dabei bewies allein die fehlende Kälte, daß dieser Nebel nicht natürlich sein konnte.
    Ebensowenig wie der Regenbogen…!
    „Eine Zaubermutter kommt“, hauchte Lankohr, der Siebenläufer. „Es kann nicht anders sein! Der Regenbogen kann nur diese eine Bedeutung haben!“
    Mythor nickte. Er entsann sich der Worte, die über die versagende Gaidel gesprochen worden war, die keine Zaubermutter werden konnte. Sie wird nie einen Regenbogen erschaffen können.
    Lankohrs Annahme mußte richtig sein. Eine Zaubermutter kam nach Ascilaia.
    Warum?
    War es ein normaler Besuch? Wollte sie die Lumenia ansehen? Oder…?
    War es Zaem, die gekommen war, um ihren Gegnern endgültig den Garaus zu machen?
    „Und wir sind nicht mehr auf der Blume, nicht mehr unter dem Schutz des Gesetzes!“ keuchte Lankohr, den ähnliche Gedanken bewegen mochten wie den Sohn des Kometen.
    „Unwichtig“, stieß er hervor. „Wir können nicht ständig fliehen und uns auf den Schutz Hanquons verlassen. Wir müssen herausfinden, wer die Zaubermutter ist und was sie will!“
    Seltsamerweise schwieg Scida.
    Das große Blatt erreichte einen der Badestege. Sie sprangen hinauf, und der Aase vertäute das Blatt mit einem Seil aus Pflanzenfasern kunstgerecht, daß es nicht von der Unterströmung abgetrieben werden konnte.
    Durch den Nebel sahen sie, wie auch die Gestalt mit der Dämonenmaske den Vulkan erreicht hatte, nur dreißig Schritte von ihnen entfernt. Sie sprang auf die Kaimauer, nahm sich nicht die Zeit, ihr Blatt zu vertäuen. Die Maskenträgerin trug einen verhüllten, großen Gegenstand bei sich. Es mußte die Hermexe sein.
    Die Hanquonerin bewegte sich jetzt zwischen den Hexenschülerinnen hindurch, die nicht mehr wußten, worüber sie mehr staunen sollten: über die blühende Lumenia oder über den Regenbogen einer Zaubermutter. Auch Mythor, Scida und Lankohr drängten sich zwischen ihnen hindurch. Der Gorganer wurde ob seiner prächtigen Kleidung, die ihm als Mann eigentlich nicht zustand, erstaunt angesehen, und einige vorwitzige Schülerinnen machten teilweise eindeutige Bemerkungen. Doch Mythor verzichtete auf Antworten.
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