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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an
Autoren: W. K. Giesa
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Hinterkopf.
    »Au…«
    Gerrek öffnete erst das linke, dann das rechte Auge, schloß beide sofort wieder und ließ sich Zeit mit dem eigentlichen Aufwachen. Erst nach einer ganzen Weile richtete er sich vorsichtig auf. In seinem Schädel mußte sich ein ganzer Hornissenschwarm eingenistet haben und brummte dort vergnügt vor sich hin. Bedachtsam tastete der Beuteldrache den Hinterkopf ab. Traurig sanken seine Knitterohren herab.
    »Ich habe das dumpfe Gefühl«, murmelte er unzufrieden vor sich hin, »daß ich zu einem Beuteldrachen geworden bin.«
    Schwankend erhob er sich. Honga und Ramoa waren natürlich weg. Gerreks scharfen Augen entgingen die Spuren nicht.
    »Nie wieder«, ächzte er. »Nie wieder nähere ich mich einer Frau von hinten. Bei meinem Schnurrbart, sie muß geglaubt haben, ich wolle sie zu einem Liebesabenteuer verführen. Na ja, bei meinem stattlichen Aussehen kein Wunder…«
    An Selbstbewußtsein hatte es Gerrek, dem Mandaler, jedenfalls niemals gemangelt. Vielleicht war das mit ein Grund, warum ihn eine Hexe vom Mann in einen Beuteldrachen verwandelt hatte – in den ersten und einzigen seiner Art.
    Grimmig starrte er die Mühle an und sah die sich drehenden Flügel. Er hörte ihren Ruf, aber da er kein Mann im eigentlichen Sinne mehr war, sondern ein Beuteldrache, hatte die Magie keinen Einfluß auf ihn.
    KOMM HIERHER, TRITT EIN UND WARTE MIT DEN ANDEREN AUSERWÄHLTEN AUF DEINE BESTIMMUNG!
    »Du kannst mir mal in der Schattenzone begegnen«, murmelte Gerrek. »Ich glaube, irgendwann müssen wir dich Wahnsinnskasten mal unschädlich machen, ehe du noch mehr Unheil anrichtest.«
    Die Mühle war überflüssig geworden. Man mußte sie wohl vollkommen vergessen haben, oder die Meisterinnen hätten nicht zugelassen, daß sie zu verfallen begann. Dann aber zuckte Gerrek mit den schmalen Schultern. Es war nicht sein Problem. Entscheidender war, daß Honga und seine Begleiterin jetzt wieder einen Vorsprung besaßen und daß er sie einholen mußte. Er verwünschte seinen Auftrag, aber mit Verwünschungen änderte er jetzt auch nichts mehr.
    Mißmutig stapfte er auf den Spuren der beiden weiter. Irgendwann würde er sie ja doch einholen…
    Wenn nur sein Schädel nicht so teuflisch schmerzen würde!
     
    2.
     
    Der Zugvogel schwebte sanft und ruckfrei durch die Nebelbänke, die die Blutigen Zähne stellenweise einhüllten. Immer wieder warf die hochgewachsene Frau einen Blick durch die Fenster nach unten. Irgendwo dort unten mußte sich Gerrek bewegen, ihr Diener und Gefährte, und vor ihm jene beiden Menschen, die er verfolgen und finden sollte, während sie selbst das Luftschiff wieder flugfähig machte – der Held Honga und seine Begleiterin.
    Vina, die Hexe, hatte alle Möglichkeiten in ihre Überlegungen einbezogen. Aus der Gondel des Zugvogels hatte sie aus großer Höhe den umfassenderen Überblick, der aber versagte, wenn die beiden Gesuchten sich unter dem Blätterwald eines Dschungelstreifens verbargen. Dann war es an Gerrek, sie aufzuspüren. Deshalb hatte der Beuteldrache sie zu Fuß zu suchen, auch wenn ihm diese Aufgabe überhaupt nicht gefallen wollte.
    Vina lächelte. Eigentlich gab es keine einzige Tätigkeit, die Gerrek widerspruchslos ausführte. Der ewige Nörgler hatte an allem etwas auszusetzen, sogar am Wetter. Regnete es, gefiel es ihm nicht, naß zu werden, schien die Sonne, behauptete er, auszutrocknen.
    Still zog der Zugvogel seine Bahn, das aus Gondel und Ballon bestehende Luftschiff. Über einen komplizierten Steuermechanismus, der mit Zugseilen und Stangen verbunden war, konnte Vina die großen Steuerflügel bewegen wie auch den Schwanz, die an dem gasgefüllten Ballon befestigt waren, und bei einiger Geschicklichkeit sogar gegen den Wind ankreuzen. Ihrer Beweglichkeit und Reichweite waren damit kaum Grenzen gesetzt.
    Zusammen mit dem schrulligen Beuteldrachen war sie so etwas wie Kundschafter in der Dämmerzone und teilte sich diese Aufgabe mit anderen Hexen in ihren Luftschiffen. Sie hatte zu beobachten und gegebenenfalls Alarm zu geben, wenn die Mächte der Schattenzone sich zu bedrohlichen Tätigkeiten regten. Selbst unbedeutenden Kleinigkeiten widmete sie ihre Aufmerksamkeit, und so war es nicht ausgeblieben, daß sie auf die Wiedergeburt des Helden Honga aufmerksam geworden war.
    Das Phänomen dieser Wiedergeburt interessierte sie. Sie wollte mit Honga zusammentreffen und erkunden, was es mit diesem Wiedergeborenen auf sich hatte. Doch dort, wo sie ihn zu finden
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