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Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt

Titel: Mythor - 043 - Am Kreuzweg der Lichtwelt
Autoren: Werner K. Giesa
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Narren. Sie würden sich ihm niemals so offen nähern.
    Mit einiger Spannung sah er der Begegnung entgegen. Wer waren die fremden Reiter?
    *
    »Ich bin Jassam«, sagte Jassam. Mythor missfiel auf Anhieb der stechende Blick des Vogelreiters. »Und wer seid ihr?«
    Mythor stellte sich und seine Gefährten vor. Er maß die Fremden mit abschätzendem Blick; und was er sah, gefiel ihm herzlich wenig. Die Männer sahen abgerissen und heruntergekommen, nichtsdestoweniger verwegen aus. Mythor konnte sich vorstellen, dass sie ordentlich hinlangen konnten, wenn es sein musste, und mit Sicherheit musste es ziemlich oft sein – nach ihrem Ermessen. Er hätte sie eher für eine Bande Räuber gehalten denn für ehrbare Bürger dieses Landes. Aber sie waren bestens bewaffnet.
    Mythor hätte sich, im Besitz von Alton, zugetraut, ihnen die Stirn zu bieten. Aber auch dann nur, wenn sie von ihren Laufvögeln absaßen. Die Orhaken waren gefährliche Tiere, die nicht nur schnell waren, sondern auch mörderische Schnabelhiebe austeilen konnten. Es war nicht ratsam, sich zu Fuß einem Vogelreiter entgegenzustellen.
    Jassam, der offenbar ihr Sprecher und Anführer war, verzichtete im Gegensatz zu Mythor darauf, seine Gefährten namentlich vorzustellen. Sie alle sahen aus, als hätten sie seit ein paar Mondwechseln kein Bad mehr genommen, und stanken dementsprechend. Jassam unterschied sich lediglich durch seinen hochgezwirbelten Schnurrbart von den anderen. Der Bart war das einzig Gepflegte an seiner Erscheinung. Sie waren ein gutes Dutzend wohlbewaffneter Männer, und Mythor nahm an, dass sie mehr als ein einzelnes Anwesen überfallen hatten. Wenn nicht Larashis Erzählung von den drei schwarzen Reitern gewesen wäre, hätte er nicht gezögert, diese Gruppe für den Überfall verantwortlich zu machen. Aber es wäre Selbstmord gewesen, ihnen das ins Gesicht zu sagen.
    »Wohin des Wegs?« fragte Jassam mit einem Unterton, der Mythor Unwohlsein bereitete.
    »Wohin der Wind uns weht«, sagte Sadagar.
    Ein zorniger Blick Jassams ließ ihn in sich zusammenkriechen. »Ich schätze es nicht, mit vorlauten Schwätzern zu reden«, sagte der Vogelreiter scharf.
    »Nach Horai«, sagte Mythor nach einem schnellen Blickwechsel mit Larashi.
    »Nach Horai«, wiederholte Jassam. »Soso.« Er lehnte sich etwas zurück in seinem Sattel. »Eigenartig, denn auch wir wollen nach Horai.«
    Er sprach es langsam und so aus, als wolle er sich seine Worte noch während des Sprechens sorgfältig überlegen. Aber Mythor schätzte, dass es keine Dummheit war, sondern Gerissenheit. »Was wollt ihr da?« fragte er.
    Jassam ließ sich jetzt aus dem Sattel gleiten, ein Zeichen, dass er sich völlig sicher fühlte. Die Laufvögel verhielten sich ruhig. Es war dem Anführer des Trupps nicht anzusehen, ob ihm Mythors Frage passte oder nicht. Doch er zögerte mit der Antwort. »Es gibt in Horai eine Festung des Shallad Hadamur«, sagte er schließlich. »Dort wollen wir uns als Krieger anwerben lassen, um in Logghard gegen die Dunklen Mächte zu kämpfen, die seit fast zehn mal fünfundzwanzig Sommern gegen die Stadt anrennen. Es muss ein Ende haben.«
    »Das ist äußerst lobenswert«, sagte Mythor, der Jassam keine Silbe glaubte. Aber er wollte keine Schwierigkeiten; nicht jetzt. Sie hatten schon so Probleme genug. Wenn es zum Streit kam, kam es auch zum Kampf, und den wollte Mythor vermeiden. Also war es besser, auf diesen Burschen einzugehen, so finster er auch sein mochte. Wieder einmal wünschte sich Mythor, er hätte seine Tiere und seine Ausrüstung noch bei sich.
    Jassam lachte rau. »Du sprichst wahr, Mythor«, sagte er. »Wie wäre es, wenn wir den Weg gemeinsam zurücklegen würden? Bis Horai ist es noch weit, und ihr seid zu Fuß.«
    Vorsicht! schrie es in Mythor.
    »Wir könnten euch mit auf unsere Orhaken nehmen«, bot Jassam mit öligem Grinsen an.
    Mythor schluckte. Er traute diesem Jassam nicht über den Weg. Nach Horai reiten und sich als Soldaten anwerben lassen – gut und schön, aber war es nicht viel gewinnträchtiger, vier Männer, die niemand kannte und die man unterwegs eingefangen hatte, an des Shallad Armee zu verkaufen? Mythor wechselte einen raschen Blick mit Sadagar und erkannte, dass auch der Steinmann ähnliche Befürchtungen hegte. Wenn sie erst einmal auf den Orhaken saßen, war es vielleicht zu spät. Denn mit Sicherheit würden sie vor den Reitern sitzen müssen. Mythor selbst hätte es nicht anders bestimmt, wenn er einen Fremden mit auf
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