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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee
Autoren: Peter Terrid
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die sie vielleicht sehr gut kannten, waren ja nur aus allernächster Nähe zu sehen.
    »Vielleicht können sie uns helfen, Sadagar und No-Ango zu retten«, sagte Mythor. Hrobon wölbte die Brauen.
    »Falls sie noch zu retten sind«, antwortete er zweifelnd.
    Der Nachen hatte den Rest eines ehemaligen Hauses erreicht, eines hohen, prunkvollen Gebäudes. Jetzt hausten Drachen in den leeren Höhlen, sie stiegen bei der Annäherung des Nachens auf und schraubten sich in die Höhe, wo sie rasch den Blicken entschwanden.
    »Vielleicht kann uns der Stumme Große helfen, der hier bei den Ruinen von Erham…«
    »Vorsicht!« schrie Hrobon.
    Mythor ließ sich einfach fallen, zu einer anderen Reaktion war er in diesem Augenblick nicht fähig. Der Schlag traf seine Schulter, aber nur mit verminderter Wucht. Mythor kippte zur Seite, rollte auf den Rücken.
    Über sich sah er das zu hemmungsloser Wut verzerrte Gesicht des Mannes, den er beim Erwachen gesehen hatte. In den verschmitzten Augen blitzte jetzt Hass auf.
    Mythor begriff nicht, was diese Wandlung herbeigeführt hatte, zu entsprechenden Überlegungen blieb keine Zeit. Mythor stieß mit beiden Beinen zu. Er traf den Gegner an den Oberschenkeln, und das reichte aus, ihn über die Bordwand zu stoßen.
    Das Schwirren war verstummt, und schon war das angriffslustige Krächzen der Drachen zu hören.
    Mythor griff nach dem Schwert. In einem Tollhaus konnte es nicht ärger zugehen als in dem heftig schwankenden Boot. Beide Parteien hatten mehr als genug damit zu tun, in dem Kahn nicht das Gleichgewicht zu verlieren und außenbords zu gehen. Dazu mussten sich beide Gruppen der Drachen erwehren, die das Verstummen der Drachenschwirren als eine Art Herausforderung zu sofortigem Angriff verstanden hatten.
    Mythor verstand nicht, was die Bootsmänner so toll gemacht hatte. Sie griffen zu ihren Waffen und versuchten, Mythor und Hrobon niederzuschlagen, und dabei schien ihnen jedes Mittel recht zu sein. Einer griff sogar nach einer Fackel und schwang sie als Waffe, obwohl er wissen musste, dass es nichts Gefährlicheres geben konnte an Bord eines hölzernen Schiffes als lodernde Glut.
    Mythor und Hrobon wechselten einen raschen Blick, dann handelten sie gleichzeitig.
    Mit einem kraftvollen Satz erreichte Mythor die andere Seite des Bootes. Normalerweise hätte der Kahn kippen müssen, obwohl er offenkundig recht breit und stabil gebaut war. Dadurch aber, dass Hrobon zur anderen Seite das gleiche Manöver ausgeführt hatte, blieb der Nachen im Gleichgewicht. Die Besatzung aber wurde durch dieses dreiste Stück völlig überrascht. Mythor schlug zu, und wieder ging einer der Bootsleute über Bord und fiel ins Wasser. Was dort aus ihm wurde, konnte Mythor nicht verfolgen – das Boot trieb weiter, und zudem musste er sich ducken, um den Schwingen eines angreifenden Drachen zu entgehen.
    Der Mann mit der Stakstange aber fiel dem Drachen in die Krallen, und es erging ihm wie Sadagar und No-Ango. Die Drachen töteten nicht, sie verschleppten ihre Opfer lediglich. Mythor hatte die bange Befürchtung, dass dieses Schicksal das grässlichere von beiden war.
    Der Kampf dauerte nur wenige Augenblicke und war rasch entschieden. Mythor beförderte einen weiteren Angreifer aus dem Boot, einen anderen erwischten die Drachen.
    Während Hrobon seinen Gegner mit Schwerthieben traktierte, griff Mythor nach einer der Drachenschwirren, die die Bootsmänner in ihrer Erregung wohl vergessen hatten. Mythor ließ die Schwirre erklingen.
    Es dauerte nur ein paar Augenblicke, dann war alles vorbei. Die Drachenschwirre gab ihren hässlichen Klang, die Drachen zogen ab. Hrobon und Mythor blieben zurück und sahen sich verblüfft an.
    »Verstehst du das?« fragte Hrobon.
    »Nicht einmal im Ansatz«, sagte Mythor. Er ließ die Drachenschwirre kreisen, sicherheitshalber. »Die einzige Erklärung, die ich habe, ist die, dass sie den Stummen Großen von Erham entweder hassen oder fürchten, vielleicht beides.«
    »Sie hätten wenigstens eine dieser Stangen an Bord lassen können«, sagte Hrobon missmutig. »Jetzt haben wir nichts mehr, womit wir unseren Kurs ändern könnten, wir treiben einfach vor uns hin.«
    Mythor zuckte mit den Schultern. »Vielleicht bringt uns das eher ans Ziel, als wir ahnen«, sagte er hoffnungsvoll.
    Genaugenommen hatten die beiden längst das Ziel erreicht. Um sie herum standen schweigend im Nebel die Ruinen der Stadt – und es schien Leben in diesen Mauern zu geben.
    Das Boot trieb langsam
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