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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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dreht sich um und geht davon.
    Emily huscht die Treppe runter. Richard ist beschäftigt und sieht sich nur kurz um zu ihr. Er löschte die Restglut mit Asche, ein Wassereimer steht neben ihm. Eigentlich müsste er in den Ställen sein, aber vermutlich wird er das nachholen. Hinter Emily hechelt es. Dort haben sich zwei Doggen aufgebaut wie Statuen und glotzen sie aus triefenden Augen an. Als sie sich bewegt, verziehen sich die Lefzen und knurren. Es ertönt ein Fingerschnippen, sie legen die Ohren an, jaulen und sinken zu Boden. Clifford Gald tritt ein. » Sie sind harmlos, wenn man sie nicht reizt, und wie Sie gesehen haben, sehr gehorsam. «
    » Gehorsam « , echot Emily. Liebe Güte, das ist ein Alptraum. Die Hunde sind Monster und sollen in diesem Haus leben? Sie gehören nach draußen in Zwinger. Er geht, und sie folgen ihm. Er verlässt das Haus. Seine und die Pfotenabdrücke der Hunde verunzieren den weißen Boden.
    » Lieber Gott! « , schreit Richard. Er kommt aufgeregt zu ihr. » Ich bringe ihn um. Ich bringe diesen Kerl um. Er behandelt mich wie einen Domestiken und erwartet tatsächlich, dass ich für ihn ... «
    Emily unterbricht ihren ungestümen Bruder. » Wenn wir es nicht tun, wird er Vater die Pension nehmen und er kommt ins Armenhaus. «
    Richard schnappt nach Luft. » Das heißt ... « Er verdreht die Augen. » Das heißt also, wir müssen diesem Kerl so lange zu Diensten sein, bis Vater stirbt? «
    » Solange Clifford Gald es wünscht « , nickt Emily, die ihren eigenen Worten kaum traut.
    Richard starrt sie an. » Vater ist erst dreiundvierzig. Er ist nur deshalb so krank ... «
    » ... weil er zu viel gesoffen und gespielt hat in seinem Leben « , fügt Emily hart hinzu. » Und letztendlich waren wir der Einsatz. Du hast es gehört. «
    » Dann soll Vater dafür büßen « , sagt Richard. Er wiegt das Schüreisen und sieht zur Haustür.  » Warum sollen wir dafür bezahlen, Emily? Will Gott so etwas? Predigt Vater McClure nicht stets, dass Gott ein Gerechter ist? Warum sollen wir die Sünden unseres Vaters auf uns nehmen? «
    » Willst du, dass er verhungert? «
    » Wir könnten trotzdem für ihn sorgen. Ich gehe nach London und arbeite im Hafen. Und du ... du ... «
    » Ich lande auf der Straße, meinst du? Ich war zeit meines Lebens auf dem Gut, und als vor zwei Jahren unsere Mutter starb, trat ich an ihre Stelle. Leider hatte ich, genauso wie sie, nicht die Kraft, unseren Vater von der Sünde abzuhalten. Sie starb, bei ihm wurde alles noch schlimmer, und nun sind wir die Letzten in der Reihenfolge. Das Rad der Fortuna hat sich weitergedreht, denn man kann es nicht aufhalten. «
    » Das will ich nicht! «
    » Ich auch nicht, Richard. Ich auch nicht. Aber haben wir eine Wahl? «
    » Dieser Gald ist unheimlich « , sagt Richard.
    » Er ist ein konsequenter Mann « , sagt Emily.
    Sie schrecken zusammen, als sich die Tür öffnet und huschen auf ihre Plätze, um die Befehle ihres Herrn auszuführen.
     
     
    In Bluehaven erzählte man sich über Clifford Gald dies und das. Egal, was es war, es endete stets mit den Worten: » Er ist ein Unmensch! «
    Das erste Mal hörte man von ihm, als er Streit mit einem Büttel bekam und diesen grün und blau schlug. Man verhaftete Gald, aber zwei Tage später war er wieder frei.  Das war ungewöhnlich, denn erst vor ein paar Monaten hatte man einen Mann, der sich Ähnliches erlaubt hatte, auf dem Dorfplatz gehenkt.
    Geld, er habe sagenhaft viel Geld, munkelte man. Bewiesen war das nicht, aber es galt als einzige Möglichkeit, sich freizukaufen.
    Als wolle Gald die Gerüchte bestätigen, kaufte er erst ein Gut, dann ein weiteres. Er erwies sich als kluger Geschäftsmann, zumindest nahm man das an, denn man bekam nie viel von ihm zu sehen. Das änderte sich erst, als eines seiner Güter abbrannte. Den Grund dafür erfuhr man nie, aber Clifford Gald ließ sich immer öfters in den Spelunken sehen, wo er mit den einfachen Männern spielte.
    Er verlor und er gewann. Stets hatte er eine gut gefüllte Geldbörse bei sich, und als man eines Tages versuchte, ihn zu überfallen, brach er drei Männern die Knochen, ohne selbst einen Kratzer abzukriegen.
    Danach blieb er eine Weile unsichtbar.
    Man hörte, dass er in Harrogate und Scarborough am Aufbau der Mineralwasserbäder beteiligt war, doch das war weit weg.
    Bis er eines Tages wieder auftauchte und erneut spielte, wobei er dem allseits geschätzten Kenneth Blackmore dessen Gut abnahm. Kenneth Blackmore galt als
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