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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an
Autoren: W. K. Giesa
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die ihr doch wieder sagen mußte, daß Honga nicht mehr in diese Welt paßte, nicht mehr der war, der er vor seiner Wiedergeburt gewesen sein mußte. Denn kein Tau-Mann wagte so zu einer Frau zu sprechen!
    Aber sie überging es einfach und fragte, während sie die Liane hinunterließ: »Du willst nicht freiwillig da unten bleiben?«
    »Bin ich verrückt?« fragte er. »Wie kommst du denn darauf? Seit einer halben Ewigkeit versuche ich hier hinauszukommen, und du fragst…«
    »Weil du mich zurückstießest, als ich dich am Betreten der Mühle hindern wollte!«
    Vor ihm war das Ende der Liane angekommen. »Festbinden da oben!« rief er ihr zu. »Ich soll dich zurückgestoßen haben?«
    Unter Magie-Einfluß! durchfuhr es ihn. Magie hatte ihm die Sinne vernebelt und ihn in die Mühle gezwungen!
    Oben hatte Ramoa plötzlich eine bessere Idee. Unter den zwei Dutzend Flügeln der Windmühle hatte sie einen entdeckt, der Holz in Form eines starken Hakens besaß. Dieser Haken mußte das Gewicht des Tau-Helden tragen können. Sie knotete eine haltbare Schlinge in das Lianenende.
    »Gut festhalten, Honga«, riet sie ihm. »Gleich gibt es einen mörderischen Ruck! Sieh zu, daß du nicht an den Falltür-Rand fliegst…«
    Er fragte nicht. Er nickte nur und schlang sich das Lianenende ein paarmal um die Handgelenke. Sie mußte oben eine Möglichkeit entdeckt haben, ihn mit Schwung in die Höhe zu befördern.
    »Jetzt…«, kam oben ihr Ruf, weil in diesem Augenblick der Flügel in Reichweite gekommen war. Sie warf die Schlinge um den Haken.
    Er hielt!
    Vom Wind bewegt, drehten sich die Flügel; und der Haken wurde in die Höhe getrieben. Mit einem heftigen Ruck riß er dabei Mythor aus der Tiefe empor.
    Ein paar Herzschläge lang schwebte er gefährlich in der Luft, sah die viereckige Öffnung in der Decke rasend schnell auf sich zuschießen und sprang dann ab, als er die Oberfläche erreicht hatte. Sein Schwung reichte gerade aus, und dann schnellten Ramoas Hände vor, die seinen Sturz aufhielten, während die Liane vom Haken weiter in die Lüfte gerissen wurde.
    Der Aufprall-Schwung ließ beide in die Knie brechen. Voreinander knieten sie dann, grinsten sich an, und zum erstenmal wurde es Mythor bewußt, wie schön die Feuergöttin wirklich war. Bewußt hatte er bisher darüber hinweggesehen, aber jetzt beugte er sich vor und küßte sie auf die Wange.
    Er war wieder frei!
     
     
    *
     
    »Du bist unverschämt, Honga«, hatte sie nur gesagt, und damit war dieser Aspekt ihres Abenteuers schon wieder beendet. Maskenhaft starr war ihr Gesicht geworden und ließ Mythor nicht erkennen, von welchen Gefühlen die junge Tau beherrscht wurde, die manchmal den Eindruck einer Wildkatze machte.
    Sie zeigte ihm das Ungeheuer, das sich immer noch nicht bewegte. Ob es tot oder nur besinnungslos war, vermochten beide nicht zu sagen, aber selbst jetzt, im ruhenden Zustand, sah es furchtbar genug aus. Schreckerregend die langgestreckte Drachenschnauze mit den scharfkantigen, hervorspringenden Zähnen, bunt gescheckt die mit Fell besetzte Haut und der blondhaarige Kopf, der das Ungeheuer erschreckend menschlich wirken ließ. Menschlich auch die knappe Bekleidung des birnenförmigen, sich nach unten verdickenden Körpers mit den dünnen Armen und Beinen. Hände und Füße waren krallenbewehrt, aber die Form der Hände bewies, daß man diesem Drachen-Ungeheuer das Schwert nicht nur zur Zierde umgebunden hatte.
    Ein Krieger, Angehöriger eines Volks von Ungeheuern?
    Von einer Rasse, die drachenähnlich aussah, dabei aber menschliche Form besaß und sich wie Menschen kleidete und bewaffnete, hatte Ramoa nichts gehört. Weder auf Tau-Tau noch auf einer anderen Insel war eine solche Rasse bekannt.
    »Wenn ich nur diese Zähne ansehe«, flüsterte sie und drängte Mythor, von dieser Stelle zu verschwinden. Der warf einen Blick auf die sich drehenden Flügel und hörte wieder ihr magisches Flüstern, aber jetzt konnten sie ihn nicht mehr in ihren Bann zwingen. Das war vorbei. Er war im Innern der Mühle gewesen, und damit war die Absicht der Mühlenflügel erfüllt. Ihre Magie konnte ihm jetzt nichts mehr anhaben.
    Schweigend und mit einem letzten Blick auf den Drachenmann entfernten sie sich von der Stätte des Grauens.
     
     
    *
     
    Einige Zeit später ging ein leichtes Zucken durch den Körper des niedergestreckten »Ungeheuers«. Ein Stöhnen entrang sich dem Wesen, dann tastete es vorsichtig mit der krallenbewehrten Hand nach seinem
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