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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt
Autoren: Werner K. Giesa
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wehren. Aus einer Laune heraus hatte er sie für seinen Spaziergang angelegt, ohne zu ahnen, wie sich die Dinge entwickeln würden.
    »Wer bist du?« fragte der Posten scharf und blieb vor Markalf stehen. Der nannte seinen Namen und erklärte, zu welcher Karawane er gehörte und dass diese für eine lange Reihe von Tagen in Horai blieb.
    Der Posten hob schwach die Brauen. »Ich sah dich bereits am Nachmittag«, sagte er. »Du spähtest sehr interessiert zu den Pferden. Mir scheint, dass du sehr an ihren Reitern interessiert bist. Kennst du sie?«
    Er muss eine scharfe Beobachtungsgabe und einen hervorragenden Verstand besitzen! durchfuhr es Markalf. Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich kenne sie nicht. Wer sind sie?«
    Der Posten stieß pfeifend die Luft aus. Mit der flachen Hand klatschte er auf den Oberschenkel. »Du sprichst die Wahrheit«, sagte er. »Ich sehe es in deinen Augen, Markalf. Schade.«
    Markalfs Erstaunen wurde noch größer. »Warum schade?«
    »Weil selbst wir nicht wissen, wem sie gehören«, sagte er. »Sie waren plötzlich da. Drei Männer, die irgendwie unheimlich wirkten. Sie schritten an uns vorbei, und wir vermochten sie nicht aufzuhalten. Ich hatte gehofft, du würdest sie kennen und ihnen nachstellen. Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt haben sollte.«
    Unwillkürlich löste Markalf seinen Griff um den Schwertknauf. »Schon gut«, murmelte er betroffen. Die Worte des Postens machten ihn nachdenklich, und er sah nach Süden. Dort funkelten die düsteren Farben der bösen Zone. »Sollten es Schattenreiter sein?« fragte er leise.
    Der Posten wurde blass. »Bei den Göttern«, hauchte er. »Alles, nur das nicht… die Prinzessin!« Er fuhr herum. Seine Augen weiteten sich.
    Markalf stieß einen erstickten Laut aus.
    Wie auf ein unhörbares Kommando hatten sich die drei Pferde in Bewegung versetzt. Sie trabten davon, auf den Palast zu, um irgendwo in den Gärten zu verschwinden. Niemand vermochte sie aufzuhalten. Es war, als habe jemand ihnen den Befehl erteilt, sich zu verbergen, weil sich plötzlich Menschen für sie zu interessieren begannen. Das konnte nur bedeuten, dass die drei Reiter unerkannt bleiben wollten und sich der Öffentlichkeit entziehen wollten.
    Ein Blick in das Gesicht des Wachtpostens verriet Markalf, dass dieser dieselben Gedanken hegte. Die Ahnung einer unermesslichen Gefahr sprang Markalf an. Dass die wirkliche Gefahr von einer völlig anderen Seite kommen würde, ahnten beide nicht.
    *
    »Wir könnten es schaffen«, flüsterte Larashi. »Aber nur, wenn wir sehr schnell sind und wenn unsere Flucht nicht entdeckt wird, ehe die Hälfte der Nacht vorüber ist. Dann könnten wir in den frühen Morgenstunden, kurz bevor es hell wird, Horai erreichen.«
    Mythor schüttelte bedächtig den Kopf. »Wie schnell, meinst du, müssten wir laufen?«
    Ihr Gespräch wurde im Flüsterton abgehalten.
    »Sehr schnell«, murmelte der alte Diener. »Etwa zweimal so schnell, wie wir den ersten Teil unseres Weges gegangen sind.«
    »Hältst du das durch?«
    »Ich denke, ja«, sagte der Alte, aber Mythor traute diesem Versprechen nicht. Zwar hatte Larashi nicht einmal geklagt, als sie marschierten, aber er war kein junger Bursche mehr. Mythor befürchtete, dass sich das auf einer raschen Flucht bemerkbar machen würde. Offenbar waren sie weiter von Horai entfernt, als er gedacht hatte.
    Er huschte zu Sadagar und besprach sich mit ihm, dann schlich er zu No-Ango. Er hielt es für zu auffällig, wenn sie alle vier die Köpfe zusammensteckten. Sadagar hegte Zweifel; No-Ango behauptete, man solle jede sich bietende Chance ausnutzen. Damit war Mythor so klug wie zuvor. Es war und blieb seine Entscheidung, und vor allem hatte er dabei Larashis Ausdauer zu bedenken. Der Alte war das schwächste Glied in ihrer Kette.
    Allmählich verstummten die Unterhaltungen. Das Feuer brannte niedriger; kaum mehr als die Glut existierte noch. Die Männer sanken in Schlaf.
    Mythor und seine Gefährten schliefen nicht. Mythor hatte sich entschieden, die Flucht zu versuchen.
    Der Wächter wandte ihm den Rücken zu, als der Sohn des Kometen sich lautlos erhob. Aber im gleichen Augenblick, als er ihm die betäubende Faust an den Kopf schlagen wollte, schob sich die Spitze eines Schwertes in seine Seite. Mythor erstarrte. Langsam wandte er den Kopf und sah in die seltsam funkelnden Augen Jassams.
    »Vergiss es«, flüsterte Jassam. Ruhig steckte er das Schwert wieder ein und ließ sich zurücksinken. Jassam
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