Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt
Autoren: Werner K. Giesa
Vom Netzwerk:
sein Reittier genommen hätte.
    Es konnte sein, dass Jassams Vorschlag wirklich uneigennützig war, aber Mythor glaubte nicht daran. Jassam war nicht von jenem Menschenschlag, der vorbehaltlos Hilfe anbot. Etwas war faul. Aber wenigstens Mythor und Sadagar wussten, was sie von dem Angebot zu halten hatten, und auch der Rafher schien zu spüren, was vor sich ging. Die Vogelreiter bildeten einen enger werdenden Kreis um die Wanderer.
    Mythor wusste, dass es nicht zum Kampf kommen durfte. Und er wusste auch, dass Jassam es ihm sehr übelnehmen würde, wenn er das Angebot ausschlug. Er las es in seinem Blick. Wenn die vier Wanderer ablehnten, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit der Angriff erfolgen. Er fuhr mit der Zungenspitze über die trocken werdenden Lippen. Bis Horai war es noch ein weiter Marsch, und vielleicht waren seine Befürchtungen auch grundlos. Und im übrigen… es mochte eine Gelegenheit geben, sich wieder von diesem Trupp zu lösen. In Horai mochte es Menschen geben, die helfen würden, oder man stahl sich während der Nachtruhe davon…
    »Ay«, sagte er. »Du hast recht, Jassam. Wir nehmen dein Angebot an. Es ist angenehmer, zu reiten, denn zu laufen.« Er grinste in einer Art, die Jassam plötzlich wachsam werden ließ, eine Art Warnung und die Mitteilung, dass man die versteckte Falle in dem Angebot sehr wohl bemerkt hatte.
    Sadagar öffnete den Mund, wohl um zu widersprechen, aber Mythor schnitt ihm mit einer knappen Geste das Wort ab. »Wir steigen auf«, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. No-Ango verzog leicht das Gesicht, und Larashi schwieg ohnehin. Er hatte sein Leben lang Befehlen gehorcht, im Dienst häufig wechselnder Herren, bis er in Daumenlos’ Klause einen Ruhepunkt gefunden hatte. Also gehorchte er auch jetzt. Er hatte versprochen, Mythor zu jenem anderen Großen zu bringen, und das war gewissermaßen jetzt Auftragsarbeit. Er war also Diener wie zuvor.
    »Du«, sagte Jassam und zeigte mit gestrecktem Arm auf Mythor, »steigst auf mein Orhako.« Er warf einen kurzen Blick in die Runde und teilte dann auch die drei anderen ein. Mythor erkannte, dass es die kräftigsten seiner Männer waren, denen seine Gefährten zugeteilt wurden. Ihn selbst hatte Jassam sich persönlich vorbehalten, er schien Mythor als den gefährlichsten der vier Wanderer einzuschätzen.
    Wenn du von Sadagars Messern wüsstest, dachte Mythor. Schon viele hatten den Steinmann unterschätzt.
    Er erklomm den Sattel und ließ sich weisungsgemäß vor Jassam nieder. Der Anführer der Reitergruppe schwieg und trieb dann sein Tier an. Auch die anderen Laufvögel setzten sich in Bewegung, und bald schon ging es in einem schaukelnden, rasenden Tempo in südwestlicher Richtung, Horai entgegen.
    *
    Markalf war ein von Natur aus äußerst neugieriger Mensch, und die Pferde hatten sein Interesse geweckt. Kurz vor Abend begab er sich noch einmal in Palastnähe. Es interessierte ihn, wer die Fremden waren. Diesmal war er allein; Olrosh war bei der Karawane zurückgeblieben, zu der sie beide gehörten und die in Horai Station machte.
    Die Fremden konnten sich nirgendwo anders als im Palast aufhalten. Denn sonst wären ihre Pferde längst entfernt worden. Zwar hatte der Shallad seinem Palast niemals einen Besuch abgestattet, was aber die Wächter nicht davon abhielt, alles, was sich unbefugt in unmittelbare Nähe begab, mit mehr oder weniger sanftem Druck wieder auf Abstand zu bringen. Umso mehr würden sie es tun, jetzt, da Prinzessin Shezad, eine der vielen Tochter des Shallad, sich hier im Palast aufhielt.
    Also mussten die Fremden Besucher sein.
    Markalf machte sich seine Gedanken. Er fühlte sich gewissermaßen als Bewohner der Stadt. Seit vielen Sommern reiste er mit dieser Karawane, und stets bewegten sie sich auf dieser und keiner anderen Straße, die sie auch jetzt benutzten. Und jedesmal machten sie in Horai für längere Zeit Station, um mit anderen Karawanen oder einzeln reisenden Händlern oder auch mit durchziehenden Wandervölkern auf den Märkten Geschäfte zu machen. Mehr und mehr wurden es wandernde Stämme, mit denen man handelte, es schien, als setze eine Massenflucht aus dem Süden ein.
    Markalf sah zum düsteren Himmel empor. Es war schon fast dunkel; die Abende kamen früh in diesen Regionen, und die Nächte waren lang. Im Norden blieb es dabei stets etwas heller. Die Düsterzone beherrschte den Südhimmel.
    Markalf näherte sich den Pferden. Sie standen noch immer dort, unbeachtet von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher