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Mythor - 070 - Abenteuer in Erron

Mythor - 070 - Abenteuer in Erron

Titel: Mythor - 070 - Abenteuer in Erron
Autoren: Terrid Peter
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sich nicht so einfach davonmachen wie ihr Befehlshaber.
    Prinz lugon war groß und schlank, fast mädchenhaft schön, mit sanften Träumeraugen, einer ebenso sanften Stimme, fast immer eingehüllt in Gewänder aus blauer Seide und eine Duftwolke, die es mühelos an Durchschlagskraft mit den Ausdünstungen der Tokapis aufnehmen konnte.
    »Werden wir bald lagern?« fragte lugon. »Ich bin müde, bedarf der Rast und Ruhe.«
    »Bei Sonnenuntergang, Prinz«, sagte Luxon so freundlich wie möglich. »Der Shallad hat es eilig, seinen Schwiegersohn in die Arme schließen zu können.«
    »Der Gute«, meinte Prinz lugon verträumt. Luxon versuchte sich vorzustellen, welcher Frauentyp zu diesem Knaben passen konnte – er fand keine Antwort.
    »Du wirst jetzt aber nicht mehr von meiner Seite weichen, nicht wahr?« erkundigte sich der Prinz. »Du mußt dir unbedingt meine neueste Schöpfung anhören.«
    Einer der Begleitsoldaten rollte mit den Augen und machte Anstalten, vom Tokapi zu fallen. Ein Leidensgenosse richtete ihn mit derbem Zugriff wieder auf.
    »Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, daß so viel Kunstfertigkeit von den Fährnissen des Lebens nicht gestört wird«, sagte Luxon. »Da ich keine Gefahr an den Prinzen heranlassen darf, konnte ich nicht umhin, dieser Gefahr ab und an entgegenzugehen. Das erklärt meine Abwesenheit.«
    »Wacker«, lobte der Prinz entzückt.
    Der linke Arm zuckte wieder kurz. Das tat er ab und zu, so, als wollte er Luxon daran erinnern, daß er sich nicht mehr ganz gehörte.
    Luxon wußte nicht, was schlimmer zu ertragen war – das Bewußtsein, daß sein linker Arm dem Willen eines Fremden unterworfen war, oder das parfümierte Gesäusel des holden Knaben.
    Er hielt sich ein paar Schritte hinter lugon, um dem sangesbegeisterten Prinzen nicht ins Gesicht sehen zu müssen, wenn der seine Gesänge anstimmte.
    Luxon spähte zum Himmel, es begann zu dämmern. Der Tag neigte sich dem Ende zu.
    Von vorn kamen Rufe, Befehle. Der Zug stoppte, und wie üblich dauerte es eine ganze Weile, bis der letzte Mann begriffen hatte, daß es nicht mehr weiterging.
    Auf dem Gebiet des Zeltaufschlagens und Essenfassens leisteten die Krieger allerdings Außerordentliches. Das Lager war in Windeseile errichtet. Die Sonne stand noch am Horizont, da waren die zehn Tausenschaften nebst ihren Bewachern – denn nur so konnte man die fünf Hundertschaften Vogelreiter einstufen – einquartiert.
    Und für Luxon begann das Warten darauf, daß ein gewisser Jemand endlich sein Instrument zur Seite legte und einschlief…
*
    Der Prinz räkelte sich.
    Das Lager war nicht sehr angenehm. Immerzu ging draußen jemand vorbei und klapperte mit Kriegsgerät, was sehr unschöne Klänge verursachte.
    lugon haßte unschöne Klänge. Er liebte alles, was schön war – am meisten natürlich sich selbst.
    Ob man vielleicht – nur so zur Abwechslung – einen Kriegsgesang dichten sollte? Vielleicht gar einen ganzen Zyklus von Kriegsgesängen?
    Wenn lugon sich sofort an die Arbeit machte, konnte er eine kleine Sammlung von siebzig bis hundert wehrhaften Oden zusammenhaben, bevor er in Hadam eintraf.
    lugon nickte. Ja, das würde er tun.
    Er sah sich im Zelt um. Draußen loderte vor dem Eingangstuch ein Feuer. Ein paar Schritte entfernt lag unter einem breiten Fell der Anführer von lugons Leibgarde und schlief.
    Ob man für ihn eine Ode schreiben sollte? Prinz lugon fand die Idee hinreißend.
    Wie anfangen?
    Idyllisch. Odenanfänge sollten stets idyllisch sein. Vom frischen Kriegerblut färbt sich ein Bächlein rot… nein, besser nicht, das war zu stark. Laßt fröhlich uns zum Meucheln schreiten… das klang schon entschieden besser, lebensbejahender sozusagen.
    In diesem Augenblick entdeckte Prinz lugon, daß sich Arruf bewegte. Der Schlafende stieß einen leisen Seufzer aus; er mochte wohl schlecht geträumt haben.
    Prinz lugon überdachte, ob er Arruf wecken sollte, um mit ihm die geplanten Oden zu besprechen. Während er noch grübelte, sah er, wie sich Arrufs linke Hand bewegte – Arruf griff sich an den Hals.
    »Seltsam«, murmelte Prinz lugon. »Höchst befremdlich!«
    Arruf seufzte wieder.
    Jetzt sah Prinz lugon, daß sein Leibwächter die Augen geöffnet hatte.
    »Ist dir nicht wohl?«
    Arruf antwortete nicht. Er starrte mit deutlicher Fassungslosigkeit auf seine Hand, die seinen Hals inzwischen erreicht hatte. Dann schlossen sich die Finger.
    Das Spiel begann den Prinzen zu fesseln. Nie zuvor hatte er eine ähnliche
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