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Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn

Titel: Mythor - 037 - Der Koloss von Tillorn
Autoren: Peter Terrid
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marmorierte Fels. Kleine blaue Flammen tanzten die Geäder entlang und versickerten im Fels. Ein warmes Dämmerlicht tauchte den Raum in ein mildes Rot, in dem jeder Umriss weich war, warm und nahezu behaglich.
    Mythor sah sich um. Er entdeckte Rokkun.
    Mehr als mannshoch war die Gestalt, ein vollständiges Ebenbild des riesigen Kolosses von Tillorn. Mythor schätzte, dass der Hüne mehr als zweieinhalb Meter maß. Er hatte die gleiche Haltung, die auch der Koloss eingenommen hatte. Ihm fehlte allerdings der Sonnenschild und natürlich das Gläserne Schwert.
    Das Helmvisier war geschlossen, die Gestalt stand reglos.
    Lebte Rokkun?
    Mythor trat vorsichtig näher. Es sah nicht so aus, als gebe es noch Leben in der Gestalt. Der Hüne bewegte kein Glied, auch nicht die Brust, um zu atmen.
    »Willkommen«, sagte eine tiefe Männerstimme.
    Mythor schrak zusammen. Der Hüne hatte sich nicht bewegt. Wer hatte gesprochen?
    »Was willst du, Fremder, in Rokkuns Reich?«
    Mythor sah sich um. Er suchte die Stimme, und er fand etwas anderes: den Sonnenschild. Er hing an der Wand.
    Mythor deutete auf das Rund des Schildes. »Ich will den Sonnenschild holen«, sagte er einfach.
    »Er gehört mir«, sagte Rokkun. Mythor konnte immer noch nicht feststellen, woher die Stimme kam. Der Einfachheit halber tat er so, als stamme sie von der marmornen Gestalt.
    »Benutzt du ihn, Mann aus Stein?« fragte Mythor. »Draußen in der wirklichen Welt werden die Menschen gepeinigt und gemartert, weil die Kräfte des Bösen überhandnehmen. Jeder Mann, jede Waffe wird in diesem Kampf gebraucht – der Sonnenschild ist zu schade, hier zu verstauben.«
    Etwas klirrte, Stahl auf Stahl. Dazu erklang ein heiserer Schrei der Wut.
    Mythor drehte sich um. Hinter ihm war der marmorne Ring zu erkennen, durch den er Rokkuns Refugium betreten hatte. In dem Raum zwischen den Steinen schimmerte es strahlend weiß. Und aus diesem Weiß heraus klang der Lärm.
    »Wie du hören kannst, bin ich nicht der einzige, der dich besucht«, sagte Mythor. Er vermutete, dass Luxon sich mit den Paladinen Rokkuns herumraufte. Mochte er, die fünf würden sich ihrer Haut zu wehren wissen. Möglich, dass sie das Problem Luxon für Mythor erledigten - ein für allemal.
    »Der Sonnenschild ist mein Eigentum, und ich denke nicht daran, ihn leeren Schwätzern zu überantworten.«
    »Die Welt widerhallt vom Klagegeschrei derer, die unter den Geißeln der Caer seufzen, und du fichst müßig mit Kämpfern des Lichtes um einen Besitz, der dir nichts mehr nützen kann.«
    »Schwätzer«, sagte Rokkun.
    Es war ein rätselhafter Raum, in dem sich Mythor aufhielt. Dunkelgrau, fast schwarz waren die Wände, die Decke, der Boden, erfüllt von einem hellroten Zwielicht. Das seltsame Licht gab dem Standbild ein bedrohliches Aussehen, aber Mythor empfand dennoch keine Furcht. Er war voller Zuversicht, dass er der rechte Mann am richtigen Ort sei – der Sonnenschild war für ihn bestimmt, er würde ihn sich holen.
    »Hast du auch meine Paladine hereingelegt mit deinen salbungsvollen Worten?«
    »Nein«, sagte Mythor ruhig. »Ich lege niemanden herein, am wenigsten solche, die ich zu meinen Freunden rechnen will, weil sie mit mir gegen die Übermacht des Bösen kämpfen.«
    »Pah«, machte Rokkun. »Du nennst dich den Sohn des Kometen? Und du kannst nichts als reden?«
    »Man nennt mich so«, bestätigte Mythor. »Und ich pflege mit Taten zu sprechen, wenn es Not tut. Hier sehe ich keinen Grund, die Waffe zu benutzen. Ich werde dieses herrliche Schwert, die lichte Waffe, nicht schwingen gegen Freunde im Licht.«
    »Es wird dir wenig anderes übrigbleiben, eitler Prahler«, sagte Rokkun. »Es schert mich nicht, wozu du dich berufen fühlst in deinem Wahn – auch der Sohn des Kometen selbst kann die Lichtwelt nicht mit der Flinkheit seiner Zunge gegen die Mächte des Grauens schirmen.«
    »Steinerner Narr«, gab Mythor grimmig zurück. »Wie viel Arbeit wird den Kämpfern der Dunkelheit noch bleiben, wenn wir uns gegenseitig schwächen?«
    »Dein Problem, Verwegener«, sagte Rokkun. »Jede Zeit hat ihre Helden, ihre Gesetze. Meine Zeit scheint sehr lange vorbei zu sein, wenn die Helden von heute nur mit dem Maul dreinzuschlagen wissen.«
    »Du bist seit langem tot und vergangen«, sagte Mythor kalt. »Dein grimmiges Gehabe passt nicht mehr zur Sache.«
    »Mag sein«, versetzte Rokkun. »Dennoch – der Sonnenschild ist mein, er wird mein bleiben, und wenn du ihn gewinnen willst, wirst du mich
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