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Mythor - 070 - Abenteuer in Erron

Mythor - 070 - Abenteuer in Erron

Titel: Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
Autoren: Terrid Peter
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Krieger noch immer nicht begriffen, was den plötzlichen Sinneswandel der Lorvaner bewirkt hatte – sie waren’s zufrieden damit, daß sie ihre Köpfe noch immer auf den Schultern trugen.
    »Aufsitzen!« bestimmte Luxon, sobald er seine Krieger erreicht hatte. »Wir müssen Freunden zu Hilfe kommen, die von den Lorvanern angegriffen werden.«
    Die Ays wechselten Blicke der Verwunderung. Der Umgang mit Luxon hatte sie aber schon gelehrt, mit allen Unwahrscheinlichkeiten fertig zu werden. So bestiegen sie folgsam ihre Tokapis.
    Der Trupp setzte sich in Bewegung.
    Luxon ritt an der Spitze. Die Strapazen der letzten Stunden hatte er einigermaßen überwunden, und er pries sein Geschick, daß die Beulen und Schrammen von der Kleidung verdeckt wurden. Ein Held mit blaugeschlagenem Auge, eingedrückter Nase oder daumendick angeschwollenen Lippen machte sich nicht sehr vorteilhaft.
    »Mir nach!«
    Das Tokapi rannte prächtig, es war eine Lust, im Sattel zu sitzen. Luxon griff nach dem Schwert und stieß es in die klare Luft.
    Nach einer knappen Viertelstunde Ritt war die Heerstraße erreicht, auf der Königin Berberi mit ihrem Gefolge von den Lorvanern bedrängt wurde. Die Tokapis griffen weit aus.
    In unwiderstehlichem Ansturm fegten sie auf das Getümmel zu.
*
    Secubo verstand gar nichts mehr.
    Was die Barbaren, veranstalteten, ging über seine Kräfte. Secubo verstand nichts vom Kämpfen, aber er hätte dennoch gerne gewußt, warum die Barbaren ihre Gegner immer wieder entwischen ließen, damit das Getümmel seine Fortsetzung finden konnte – so jedenfalls sah es aus.
    Trieben diese Fellkerle etwa ein Spiel mit den Erronen?
    Wollten sie die Krieger der Königin müde kämpfen, bis ihnen vor Ermattung das Schwert aus der Hand fiel?
    Von irgendwoher kam ein irdener Topf angeflogen, zerschellte an der Felswand, und sein Inhalt ergoß sich über die Erronen, die sich dorthin geflüchtet hatten. Traurig stellte Secubo fest, daß einer der Lorvaner seine Honigvorräte als Wurfgeschoß mißbraucht hatte. Diese Barbaren hatten vor gar nichts Respekt, nicht einmal vor Secubos Vorräten.
    Dann sah Secubo etwas, das ihn mit tiefstem Schrecken erfüllte.
    Einer der Barbaren machte Anstalten, das Diromo der Königin zu erklimmen. Die Vorstellung, daß die zartgliedrige Königin in die Pranken dieses blutrünstigen Barbaren fallen sollte, jagte Secubo Angstschauer über den ganzen Leib.
    Er mußte etwas unternehmen – und zwar schnell.
    Hastig griff Secubo nach seiner Ausrüstung. Küchenmesser waren zum Werfen nicht sehr gut geeignet, aber in der Not hätte Secubo jedes Mittel angewendet.
    Er holte aus und warf.
    Er war selbst erstaunt, wie gut er zu treffen verstand. Zwar hatte er – unverständlich für ihn selbst – auf den Oberkörper des Barbaren gezielt, weil er in einem Anfall von gnadenloser Härte den Barbaren hatte töten wollen, aber das Messer hatte ein anderes Ziel getroffen.
    Der Barbar stieß einen wütenden Schrei aus – die unterarmlange Klinge stak, so hätte sich Secubo ausgedrückt – im Schinkenstück. Eine Verletzung, die für einen Kämpfer ebenso schmerzlich wie entehrend war.
    Secubo sah, wie der Barbar von dem Diromo herabrutschte und auf dem Boden landete.
    Secubo schielte zur Seite und pfiff ein Liedchen. Harmloser als der Koch konnte niemand aussehen – wer hätte auch in dem rundlich rosigen Kahlkopf den Retter der Tugend der Königin vermutet?
    Ein zweites Mal würde er nicht so viel Glück haben, das wußte Secubo. Er fragte sich, was er nun tun konnte.
    Dryhon war verschwunden, die Erronen und Dryhons Begleiter rauften sich mit den Barbaren herum. Um die Königin kümmerte sich im Augenblick niemand.
    Secubo überlegte.
    Der Kampf würde mit einer vollständigen Niederlage der Angegriffenen enden, das stand fest.
    Die männlichen Gefangenen würden, die Barbaren wahrscheinlich umbringen, und dann blieb nur noch die Königin…
    Secubo entsann sich, in den Geschichten der Märchenerzähler gehört zu haben, was tapfere Männer in solchen aussichtslosen Lagen zu tun pflegten. Erst töteten sie ihre Weiber, um sie vor Schlimmerem als dem Tod zu bewahren, danach stürzten sie sich todeskühn in die Schwerter der Gegner.
    Secubo blickte auf das Messer in seiner Hand. Das Schicksal wollte es offenbar so – er mußte die Königin davor bewahren, lebend in die Hände der Barbaren zu fallen. Was den zweiten Teil der Heldengeschichten anbetraf, wollte Secubo versuchen, durch Flucht eine andere Lösung
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