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Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Mythor - 074 - Das Fest der Masken

Titel: Mythor - 074 - Das Fest der Masken
Autoren: Giesa Werner K.
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für eine neuerliche Entrümpelung.
    „Ihr hört mir ja gar nicht zu“, zeterte Lankohr. „Was soll das?“
    „Du redest ja auch gar nicht“, versetzte Gerrek. „Nun rede schon, oder muß ich dir erst ein Ohr lankziehen?“
    „Beutelschneider“, schrie Lankohr erbost. „Ich habe mich ein wenig in Salmeis Räumen umgesehen und eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht.“
    „Einen Krug Feuerwasser“, vermutete der Beuteldrache.
    „Ha, ha“, machte Lankohr. „Ich dachte mir, es könnte nützlich sein, sich auch bei der Ersten Bürgerin auszukennen. Sie behütet dort still und heimlich ein seltsames Ding. Ein bauchiges Gefäß, unten sehr rund und oben drei Hälse, aber alles ist geschlossen. Das Ding funkelt, als wäre es aus unzähligen kleinen Kristallen zusammengesetzt. Wunderschön sieht es aus, nur unten ist eine Delle. Es ist etwa zwei Fuß groß, und es ist, wie mir scheint, mit einem magischen Siegel verschlossen. Aber ich konnte den Siegelzauber nicht erkennen, so stark ist er.“
    „Eine Hermexe“, sagte Scida betroffen.
    Lankohr nickte. „Richtig, eine Hermexe“, sagte er. „Ich frage mich, wozu Salmei so etwas braucht.“
    „Wozu, bitte, braucht man denn eine Hermexe?“ erkundigte sich Mythor und wand Gerrek den Weinkrug aus den Händen, den dieser stillschweigend wieder an sich gebracht hatte. Er warf einen Blick hinein; der Krug war fast gänzlich geleert.
    „Eine Hermexe ist ein magisches Gefäß“, erklärte Lankohr, „und die Kristalle, aus denen sie besteht, sind Zauberkristalle. Das Gefäß wird magisch verschlossen, so daß nicht einmal ein Wesen aus Luft und Gedanken hinein oder hinaus könnte. Es gibt nicht viele Hermexen in der Welt, und man bewahrt nur äußerst wichtige Dinge darin auf. Dinge, die wichtiger sind als alles andere in der Welt, und die strenger behütet werden müssen als das eigene Leben. Vielleicht noch strenger als die Dämonen in der Schattenzone.“
    „Deshalb also machst du so ein Theater um das Ding“, erkannte Mythor.
    „Es sieht so aus, als sei Salmei mit der Lumenia in einer geheimen Mission unterwegs“, vermutete er Aase.
    „Viele Leute sind heutzutage in geheimer Mission unterwegs“, sagte Scida düster. „Sogar wir. Ich möchte wissen, was es mit dieser Hermexe auf sich hat. Ob es etwas mit uns zu tun hat?“
    „Vielleicht… vielleicht auch nicht. Aber wenn es uns berührt, kann es gefährlich sein. Vielleicht ist Salmei sogar insgeheim mit unseren Gegnerinnen verbündet, nur daß sie öffentlich nichts für sie tun kann. Wer weiß…“
    „Wir müssen versuchen, es zu erfahren.“

6.
    Am nächsten Tag legte die Lumenia an der kleinen Insel Ascilaia an.
    Ascilaia lag in ziemlich gerader Linie genau im Süden von Colonge. Der Name dieser Insel kam Mythor nicht ganz unbekannt vor, hatte er ihn doch von einer der Puppen Ambes auf Gavanque vernommen. Die Insel beherbergte eine der berühmtesten Hexenschulen, und in ihr war auch Ambe ausgebildet worden.
    Von weitem sah sie recht gefährlich aus. Ascilaia bestand praktisch nur aus einem aus dem Wasser hochragenden Vulkankegel, und die Hexenschule befand sich oben im Krater. Aber eine Gefahr bestand dort schon seit langem nicht mehr. Schon vor Ambes Zeiten, ja direkt bei der Gründung der Hexenschule, war der Vulkan von Hexen zum Erlöschen gebracht und versiegelt worden, so daß niemand mehr einen Ausbruch feurig glutender Lavamassen mehr zu befürchten hatte.
    Die Hänge des Vulkans waren üppig bewachsen. Es grünte und blühte, denn die Vulkanschlacke bildete einen guten Nährboden für allerlei Pflanzen, Büsche, Bäumchen, Kräuter und Unkräuter, und wie Mythor sich an Ambes Erzählungen erinnerte, waren diese Wildgärten ein beliebter Spielplatz der Hexenschülerinnen.
    Die Lumenia näherte sich dem Vulkan am hellen Tag. Die Pracht der Blüte überstrahlte die Vielfalt der Masken. Langsam glitt die Schwimmende Stadt an die lange Kaimauer heran, die jetzt frei von Schiffen und Booten war, die sonst hier anzulegen pflegten. Mythor sah entlang der gut hundert Schritt langen Mauer kleine Häuschen, und dicht bei ragte ein halbes Dutzend Badestege für die Hexenschülerinnen ins Wasser.
    Den Ankommenden bot sich ein ebenfalls recht farbenprächtiges Bild. Hexenschülerinnen hatten sich an Kaimauer und Badestegen versammelt, um das Bild der blühenden Lumenia in sich aufzunehmen. Mythor schätzte, daß es bestimmt etwa hundert Mädchen waren. Sehr viele von ihnen hatten sich mit Blumen
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